Reuter stützt Baum und fordert die Mannschaft
FCA Der Geschäftsführer Sport nimmt nach einem Krisengespräch die Spieler in die Pflicht und setzt weiter auf seinen Cheftrainer Manuel Baum. Der sieht sein Team hinter sich und schließt einen eigenen Rücktritt definitiv aus
Augsburg Als am Montag um 12.15 Uhr die Presseabteilung des FC Augsburg per Mail das wöchentliche Medienangebot vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund verschickte, war die Frage schnell geklärt, ob Manuel Baum auch am Freitagabend (20.30 Uhr, Eurosportplayer) noch Cheftrainer des Bundesligisten sein wird. Er wird. Denn am Mittwoch wird er zusammen mit Spieler Michael Gregoritsch die obligatorische Pressekonferenz vor dem 24. Bundesligaspieltag bestreiten. Der FCA hält auch nach der 1:5-Pleite beim SC Freiburg, der 13. Niederlage in dieser Saison, an Baum fest.
Warum, das erklärte Geschäftsführer Sport, Stefan Reuter, gestern am Spätnachmittag direkt auf dem Trainingsplatz. Den trainingsfreien Montag hatte Manuel Baum seiner Mannschaft gestrichen, doch anstatt Strafarbeit gab es ein teamförderndes „Ball-über-die-Schnur“-Turnier. Nach 50 Minuten war Schluss, dann stellte sich zuerst Manuel Baum den Fragen der Medien, ehe Reuter vor die Kameras und Mikrofone trat.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass Reuter am Trainingsplatz Interviews gibt. Ungewöhnlich war aber, dass dies im Vorfeld explizit angekündigt wurde. Es war dann auch der erwartete Schulterschluss mit dem Trainer. Allerdings beantwortete er die Frage, ob er bis zum Saisonende an Manuel Baum festhalte, nicht mit einem einfachen „Ja“, sondern etwas ausweichend: „In jedem Fall halten wir jetzt an Manuel Baum fest und wir wollen die Diskussion jetzt auch nicht.“
Dafür nahm er die Mannschaft in die Pflicht: „Wir haben eine klare Forderung und Appell an die Mannschaft: Sie muss die Grundtugenden zeigen, dann sind wir in den letzten Jahren immer belohnt worden.“
Aggressivität, Zweikampfstärke, Laufbereitschaft und das gegenseitige Unterstützen hatte der FCA besonders in der ersten Halbzeit in Freiburg vollkommen vermissen lassen. Baum bezeichnete die ersten 45 Minuten als blutleer, für Reuter war „die erste Halbzeit das Schlechteste, was ich bisher gesehen habe“.
Dementsprechend lange dauerte das Krisengespräch, das Reuter und Baum am Sonntag mit der Mannschaft geführt hatten: „Normalerweise geht die Spielnachbereitung zehn bis 15 Minuten. Diesmal war es aber deutlich länger“, erklärte Baum. Denn es sei kein Monolog von ihm gewesen, sondern ein Dialog mit der Mannschaft.
Thematisiert wurden dabei die leistungsmäßigen Schwankungen: einem guten Auftritt gegen Mainz (3:0) folgte ein 0:4 in Bremen. Dann man gegen Bayern (2:3), ehe das 1:5 in Freiburg den Tiefpunkt bedeutete.
Dabei seien die FCA-Profis „unglaublich selbstkritisch“gewesen, hatte Reuter festgestellt. Und darauf begründet sich seine Hoffnung auf eine Trendwende: „Mir macht es Mut, dass jeder Einzelne in der Mannschaft die Fehler offen angesprochen hat und das Bewusstsein dafür absolut da ist.“Reuter weiter: „Jetzt ist es aber wichtig, dass die Reaktion kommt. Die Fans im Stadion wollen sehen, dass du marschierst und kämpfst.“
Die Ergebnisse der Ursachenforschung und die konkreten Wege aus der Krise wollten Reuter und Baum aber nicht öffentlich machen. „Wir haben Lösungsansätze herausgearbeitet. Es ist mir aber ganz wichtig, dass das intern bleibt“, sagte Baum.
Und Reuter erklärte: „Es geht nicht, dass wir über die Analyse die Sitzung und Besprechung hier öfspielte fentlich diskutieren. Man kann da auch sehr viel zerreden.“
Doch auch wenn Reuter nicht konkret auf die Maßnahmen eingehen wollte, war aus seinen Statements durchaus herauszuhören, dass sich nicht nur die Spieler ändern müssen, sondern auch die Arbeitsweise des Trainerteams. Reuter sagte: „ Dass Ideen da sind, wie Impulse gesetzt werden können und wie man vielleicht das eine oder andere noch mehr rauskitzeln kann, haben wir gesagt. Da wurde das eine oder andere auch intern besprochen. Aber das alles Entscheidende ist die Reaktion auf dem Platz.“
Und die muss am Freitag gegen den Tabellenführer aus Dortmund deutlich ausfallen. Wenn nicht, ist zu befürchten, dass die katastrophale Vorstellung in Freiburg nicht nur ein einmaliger Fehltritt war, sondern auf strukturelle Probleme in dieser Saison hinweist. Dass vielleicht doch die Einstellung einiger Spieler nicht stimmt oder das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft doch nicht so gut ist, wie immer behauptet wird.
Baum ist aber felsenfest davon überzeugt, dass die Mannschaft weiter hinter seinen Spielideen steht: „Hundertprozentig. Da gibt es gar keinen Zweifel. Das geht aus jedem Gespräch und aus jedem Training hervor. Klar bekomme ich die eine oder andere Info, dass wieder Sachen interpretiert werden wie in die Auswechslung von Daniel Baier, die völlig in die falsche Richtung gehen.“Für ihn sei aber nur eines wichtig: „Ich weiß, wie es nach innen hin ist, und da ziehen wir alle an einem Strang.“
Einen eigenen Rücktritt schloss er aus. „Definitiv nicht“, antwortete der 39-Jährige auf eine entsprechende Frage. „Mir liegt der Verein extrem am Herzen, ich versuche jeden Tag, mein Bestes zu geben, das versuchen wir alle zusammen“, sagte Baum am Montag. „Dass in solchen Situationen der Trainer in der Kritik steht, ist das Normalste der Welt.“Angesichts des „Vertrauensbeweises“durch die Vereinsführung werde „nie in Frage kommen, dass ich sage, ich höre jetzt auf“. Er sei „zu hundert Prozent überzeugt, dass wir gegen jeden Widerstand ankämpfen und die Klasse halten.“