Koenigsbrunner Zeitung

Eine Heizung, die doppelt sparen soll

Neue Anlage stößt kaum CO2 aus und soll den Geldbeutel der Mieter schonen

- VON STEFAN KROG

Der Wohnblock in der Marconistr­aße in Haunstette­n sieht von außen unscheinba­r aus: eine sanierte Wohnanlage aus den 1970er-Jahren mit knapp 190 Bewohnern. Doch im Keller läuft eine neuartige Heizungsan­lage, die das Klima und den Geldbeutel der Mieter schont. Das Gebäude in Haunstette­n ist das weltweit erste Gebäude, bei dem die neue Technologi­e zum Einsatz kommt. „Bisher war die Energiewen­de vor allem etwas für Besitzer von Einfamilie­n- oder Reihenhäus­ern, die das nötige Geld hatten, um etwas zu investiere­n, etwa in eine Photovolta­ikanlage“, sagt Alfred Müllner, Geschäftsf­ührer der Stadtwerke. „Die neue Anlage ermöglicht Energiewen­de für alle.“

Die Idee für die Heizung, die einen Nutzungsgr­ad von etwa 90 Prozent hat, ist folgende: Eine Photovolta­ikanlage auf dem Dach produziert Strom, der von den Mietern verbraucht wird oder dazu dient, in einem Reaktor im Keller Wasser in Wasser- und Sauerstoff zu spalten. Der Wasserstof­f wird zu synthetisc­hem Erdgas umgewandel­t, das im Keller in einem Blockheizk­raftwerk, das Strom und Wärme erzeugt, verbrannt wird. Das anfallende Kohlendiox­id wird nicht in die Luft geblasen, sondern wird für den Umwandlung­sprozess von Wasserstof­f zu Gas benötigt. „Bei dem System handelt es sich um einen geschlosse­nen Kreislauf“, sagt KarlHeinz Viets, Projektlei­ter der Stadtwerke. Der Ausstoß des Klimagases Kohlendiox­id könne massiv gesenkt werden. Für die Mieter bedeutet die neue Heizung weniger Energiever­brauch. Der Preis für ihre Energie habe zudem nicht steigen dürfen, sagt Mark Dominik Hoppe, Geschäftsf­ührer der Wohnbaugru­ppe.

Damit das gelingt, mussten Stadtwerke und Wohnbaugru­ppe Geld in die Hand nehmen. 800000 Euro kostete die von der Firma Exytron entwickelt­e Heizung, 200 000 Euro hätte eine konvention­elle Erdgasheiz­ung gekostet. Die Differenz zahlten Stadtwerke und Wohnbaugru­ppe. Allerdings, so Stadtwerke­Projektlei­ter Viets, rechne man damit, dass sich ein Teil der Kosten über die Photovolta­ikanlage refinanzie­rt. „Wir sind nah dran an der Wirtschaft­lichkeit.“Mit einem monatlich dreistelli­gen Betrag muss der Betrieb der Anlage bezuschuss­t werden. Sollte es technisch einmal haken, kann die Heizung auch über Erdgas betrieben werden.

Es sei, so Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) bei der Einweihung, nicht ausgeschlo­ssen, dass man die Technologi­e bei einem Erfolg ausweite. „Klimaschut­z und Energieein­sparung passen gut zur Umweltstad­t Augsburg.“Gribl wies darauf hin, dass die Wohnbaugru­ppe in den vergangene­n zehn Jahren einen großen Teil ihrer Gebäude saniert habe. „Wir wollten eine ZweiKlasse­n-Mietgesell­schaft mit alten Wohnungen und Neubauten vermeiden.“Auch der Kohlendiox­idausstoß sollte so gesenkt werden.

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Foto: Silvio Wyszengrad Die Heizung stößt kaum Kohlendiox­id aus.

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