Die Stimmung unter den FCA-Fans ist mies
Bundesliga Fanklubs sind in Sachen Trainerwechsel geteilter Meinung. Die Mannschaft kommt aber schlecht weg
Glücksgefühle sind was anderes. Benjamin Maiwald drückt aus, was viele FCA-Fans denken. „Das Spiel am Samstag wurde negativ aufgenommen – da ist es eskaliert“, erzählt der Vorsitzende des Fanklubs „Erben Augschburg“. Er selbst war zwar nicht in Freiburg, aber: „Fans, die seit vierzig Jahren zum FCA gehen, haben erzählt, dass sie sich an so eine negative Stimmung nicht erinnern können.“Schlechte Laune unter den Fans kennt auch Max Schreittmiller: „Deprimierend ist, dass nichts passiert!“, schimpft das langjährige Mitglied des Fanklubs „Lechgermanen“. „Vom Vorstand hört man gar nichts, Reuter sagt immer, dass wir das schaffen, und Baum springt halt rum.“
Auf Facebook gibt es Umfragen, in Foren wird diskutiert und auch Schreittmiller sagt: „Baum muss weg. Ich kenne aktuell niemanden, der will, dass er bleibt.“Den Trainer entlassen – ein Schachzug, von dem Boris Menz nichts hält: „Man muss sich die Frage stellen: Was bringt es, wenn wir den Trainer jetzt entlassen? Es gibt eine Statistik, die aussagt, dass es kurzfristig nichts bringt, den Trainer zu entlassen. Langfristig ist das natürlich eine andere Sache“, sagt der Präsident des Fanklubs „Jubelperser“. Auch bei anderen Klubs kriselt es – die hätten jedoch reagiert: „Nürnberg hat Trainer und Manager rausgeschmissen, Stuttgart hat einen neuen Mananger, Hannover einen neuen Trainer“, zählt Schreittmiller die Teams auf, die sich in der Tabelle hinter Augsburg einreihen. Und was hat der FCA gemacht? „Zwei Spieler abgegeben“, seufzt Schreittmiller. Zu den Freistellungen von Caiuby und Martin Hinteregger sagt er spitz: „Was ist daran positiv?“Bei den „Erben Augschburg“werden verschiedene Veränderungen gefordert: „Trainer raus! Manager raus! Nur Manager raus, nur Trainer raus ...“Maiwalds Ansicht nach sei das operierende Team – Baum und FCA-Manager Stefan Reuter – für die sportliche Leistung verantwortlich: „Wenn einer sagt, dass der Trainer wegmuss, kann der Manager gleich mitgehen.“Dass der FCA Jens Lehmann engagiert hat, ist vielen Fans ein Dorn im Auge: Wie kann man einen Lehmann holen, wenn man eigentlich lauter Probleme auf dem Platz hat? Lehmann, Baum, Reuter – wer ist schuld? Boris Menz und sein Klub sind keine Freunde von Schnellschüssen: „Die Frage ist nicht, wer schuld ist – da gibt es eine Vielzahl an Gründen und da ist natürlich der Trainer ein Teilchen. Aber alles auf den Trainer zu schieben, würde die Sache zu einfach machen.“
Eines dieser Teilchen ist der Zusammenhalt im Verein. Benjamin Maiwald erklärt, dass Mitglieder der „Erben Augschburg“fordern: „Zusammenhalten, das war immer das Credo. Wir sind nicht Bayern München, wir müssen gegen den Abstieg kämpfen, vor allem, weil es keine andere Option als Trainer gibt.“Bei den „Jubelpersern“hingegen wurden zumindest unter den BaumKritikern schon mögliche neue Trainer diskutiert. Ein Name, der dabei oft fiel: Heiko Herrlich.
Ein neuer Trainer bringt jedoch nichts, wenn es in der Mannschaft Probleme gibt: „Da fehlt die Moral“, fasst Benjamin Maiwald den Tenor in seinem Klub zusammen – eine Meinung, die auch die „Lechgermanen“teilen. „Die Spieler müssen wachgerüttelt werden“, fordert Maiwald. „Da war kein Zusammenhalt mehr erkennbar, die Mannschaft ist teilweise wie ein Hühnerhaufen rumgerannt.“Das katastrophale 5:1 in Freiburg – ein Ergebnis, das man laut Maiwald vielleicht gegen Bayern akzeptieren könnte, nicht aber gegen eine „Mannschaft auf Augenhöhe“.
Wie soll es weitergehen? „Dann müssen wir halt in die zweite Liga – aber nicht, wenn sie so spielen“, betont Benjamin Maiwald. „Das will keiner sehen“. Maiwald fasst zusammen, was wohl viele Fans bewegt: „Der FCA fliegt 30 Minuten da hin. Und unsereins sitzt zehn Stunden hin und zurück im Bus.“
Die Jubelperser blicken positiver in die Zukunft: „Der Glaube an unser internes Saisonziel – das eigentlich nur heißt: Klassenerhalt – ist noch vorhanden“, erklärt Boris Menz. „Wichtig ist: Wie stehen wir da, wenn die Gegner kommen, die wir schlagen müssen?“Stuttgart, Hannover und Nürnberg – drei Vereine, die dafür sorgen, dass Menz den FCA noch nicht in der Zweiten Liga sieht: „Wir haben das Glück, dass es noch drei Depperte gibt – sonst wäre es noch heikler.“