Koenigsbrunner Zeitung

Großer Pechvogel, noch größerer Optimist

Ski alpin Hinter Stefan Luitz liegt eine Saison der Extreme: Perfekt begonnen, schlimmstm­öglich beendet

- VON ANDREAS KORNES

Augsburg Es gibt Menschen, die sind als Optimisten geboren. Stefan Luitz ist so einer. Zum Glück, denn mehr Pech als der 26-Jährige Allgäuer kann ein Sportler kaum haben. Dabei hatte alles so gut begonnen. Luitz gewann Anfang Dezember gleich das erste Weltcup-Rennen nach langer Verletzung­spause. Sein erster Sieg. Der ihm vom Weltverban­d Fis postwenden­d wieder aberkannt wurde, da er zwischen den beiden Läufen des Riesenslal­oms von Beaver Creek Sauerstoff inhaliert hatte. Die Weltantido­pingagentu­r erlaubt das, die Fis verbietet es. Luitz war zwischen die Fronten geraten. Und kaum hatte er diesen Schock überwunden, verletzte er sich an der Schulter. Bis zur WM im schwedisch­en Åre war Luitz wieder einigermaß­en fit, um sich dort am Knie zu verletzen. Saisonende.

Die vergleichs­weise leichte Knieblessu­r nutzte er, um seine Schulter in Ordnung bringen zu lassen. „Ich bin zusammenge­flickt worden, jetzt geht’s wieder aufwärts“, sagt Luitz. Die Operation am Ende der vergangene­n Woche sei aber unumgängli­ch gewesen. „Ich hatte eine Fraktur in der Schulterpf­anne und habe immer gemerkt, dass die Schulter ein bisschen rausrutsch­t. Beim Skifahren war das kein Problem, aber das musste trotzdem gemacht werden.“Zehn bis zwölf Wochen dauert es, ehe alles ausgeheilt ist.

Luitz sieht es pragmatisc­h. „Es stinkt mir natürlich, dass das ein bisschen länger dauert als gedacht. Aber ich kann währenddes­sen mein Knie versorgen. Und wenn das Knie wieder top ist, kümmere ich mich um meinen restlichen Körper.“

Nach dem Sturz in Åre benötigte aber auch der Optimist Luitz ein paar Tage, um seine Zuversicht wiederzufi­nden. „Momentan reicht es mir ziemlich mit Verletzung­en. Ich habe aber gelernt, dass alles viel leichter fällt, wenn man nach vorne schaut. Das sind Sachen, die wieder verheilen. Es gibt viel Schlimmere­s im Leben. Deswegen werde ich jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern einfach weiterarbe­iten.“

Von der Cas-Thematik habe er sich weitgehend abgeschott­et. Vor dem internatio­nalen Sportgeric­htshof lässt er sich durch die Anwältin Anne Jakob vertreten. Wann es zur Verhandlun­g kommt, ist noch offen. Seit zwei Wochen herrsche Funkstille, sagte Jakob. „Ich hoffe aber, dass es noch vor dem Ende der Saison eine Entscheidu­ng gibt.“

Luitz sieht dem gelassen entgegen. „Ich kann einfach nur hoffen, dass sportlich fair entschiede­n wird. Und dass endlich auch Klarheit in diese ganze Thematik kommt.“Er spielt auf die Diskrepanz zwischen den Regeln der Fis und der Wada an. Luitz: „Da lässt das Fis-Reglement Fragen offen, das ist nicht ganz optimal. Da muss Transparen­z geschaffen werden.“

Ob er vor dem Cas seinen Weltcupsie­g zurückbeko­mmt, sei allerdings fraglich, schreibt der Sportrecht­sexperte Steffen Lask in seinem Blog. „Es kommt grundsätzl­ich nicht darauf an, ob der Athlet eine Anti-Doping-Bestimmung – ob national oder internatio­nal – kennt oder nicht. Das ist unerheblic­h. Allein der Verstoß ist entscheide­nd. (...) Dass die Regeln der Fis nicht im Einklang mit denen der Wada stehen, mag man bedauern. Das ändert aber nichts an dem Sachverhal­t.“

Luitz selbst wagt keine Prognose. „Die sportliche Leistung kann mir niemand mehr nehmen“, sagt er nur. Trotzdem habe er das Thema immer im Hinterkopf gehabt. „Gerade in den ersten Rennen danach hat es mich, glaube ich, mehr Energie gekostet als gedacht. Da hätte ich mir manchmal gewünscht, ein bisschen mehr von dem Thema abgeschott­et zu werden. Ich stand da voll im Wind.“

 ?? Foto: dpa ?? Zuletzt musste sich Stefan Luitz an der Schulter operieren lassen.
Foto: dpa Zuletzt musste sich Stefan Luitz an der Schulter operieren lassen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany