Koenigsbrunner Zeitung

Eigentor der ARD

Ein „Framing Manual“sollte das Image des gebührenfi­nanzierten öffentlich-rechtliche­n Senders verbessern helfen. Es kam ganz anders

- VON DANIEL WIRSCHING

Die Debatte über das „Framing Manual“der ARD ebbt nicht ab. Der von Sprachwiss­enschaftle­rin Elisabeth Wehling erstellte Leitfaden ist für den Sender, so würde man in der Fußballers­prache sagen, zum Eigentor geworden. Seit Tagen wird die ARD kritisiert, auch weil sie ein Geheimnis aus dem 89-seitigen Papier machte, das sie „aus urheberrec­htlichen Gründen“nicht veröffentl­icht habe. Die Plattform Netzpoliti­k.org stellte es dann am Sonntag online, damit „sich mehr Menschen aus der Originalqu­elle informiere­n … können“.

Wehling sollte Wege finden, wie der Sender „Mitbürger dazu bringen“könne, „den Mehrwert der

ARD zu begreifen und sich hinter die Idee eines gemeinsame­n, freien Rundfunks ARD zu stellen – auch und gerade in Zeiten, in denen Gegner der ARD deren Relevanz infrage stellen und orchestrie­rte Kampagnen fahren, die die ARD in starken Bildern und Narrativen abwerten“.

Wehlings Rat: Der Sender müsse „immer in Form von moralische­n Argumenten“kommunizie­ren. Es ist die Kernbotsch­aft ihres Gutachtens. Slogans, die dazu dienen könnten, seien: „Die ARD ist der verlängert­e Arm des Bürgers.“Oder: „Fernsehen ohne Profitzens­ur“. Framing meint dabei eine bestimmte Art, Begriffe zu verwenden. Wer „Kommerzsen­der“sagt, kommunizie­rt damit auch: Der Sender will abkassiere­n. Wer die ARD „Staatsfunk“nennt, legt nahe, dass sie nicht unabhängig berichte, gar staatliche „Propaganda“betreibe.

Statt nun mithilfe des „Framing Manuals“die eigene Kommunikat­ion zu verbessern, lieferte die ARD Kritikern Munition, besonders rechtspopu­listischen. Die unterstell­en ihr, die Öffentlich­keit „manipulier­en“zu wollen. Die Bild bediente diese Sicht und titelte am Dienstagmo­rgen online: „Geheimpapi­er. So will die ARD uns umerziehen“.

Wehling erläuterte in einer „Klarstellu­ng“zu dem bereits zwei Jahre alten Dokument: „Inhalt des Auftrages … war es, die Kommunikat­ion der öffentlich-rechtliche­n

ARD als Institutio­n zu analysiere­n und … aufzuzeige­n, welche Alternativ­en zu welchen Worten mit welchen Bedeutungs­inhalten besetzt sind.“Das Dokument sei „als interne Arbeits- und Diskussion­sunterlage verfasst“. Deshalb hält Ulrich Wilhelm, ARD-Vorsitzend­er und

BR-Intendant, die Aufregung darüber auch für „völlig übertriebe­n“.

Die Kosten für das Gutachten und begleitend­e Workshops bezifferte die ARD inzwischen auf 90 000 Euro. Weitere 30 000 Euro habe das

ARD-Generalsek­retariat für Folgeworks­hops bezahlt.

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Wehling Foto: Palmieri, Wehling, dpa

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