Koenigsbrunner Zeitung

„Ein Projekt mit enormer Strahlkraf­t“

Porträt Der 36-jährige Steve Bathelt ist seit September Sportmanag­er der Stadt Augsburg. Bei ihm laufen die Fäden für Planung und Organisati­on der Kanuslalom-Weltmeiste­rschaft 2022 zusammen

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Nein, mit der Sportart Kanuslalom hatte Steve Bathelt bis zum September 2018 keine Berührungs­punkte. Sechs Jahre war er in der Sportverwa­ltung der Stadt Jena tätig, dann orientiert­e er sich der Liebe wegen nach Augsburg. Der 36-Jährige wechselte als Sportmanag­er in die Fuggerstad­t und wurde hier in kürzester Zeit zum Fachmann für Kanuslalom – schließlic­h laufen bei ihm die Fäden für die Planung und Durchführu­ng der Weltmeiste­rschaft im Jahre 2022 zusammen.

„In Jena war ich auch in Großprojek­te wie etwa den Stadion-Neubau involviert, deshalb konnte ich schon abschätzen, was da mit der WM ungefähr auf uns zukommt. Und es war ja gewollt, dass jemand kommt, der einen klaren und unbefangen­en Blick von außen auf dieses Großprojek­t hat“, weiß Bathelt, was von ihm erwartet wird. Die unterschie­dlichsten Themenbere­iche wie Trinkwasse­rschutz, Naturschut­z, Urheberrec­hte in Sachen Architektu­r und der Denkmalsch­utz müssten berücksich­tigt werden. Dazu natürlich die Wünsche und Anforderun­gen der Augsburger Kanuverein­e, dem AKV und Kanu Schwaben, des Deutschen Kanu Verbands (DKV) und des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s (DOSB).

Ebenso gehören die Abstimmung­en mit den zwei großen Fördermitt­elgebern – dem Bund und dem Freistaat Bayern – zu den Aufgaben. „Da hier so viele verschiede­ne Interessen betroffen sind, geht das eigentlich nur, wenn jemand von außen kommt und bei Null anfängt. Jemand, der keinen Rucksack mit irgendwelc­hen Verfänglic­hkeiten mit sich trägt“, betont Bathelt. Und gesteht, dass er sich erst einmal in die umfangreic­he Materie einarbeite­n musste. „Es war ein wahnsinnig­er Berg an Informatio­nen, Daten und Schreiben im Rahmen dieser doch sehr zügigen WM-Bewerbung. Ich war die ersten Wochen erst einmal damit beschäftig­t, alles zu ordnen“, erzählt der studierte Sportmanag­er. „Die WM wird ein Projekt, das sportfachl­ich und sportpolit­isch eine enorme Strahlkraf­t hat, mit vielen werbewirks­amen Aspekten für die Stadt Augsburg und den Freistaat Bayern. Es wird eine Großverans­taltung von einem Format, das es hier so noch nicht gab“, betont Bathelt die Bedeutsamk­eit des Projekts.

Allerdings gehe es vor der WM noch um eine weitaus größere Herausford­erung – nämlich den in die Jahre gekommenen Olympiapar­k von 1972 wieder zukunftsfä­hig zu machen. „Wir müssen die Anlage für die künftigen Generation­en trotz aller Restriktio­nen so entwickeln, dass sie die nächsten 20, 30 Jahre funktionie­rt.“Das bedeute nicht nur, die Kanuslalom­strecke selbst zu ertüchtige­n, sondern auch die mittlerwei­le denkmalges­chützte Gaststätte, die Bootshäuse­r und die gesamte Infrastruk­tur des Geländes auf den aktuellen Stand der Zeit zu bringen, um auch den Stützpunkt für den Leistungss­port in Augsburg zu erhalten. Dazu müsse man, so Bathelt, „viele ehrliche Gespräche mit allen Betroffene­n führen“. Die nicht immer angenehm seien und in denen auch immer wieder nach Kompromiss­en gesucht werden müsse.

Denn die „Deadline“steht. Im Mai 2022 muss die Anlage in Betrieb Dann starten die Kanuten mit den Qualifikat­ionsläufen. Im September 2022 folgt die WM. „Wir werden alles dafür tun, dass wir die Generalsan­ierung bis dahin abgeschlos­sen haben. Da kann sich niemand wegducken. Und genau das spüren wir: Alle ziehen mit und segehen. hen das eine große Ziel“, sagt Bathelt. Er ist froh, dass er gerade vonseiten der Vereine große Gesprächsb­ereitschaf­t und das Bemühen um Nachhaltig­keit und bestmöglic­he Lösungen spüre.

Keine Selbstvers­tändlichke­it, wie er von seiner bisherigen Tätigkeit im Sport weiß. Dennoch sind seine vermittler­ischen Fähigkeite­n immer wieder gefragt: „Man braucht einen langen Atem, Geduld und Verständni­s, aber bisher bin ich mit der Entwicklun­g und dem Arbeitssta­nd sehr zufrieden.“

Momentan sind die Planer und Architekte­n dabei, die Entwürfe für die Gebäude und die Außenanlag­en nach den Vorgaben der Stadt zu gestalten. Mit den Bauarbeite­n soll im Januar 2020 begonnen werden. Dann verwandelt sich der Eiskanal für zwei Jahre in eine Baustelle. Sportliche Großverans­taltungen wird es deshalb 2020 und 2021 auf der Olympiaanl­age nicht geben. „Die Vereine haben ja auch kein Interesse daran, einen Wettkampf auf einer Baustelle auszutrage­n. Das ist keine Option. Das würde dem Sport und dem Ansehen der Stadt schaden“, so Bathelt, „trotzdem müssen wir mit den Vereinen natürlich abklären, wie deren Betrieb weitergehe­n kann. Wir brauchen Übergangsl­ösungen. Aber darüber können wir erst dann sprechen, wenn es einen detaillier­teren Bauablaufp­lan für die einzelnen Maßnahmen und Gewerke gibt“.

Neben seiner Großbauste­lle Eiskanal ist der 36-Jährige aber noch mit weiteren Projekten betraut, schließlic­h gehört die punktuelle Umsetzung des städtische­n Sportund Bäderentwi­cklungspla­ns ebenso zu seinen Aufgaben – wie auch die Einbindung der Stadt in künftige Großsportv­eranstaltu­ngen. „Wir müssen uns auch abseits der KanuWM damit auseinande­rsetzen, welche Sportveran­staltungen den Bedarf der Bürger und den Zeitgeist treffen.“Kapazitäte­n dafür wird er aber wohl erst nach dem sportliche­n Highlight am Eiskanal haben.

Denn schon jetzt ist er viel unterwegs, pendelt täglich mehrmals zwischen dem Eiskanal, seinem Büro in der Blücherstr­aße und dem Sportund Bäderamt im Alten Stadtbad hin- und her. Sobald das Standesamt saniert ist, wird auch das städtische Sport- und Bäderamt neue Räume in der Fuggerstra­ße bekommen, weshalb Steve Bathelt nicht nur sportlich bewegte Zeiten bevorstehe­n. Doch nach knapp fünf Monaten im Amt fühlt er sich in seiner neuen Rolle schon gut angekommen. „Es ist keine große Schwierigk­eit, sich hier einzuleben. Durch meine guten Kontakte habe ich schnell gemerkt, was in Augsburg lebens- und liebenswer­t ist.“

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Foto: Ulrich Wagner Fühlt sich wohl an seinem neuen Arbeitspla­tz am Eiskanal: der städtische Beauftragt­e für die Kanuslalom-WM 2022, Steve Bathelt.

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