Die Narren machen Jux und Radau
Nach dem Aus auch in Klosterlechfeld gibt es in der Region nur mehr elf größere Umzüge. Hier gibt es eine Übersicht: Den Auftakt macht am Wochenende ausgerechnet Augsburg, wo es schon lange kein Großereignis mehr gibt
Fasching ist eine ernste Angelegenheit – so ernst, dass manche Macher nicht mehr viel zu lachen haben. Strengere Sicherheitsauflagen machen ihnen das Lachen schwer, Musikkapellen machen nicht mehr ohne Weiteres mit, Ehrenamtliche nehmen keinen Urlaub mehr. So ist die Zahl der GaudiUmzüge in der Faschingsregion Augsburg stetig gesunken: In Gersthofen und Nordendorf gab es 2013 den letzten Auftrieb der Narren auf den Straßen. Jetzt hat es auch Klosterlechfeld erwischt: Die Lecharia wollte im vorigen Jahr vom Rummel mit riesigen Wagen zurück zum Straßenfasching „anno dazumal“. Doch der durchschlagende Erfolg blieb aus – und so kam vor wenigen Tagen das endgültige Aus für den Faschingsumzug – wie in Genderkingen an der Donau oder Kempten im Allgäu. Übrigens – dass in Augsburg der letzte Umzug 1975 rollte, daran kann sich ja schon fast niemand mehr erinnern.
Ansonsten aber sieht es in der Faschingsregion für die Narren immer noch gut aus. Elf größere Umzüge sind angekündigt. Und ein paar kleine gibt es auch noch. Hier die Übersicht für den Endspurt der närrischen Tage. Los geht’s – ausgerechnet – in Augsburg:
Das hat exklusiven Charakter: Am Sonntag, 24. Februar, begeben sich die Narren bei Augsburgs einzigem Faschingsumzug um 14 Uhr auf die Straßen. Los geht es vor dem Begegnungszentrum der Pfarrei St. Franziskus am Martin-Gomm-Weg. Angeführt wird der Gaudiwurm von Pfarrer Anton Schmid, der ein vergeistigtes „Jux und Radauuu in der Firnhaberauuu“übers Megafon erschallen lassen wird. Verkleidet ist er als Kapitän, weil er gemeinsam mit Kollege Manfred Krumm aus der Hammerschmiede in Ruhestand geht. Ein Faschingswagen in Form eines Schiffes ist dem 81-Jährigen gewidmet, damit er von Bord gehen kann.
Ihr 60-Jähriges feiert die Musikvereinigung Welden – sie steht mit den Laugnataler Faschingskrachern hinter dem Faschingsumzug, zu dem sich passenderweise 60 Wagen, Fußgruppen und Blasmusik-/Guggenmusikgruppen angemeldet haben. Der Umzug startet am Faschingssamstag um 14.30 Uhr. An der Route durch die Hofstetter-, Fugger-, Hut-, Schwarzbrunnen- und Talstraße sind Verpflegungsstände aufgebaut, moderiert wird das Geschehen am Rathaus und bei Baustoffe Schmalz. Am neuen Festplatz geht die Party im Festzelt ab 16.30 Uhr weiter. Eintrittsarmbänder gibts ab 13 Uhr.
Griesbeckerzell gilt als Narrenhochburg im Wittelsbacher Land. Die Faschingsgesellschaft Zell ohne See feiert unter dem Motto „We like to party“ihr 60-Jähriges. Zum Umzug am Sonntag werden wieder etwa 15000 Zuschauer erwartet. 28 Wagen und Fußgruppen bilden den Gaudiwurm, der sich um 14 Uhr in Bewegung setzt. Am Aichacher Volksfestplatz an der Schrobenhausener Straße fährt ab 12 Uhr ein Shuttlebus nach Zell und ab 16 Uhr zurück, um die Verkehrsbelastung im Ort zu reduzieren. Auswärtige Besucher, die mit dem Auto kommen wollen, werden von der Feuerwehr eingewiesen.
Hier startet der Umzug der Zusamtaler Bettschoner am Sonntag um 13 Uhr in der Nähe des Rothsees, wo es auch Parkplätze gibt. Durch die Augsburger Straße geht es zum Marktplatz, wo die Wagen angekündigt werden, und weiter über die Wertinger Straße. Nach dem Umzug kann die ganze Familie in der Schwarzbräuhalle weiterfeiern. An den Zugängen werden Eintrittskarten verkauft.
Hier geht es bereits um 12.30 Uhr los mit Rambazamba am Kirchplatz. Der Umzug startet dann um 13.33 Uhr. Dazu erwartet das Faschingskomitee der zweitkleinsten Gemeinde im Wittelsbacher Land 35 Faschingswagen und Fußgruppen sowie rund 5000 Besucher. Während des Umzugs ist Schmiechen per Verordnung eine schnapsfreie Zone. Anschließend kann im Partyzelt auch mit Hochprozentigem gefeiert werden. Dazu gibt es Musik von DJ Mr. Hampp.
