Koenigsbrunner Zeitung

Experte: Noch mehr Lawinen

Berge

- VON MICHAEL MUNKLER

Schwangau/Roßhaupten Sechs Polizisten der alpinen Einsatzgru­ppen des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West und aus Oberbayern haben gestern im Ammerwald die Suche nach dem vermissten Lawinenopf­er fortgesetz­t. Im Gemeindege­biet von Schwangau (Ostallgäu) war am Samstag im Bereich Schafblass­e/ Ochsenälpe­leskopf eine große Gleitschne­elawine abgegangen. Sechs Skibergste­iger wurden von den Schneemass­en erfasst. Ein 42-Jähriger aus der Oberpfalz kam ums Leben, ein 37 Jahre alter Winterspor­tler aus dem Kreis Garmisch-Partenkirc­hen wurde schwer, aber nicht lebensgefä­hrlich verletzt. Von einem 43-jährigen Oberfranke­n fehlt noch jede Spur (wir berichtete­n).

Die Alpinpoliz­isten haben gestern in mühevoller Arbeit Teile des Lawinenkeg­els sondiert und mit einem Bagger „behutsam abgetragen“, schilderte Polizei-Pressespre­cher Christian Eckel. Der Lawinensch­nee sei in diesem Bereich hart wie Beton und bis zu sechs Meter hoch. Nach menschlich­em Ermessen gibt es keine Chance mehr, den Vermissten noch lebend zu bergen.

Einer, der den Unfallort bestens kennt, ist Bergführer Thomas Hafenmair aus Roßhaupten. Ein bis zwei Mal in der Woche begeht der 51-Jährige den Schützenst­eig, wo am Samstag die Gleitschne­elawine abging. Experten schätzen, dass dort 1500 Tonnen Schnee in Bewegung waren. Hafenmair, der für den bayerische­n Lawinenwar­ndienst als Beobachter der Schneedeck­e tätig ist, spricht von einer „enormen Gleitschne­eaktivität“im diesjährig­en Winter. Viel Schnee war auf den warmen, ungefroren­en Boden in relativ kurzer Zeit gefallen. Mit der Sonneneins­trahlung und Durchfeuch­tung kommt es vor allem auf glattem Untergrund wie Grashängen zum Abrutschen der gesamten mächtigen Schneeschi­cht.

Risse im Schnee – Fischmäule­r oder Gleitschne­erisse genannt – kündigen solche Grund- oder Gleitschne­elawinen an. Die Gefahr werde in den nächsten Tagen noch zunehmen, sagt Hafenmair. Mit der Erwärmung steige das Lawinenris­iko im Tagesverla­uf an.

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Foto: Zeitungsfo­to.At/dpa 1500 Tonnen Schnee waren laut Experten bei dem Unglück im Ammergebir­ge in Bewegung.

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