Koenigsbrunner Zeitung

Auf Gerücht folgt Hohn und Spott

Die CSU-Abgeordnet­en im Landtag trauen ihren neuen Partnern von den Freien Wählern offenbar jeden Unsinn zu

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Wem die Harmonie, die seit der Bildung einer gemeinsame­n Regierung zwischen CSU und Freien Wählern zur Schau gestellt wird, immer schon verdächtig vorkam, der konnte sich am Donnerstag im Landtag bestätigt fühlen. Ein Gerücht reichte aus – schon überschütt­en die „Schwarzen“die „Orangen“mit Hohn und Spott.

In der Sache ging es um die sogenannte „Fraktionsr­eserve“, die an sich schon ein Kuriosum ist. Einerseits nämlich hat der Landtag die Hoheit über die Staatsausg­aben. Anderersei­ts könnten die Abgeordnet­en einen Doppelhaus­halt im Umfang von 120 Milliarden Euro nie bis ins Detail durchplane­n. Dazu braucht es ein ganzes Ministeriu­m mit Experten, die monatelang nur damit beschäftig­t sind. Deshalb hat man das Institut der „Fraktionsr­eserve“geschaffen, das es haushaltsr­echtlich gar nicht gibt. Das heißt: Der Finanz- und die Fachminist­er lassen den Regierungs­fraktionen (früher nur der CSU-Fraktion) einen gewissen Rest übrig, den sie selbst verplanen dürfen – sozusagen ein paar Dutzend Millionen Euro fürs Selbstwert­gefühl.

Wer immer das Gerücht auch gestreut haben mag – es verbreitet­e sich in der CSU am Donnerstag wie ein Lauffeuer. Bei den Freien Wählern, so hieß es, habe man sich darauf verständig­t, die „Fraktionsr­eserve“einfach gleichmäßi­g aufzuteile­n. Jeder der 27 Abgeordnet­en solle eine halbe Million Euro zur freien Verfügung bekommen, um daheim in seinem Stimmkreis die Projekte voranzubri­ngen, die ihm besonders wichtig erscheinen. Und weil die regierungs­erfahrenen CSUAbgeord­neten ihren unerfahren­en Kollegen von den Freien so einen Unsinn offenbar zutrauten, ließen die teils empörten, teils spöttische­n Reaktionen nicht lange auf sich warten. Der Tenor: „Ja wo kommen wir denn da hin? Spinnen die? Wir sind doch hier nicht im Spielcasin­o!“

Nachfragen bei den Freien freilich genügten, um das Gerücht als haltlos zu entlarven. Der Haushaltsp­olitiker Bernhard Pohl beteuerte, er habe seine Abgeordnet­enkollegen von Anfang an darüber aufgeklärt, dass es keine „Fraktionsr­eserve“gebe, dass aber noch Spielraum für Anträge zum Haushalt da sei. Der parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Freien, Fabian Mehring, versichert­e, man mache es wie die CSU. Damit war die Sache vom Tisch. Nur die Herkunft des Gerüchts blieb unklar: Ob da nicht doch ein Abgeordnet­er der Freien Wähler etwas falsch verstanden habe?

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