Traditionell schlängelt sich der Gaudiwurm am Faschingssonntag durch Wehringen: Zum 45. Mal wird es ab 14 Uhr wieder bunt in der Dorfmitte: „Apres Ski“lautet das Motto. Rote Hüte werden das Erkennungszeichen aller Narren sein: Sie sind das Abzeichen, die als Eintritt verkauft werden. Der Faschingsklub hat einen Shuttlebusservice von den Parkplätzen nördlich und südlich des Ortes eingerichtet. Nach dem Umzug wird im beheizten Zelt auf dem Rathausplatz und in der Turnhalle weiter gefeiert.
Unter dem Motto „Familienfasching“steht der Umzug in Friedberg, der um 14 Uhr startet. Harter Alkohol ist verboten, die Lautstärke der Musik ist auf ein Niveau begrenzt, das auch Kinderohren taugt, und die Stadt sponsert Bonbons. Nach dem Umzug herrscht buntes Treiben auf dem Marienplatz und für Jugendliche gibt es eine Party in der Garage Ost – testweise wieder mit Alkohol.
Los geht es am Faschingsdienstag um 14.14 Uhr. Der Faschingszug beginnt und endet an der Schulstraße und führt durchs Zentrum. An der Apotheke, am Rathaus und an der Bushaltestelle Hauptstraße werden die Umzugsteilnehmer vorgestellt. An der Strecke gibt es Imbissstände. Der Eintritt ist wie gewohnt frei. Die Organisatoren sind aber für Spenden dankbar, die Sammler sind während des Umzuges unterwegs. Anschließend gibt es einen Kehraus in der Mehrzweckhalle mit Deejay-Short.
Die Deubachia hat für ihren Gaudiwurm am Faschingsdienstag ab 14.14 Uhr den Verlauf geändert. Er führt jetzt über die gesamte St.-Gallus-Straße. Auch hier sind Spenden erwünscht, Eintrittssticker werden an den Zugängen verkauft. In Deubach gibt es nicht allzu viele Parkmöglichkeiten: Das bedeutet: Möglichst früh kommen!
Am Faschingsdienstag ab 15.15 Uhr ist der Elfinger Faschingsumzug zwischen Ortlfingen und Ehingen zu bewundern. Bei dem familienfreundlichen Umzug sind nur Fußgruppen, kleine Gefährte und Handwägen zugelassen.
In Schwabmünchen geht es schon in Richtung Kehraus: Der Faschingsumzug startet um 17.11 Uhr. Los geht es an der Fuggerstraße bei der Kirche nach Norden bis zur Polizei, wo der Zug wendet. Ende ist am Schrannenplatz, wo die Kehraus-Party stattfindet. Erwartet werden rund 10 000 Zuschauer und 50 Wagen.
Übrigens wird in Klosterlechfeld auch ohne Umzug gefeiert: Ab 14.30 Uhr steigt bei freiem Eintritt die Kehraus-Party mit DJ EmKay im Feuerwehrhaus. Seit mehr als 200 Jahren gibt es Schöffel in Schwabmünchen. Und wenn es nach Firmenchef Peter Schöffel geht, wird dies auch noch viele Jahre so bleiben. Der Unternehmer, der den Spezialisten für Outdoor-Bekleidung in der siebten Generation führt, legte gegenüber unserer Zeitung ein Bekenntnis zum Standort Schwabmünchen ab: „Auch wenn wir in anderen Ländern produzieren – das Herz und der Kopf von Schöffel sind und bleiben in Schwabmünchen. Wir sehen überhaupt keine Notwendigkeit, das zu ändern.“ Ein brenzliger Fund ist der Polizei in Gersthofen gemeldet worden. Im Bereich des Lechs wurde eine Handgranate aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Die Polizei alarmierte zur Entschärfung die Kollegen des Kampfmittelräumdiensts. Die Handgranate wurde eingesammelt und von den Spezialisten entsorgt. Dieser Vorfall war nicht der erste dieser Art: Im August 2016 hatte ein Bub bei Gersthofen ein Stück Munition und einen Teil einer Handgranate auf einer Kiesbank gefunden – und mit nach Hause gebracht. Der Langweider Gemeinderat hat die Kosten-Notbremse gezogen: Wie in Gersthofen und Meitingen sollte der Bahnhof im Juni mit einer neuen Fußgängerunterführung samt Rampen barrierefrei gemacht werden. Doch bei der Ausschreibung stellte sich heraus, dass das Vorhaben mit 5,6 Millionen Euro fast doppelt so teuer käme als veranschlagt. Diese Mehrkosten seien derzeit nicht zu verkraften, waren sich alle Fraktionen einig. Die nächste Möglichkeit zum Umbau besteht laut Bahn erst 2022. Naturfrevel oder Pflegemaßnahme? An dieser Frage scheiden sich in Friedberg die Geister. Die Stadt hat in den vergangenen Wochen zahlreiche Büsche und Sträucher kräftig zurückschneiden lassen. Daran entzündet sich nun Bürgerprotest, von einem totalen Kahlschlag ist die Rede, es gingen Nahrung und Nistplätze für die Vögel verloren. Bürgermeister Roland Eichmann verteidigt den Rückschnitt als sachgerechte Pflegemaßnahme, wie sie von Natur- und Landschaftsschutzverbänden empfohlen werde. Dadurch werde der Artenschutz sogar verbessert.