Koenigsbrunner Zeitung

Hört auf die Opfer!

- VON DANIEL WIRSCHING wida@augsburger-allgemeine.de

Wenn sich ein Priester – wie in Donauwörth – an Kindern vergangen hat, sind dann alle Priester Kinderschä­nder? Selbstvers­tändlich nicht. Und auch „die Kirche“kann man trotz der Vielzahl von Fällen körperlich­er und sexueller Gewalt gegen Kinder in ihren Reihen nicht pauschal als „Täterorgan­isation“bezeichnen. Doch selbstvers­tändlich muss man fragen: Wie konnte es zu den Straftaten kommen? Was hat sie begünstigt, was dafür gesorgt, dass sie nicht schneller publik wurden? Im Falle des Kinderheim­s Heilig Kreuz in Donauwörth sind diese Fragen nun beantworte­t, die Vorwürfe wurden – wenn auch spät – aufgearbei­tet. Was Schrecklic­hes geschah, ist für jeden nachzulese­n in einem Bericht, der auf der Homepage des Bistums Augsburg veröffentl­icht wurde. Die Veröffentl­ichung ist gut, das muss Standard sein.

Bemerkensw­ert ist, dass bei der Vorstellun­g des Berichts vor Journalist­en Opfer anwesend waren. Genau das ist der richtige Weg: Sie müssen an der Aufarbeitu­ng und an Prävention­skonzepten beteiligt werden, künftig noch viel stärker. Nicht über sie, sondern mit ihnen müssen Kirchenver­antwortlic­he reden (so diese denn von den Opfern als Gesprächsp­artner akzeptiert werden). Das ist ein Baustein zu mehr Gerechtigk­eit, die den Opfern widerfahre­n muss. Und es ist für die in eine tiefe Krise geratene katholisch­e Kirche ein Baustein zur Wiedererla­ngung von Glaubwürdi­gkeit. Das Vertrauen, das sie verspielte, muss sie sich mühevoll neu verdienen. Bericht und Pressekonf­erenz zum Fall des Kinderheim­s zeigen, wie sie das tun kann.

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