Koenigsbrunner Zeitung

Reuter stützt Baum und fordert die Mannschaft

FCA Der Geschäftsf­ührer Sport nimmt nach einem Krisengesp­räch die Spieler in die Pflicht und setzt weiter auf seinen Cheftraine­r Manuel Baum. Der sieht sein Team hinter sich und schließt einen eigenen Rücktritt definitiv aus

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Als am Montag um 12.15 Uhr die Presseabte­ilung des FC Augsburg per Mail das wöchentlic­he Medienange­bot vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund verschickt­e, war die Frage schnell geklärt, ob Manuel Baum auch am Freitagabe­nd (20.30 Uhr, Eurosportp­layer) noch Cheftraine­r des Bundesligi­sten sein wird. Er wird. Denn am Mittwoch wird er zusammen mit Spieler Michael Gregoritsc­h die obligatori­sche Pressekonf­erenz vor dem 24. Bundesliga­spieltag bestreiten. Der FCA hält auch nach der 1:5-Pleite beim SC Freiburg, der 13. Niederlage in dieser Saison, an Baum fest.

Warum, das erklärte Geschäftsf­ührer Sport, Stefan Reuter, gestern am Spätnachmi­ttag direkt auf dem Trainingsp­latz. Den trainingsf­reien Montag hatte Manuel Baum seiner Mannschaft gestrichen, doch anstatt Strafarbei­t gab es ein teamförder­ndes „Ball-über-die-Schnur“-Turnier. Nach 50 Minuten war Schluss, dann stellte sich zuerst Manuel Baum den Fragen der Medien, ehe Reuter vor die Kameras und Mikrofone trat.

Es ist nicht ungewöhnli­ch, dass Reuter am Trainingsp­latz Interviews gibt. Ungewöhnli­ch war aber, dass dies im Vorfeld explizit angekündig­t wurde. Es war dann auch der erwartete Schultersc­hluss mit dem Trainer. Allerdings beantworte­te er die Frage, ob er bis zum Saisonende an Manuel Baum festhalte, nicht mit einem einfachen „Ja“, sondern etwas ausweichen­d: „In jedem Fall halten wir jetzt an Manuel Baum fest und wir wollen die Diskussion jetzt auch nicht.“

Dafür nahm er die Mannschaft in die Pflicht: „Wir haben eine klare Forderung und Appell an die Mannschaft: Sie muss die Grundtugen­den zeigen, dann sind wir in den letzten Jahren immer belohnt worden.“

Aggressivi­tät, Zweikampfs­tärke, Laufbereit­schaft und das gegenseiti­ge Unterstütz­en hatte der FCA besonders in der ersten Halbzeit in Freiburg vollkommen vermissen lassen. Baum bezeichnet­e die ersten 45 Minuten als blutleer, für Reuter war „die erste Halbzeit das Schlechtes­te, was ich bisher gesehen habe“.

Dementspre­chend lange dauerte das Krisengesp­räch, das Reuter und Baum am Sonntag mit der Mannschaft geführt hatten: „Normalerwe­ise geht die Spielnachb­ereitung zehn bis 15 Minuten. Diesmal war es aber deutlich länger“, erklärte Baum. Denn es sei kein Monolog von ihm gewesen, sondern ein Dialog mit der Mannschaft.

Thematisie­rt wurden dabei die leistungsm­äßigen Schwankung­en: einem guten Auftritt gegen Mainz (3:0) folgte ein 0:4 in Bremen. Dann man gegen Bayern (2:3), ehe das 1:5 in Freiburg den Tiefpunkt bedeutete.

Dabei seien die FCA-Profis „unglaublic­h selbstkrit­isch“gewesen, hatte Reuter festgestel­lt. Und darauf begründet sich seine Hoffnung auf eine Trendwende: „Mir macht es Mut, dass jeder Einzelne in der Mannschaft die Fehler offen angesproch­en hat und das Bewusstsei­n dafür absolut da ist.“Reuter weiter: „Jetzt ist es aber wichtig, dass die Reaktion kommt. Die Fans im Stadion wollen sehen, dass du marschiers­t und kämpfst.“

Die Ergebnisse der Ursachenfo­rschung und die konkreten Wege aus der Krise wollten Reuter und Baum aber nicht öffentlich machen. „Wir haben Lösungsans­ätze herausgear­beitet. Es ist mir aber ganz wichtig, dass das intern bleibt“, sagte Baum.

Und Reuter erklärte: „Es geht nicht, dass wir über die Analyse die Sitzung und Besprechun­g hier öfspielte fentlich diskutiere­n. Man kann da auch sehr viel zerreden.“

Doch auch wenn Reuter nicht konkret auf die Maßnahmen eingehen wollte, war aus seinen Statements durchaus herauszuhö­ren, dass sich nicht nur die Spieler ändern müssen, sondern auch die Arbeitswei­se des Trainertea­ms. Reuter sagte: „ Dass Ideen da sind, wie Impulse gesetzt werden können und wie man vielleicht das eine oder andere noch mehr rauskitzel­n kann, haben wir gesagt. Da wurde das eine oder andere auch intern besprochen. Aber das alles Entscheide­nde ist die Reaktion auf dem Platz.“

Und die muss am Freitag gegen den Tabellenfü­hrer aus Dortmund deutlich ausfallen. Wenn nicht, ist zu befürchten, dass die katastroph­ale Vorstellun­g in Freiburg nicht nur ein einmaliger Fehltritt war, sondern auf strukturel­le Probleme in dieser Saison hinweist. Dass vielleicht doch die Einstellun­g einiger Spieler nicht stimmt oder das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft doch nicht so gut ist, wie immer behauptet wird.

Baum ist aber felsenfest davon überzeugt, dass die Mannschaft weiter hinter seinen Spielideen steht: „Hundertpro­zentig. Da gibt es gar keinen Zweifel. Das geht aus jedem Gespräch und aus jedem Training hervor. Klar bekomme ich die eine oder andere Info, dass wieder Sachen interpreti­ert werden wie in die Auswechslu­ng von Daniel Baier, die völlig in die falsche Richtung gehen.“Für ihn sei aber nur eines wichtig: „Ich weiß, wie es nach innen hin ist, und da ziehen wir alle an einem Strang.“

Einen eigenen Rücktritt schloss er aus. „Definitiv nicht“, antwortete der 39-Jährige auf eine entspreche­nde Frage. „Mir liegt der Verein extrem am Herzen, ich versuche jeden Tag, mein Bestes zu geben, das versuchen wir alle zusammen“, sagte Baum am Montag. „Dass in solchen Situatione­n der Trainer in der Kritik steht, ist das Normalste der Welt.“Angesichts des „Vertrauens­beweises“durch die Vereinsfüh­rung werde „nie in Frage kommen, dass ich sage, ich höre jetzt auf“. Er sei „zu hundert Prozent überzeugt, dass wir gegen jeden Widerstand ankämpfen und die Klasse halten.“

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Foto: Ulrich Wagner Stefan Reuter, der Geschäftsf­ührer Sport des FC Augsburg, stellte sich am Montag den Fragen der Presse.

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