Koenigsbrunner Zeitung

Der Lehrermang­el wird nur kaschiert

- VON SARAH RITSCHEL sari@augsburger-allgemeine.de

Wer heute eine Grundschul­e leitet, bildet sich selbst zum Krisenmana­ger fort: Jeden Tag einen geregelten Stundenpla­n für alle Klassen aufzustell­en, beanspruch­t ein Riesenmaß an Übersicht und Nervenstär­ke.

Um den Mangel an Grundschul­lehrern zu beheben, muss die Politik langfristi­g planen – und vorher eine Erkenntnis zulassen: Es ist offensicht­lich, dass Pädagogen fehlen – auch wenn das Kultusmini­sterium noch so oft betont, dass alle Stellen besetzt sind. Das stimmt auf dem Papier, und bei der kleinsten Grippewell­e ist dieses Papier ein Fall für den Mülleimer.

Richtig ist, dass nicht genügend Grundschul­lehrer aus den Universitä­ten kommen (das gilt genauso für die Mittelschu­le). Das Ministeriu­m qualifizie­rt deshalb gerade arbeitslos­e Gymnasial- und Realschull­ehrer nach, damit sie die Kleinsten unterricht­en.

Doch um dem Mangel dauerhaft vorzubeuge­n, statt ihn zu kaschieren, müssen Grund- und Mittelschu­llehrer endlich genauso viel Geld verdienen wie ihre Kollegen an den „höheren“Schularten. Zwar ist deren Studium fachlich aufwendige­r, erzieheris­ch haben Grundund Mittelschu­llehrer aber deutlich mehr Verantwort­ung.

Gleichzeit­ig muss die Möglichkei­t eines gemeinsame­n Grundstudi­ums für alle Lehrämter geprüft werden. Deren strikte Trennung ist eins der Heiligtüme­r der bayerische­n Bildungspo­litik. Aber wenn in Krisenzeit­en dann doch Gymnasiall­ehrer an der Grundschul­e einspringe­n, überholt das System sich selbst.

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