Sanierungsfall Kirche
Bauarbeiten Morsch, marode, undicht: Die Gotteshäuser der Pfarreiengemeinschaft Schwabmünchen sind in einem schlechten Zustand. Sie werden nun auf Vordermann gebracht
Morsch, marode, undicht: Die Kirchen der Pfarreiengemeinschaft Schwabmünchen sind beinahne zeitgleich baufällig. Die Sanierung kostet Millionen.
Schwabmünchen Die Kirchen in Schwabmünchen, Mittelstetten, Schwabegg sind altehrwürdige Bauwerke, aber alle baufällig. Einen Überblick über alle Sanierungsarbeiten, die anstehen oder bereits erledigt sind, gab kürzlich Pfarrer Leutgäb und Architekt Christian Bosse beim Pressegespräch. Seine schriftliche Zusammenfassung über die Kirchen liest sich wie eine schlechte Immobilienanzeige: Dach undicht, Holzwurmbefall, Balken marode, statische Probleme, Fäulnis und Frostschäden sind nur Beispiele. Das alles zu reparieren kostet Millionen, die sich Kirchenstiftung, Diözese, Stadt, Landkreis und weitere Behörden teilen – wobei die Diözese den Löwenanteil übernimmt, in der Regel 60 Prozent. Die Stadt schießt üblicherweise zehn Prozent zu (siehe Infokasten).
Warum nun alle Kirchen nahezu gleichzeitig saniert müssen, erklärt sich Leutgäb so: „Nach dem Krieg wurden viele Kirchen wieder aufgebaut oder saniert, dann erneut nach 30 bis 40 Jahren und dieses Intervall ist jetzt wieder abgelaufen, deshalb besteht nun Handlungsbedarf.“Zudem habe es vor einigen Jahren nach dem Einsturz einer Eislaufhalle in Bad Reichenhall Standfestigkeitsprüfungen und andere Untersuchungen gegeben, die zahlreiche Mängel ans Tageslicht gebracht hatten.
● Frauenkirche Das Kirchlein (erbaut 1489) gegenüber der Polizeistation in Schwabmünchen hat es wohl am schlimmsten erwischt. Der schiefe Trum ragte nach Osten und war gar einsturzgefährdet. Der Turm, der nachträglich 1848 errichtet worden war, hatte statische Probleme, morsche Balken trugen ihn. „Der Turm stützte sich auf Balken, die praktisch nicht mehr vorhanden waren. Ich weiß nicht, wie lange er noch gestanden wäre, hätten wir bei der Überprüfung nicht so genau hingeschaut“, verdeutlicht Leutgäb den schlechten Zustand. Dieses Problem ist mittlerweile behoben. Seit Herbst 2017 ist die Kirche geschlossen und wird renoviert. Im Inneren der Frauenkirche wütete zudem der Holzwurm, in der Mauer steigt Feuchtigkeit auf und die Elektrik war veraltet. Mittlerweile wurde der Turm mit einer Stahlkonstruktion gestützt, der Innenraum begast, um den Holzwurm loszuwerden, das Dach neu gedeckt, die Uhr renoviert und die Elektrik erneuert. In den kommenden Wochen und Monaten wird noch der Außenputz erneuert, die Fassade gestrichen, die Orgel und die Kirchenbänke wieder eingebaut. Am 1. Mai soll die Kirche zumindest innen fertig sein und mit einem Gottesdienst wiedereröffnet werden. „Wir müssen zumindest innen rein, weil bereits einige Hochzeitstermine vereinbart sind“, so Leutgäb. Im Herbst soll dann auch außen alles fix und fertig sein. Die Gesamtkosten für die Renovierung der Frauenkirche belaufen sich auf etwa 905000 Euro.
● Sankt Michael Die Kirche wurde ursprünglich um 1230 erbaut, aber beim Bombenangriff auf Schwabmünchen im März 1945 zerstört. Zwei Jahre später wurde sie wieder aufgebaut. Die Mängelliste an der Schwabmünchner Stadtpfarrkirche ist lang: Feuchtigkeit im Mauerwerk, Putzschäden am Kirchturm, Fäulnis im Dachstuhl, statische Probleme der Deckenkonstruktion im Kirchenschiff und ein problematisches Raumklima machen dem Gotteshaus unter anderem zu schaffen. Das Mauerwerk ist bereits trocken gelegt worden. Momentan wird der große stadtbildprägende Kirchturm komplett eingerüstet, um ihn zu sanieren, schadhafte Putzstellen auszubessern, die Zifferblätter und Zeiger der Uhr zu erneuern. Bis November sollen diese Arbeiten abgeschlossen sein. Im Frühjahr 2020 geht es dann mit dem Kirchenschiff und den Anbauten weiter. Der Dachstuhl muss instandgesetzt und das große Dach neu eingedeckt werden. Elektrik und Beleuchtung stehen ebenfalls auf der To-do-Liste, ebenso wie Malerarbeiten im Inneren, ein neuer Fassadenanstrich außen und einiges mehr. Kostenpunkt insgesamt: etwa 2,21 Millionen Euro. Eine Schließung der St. Michael Kirche wird voraussichtlich wegen der Sanierung nicht nötig sein, prognostiziert der Architekt.
● Mariä Himmelfahrt Die neugotische Kirche wurde 1874 in Schwabegg errichtet. Der Backsteinbau, der für unsere Gegend eher untypisch ist, prägt das Dorfbild. Die Sanierung der Pfarrkirche begann bereits 2015 und ist beinahe abgeschlossen. Frostschäden an der Eingangstreppe wurden ebenso beseitigt wie Feuchtigkeit im Mauerwerk, Fäulnis zwischen Kirchenbänken und Mauer, verwitterte Zifferblätter und statische Probleme am Dachstuhl. In der Kirche gibt es nun eine moderne Sitzbankheizung sowie eine Induktionsschleife für Hörgeschädigte. Kostenpunkt: 450 000 Euro. Ein barrierefreier Zugang zur Kirche ist zwar geplant, momentan aus Kostengründen aber nicht umsetzbar. Durch eine neue Maueröffnung auf der Westseite könnte ein solcher Zugang geschaffen werden. Das kostet aber etwa 70000 Euro. „Allein kann das die Kirchenstiftung nicht stemmen“, sagt Leutgäb. Er ist derzeit in Gesprächen mit der Diözese wegen eines Zuschusses. „Wir haben das Vorhaben im Moment zurückgestellt, sind aber wild entschlossen, es zu machen“, so der Pfarrer.
● Sankt Magnus Die Kirche in Mittelstetten hat Probleme am Dachstuhl des Kirchenschiffs und teilweise Feuchtigkeits- und Putzschäden. Eine Sanierung steht in naher Zukunft an. Derzeit werden der genaue Sanierungsbedarf und die Kosten ermittelt. Einen konkreten Zeitplan für die Sanierung gibt es noch nicht.