An vielen Schulen geht’s bald narrisch zu
Fest Der Fasching hält diese Woche Einzug im Klassenzimmer. Wie, das unterscheidet sich stark. Doch überall wird auf Sicherheitsmaßnahmen Wert gelegt. An einem Gymnasium entfällt am Freitag sogar der Unterricht
Wenn am kommenden Montag für Millionen Schüler in Bayern die Faschingsferien beginnen, ist die Hauptsaison der von den Narren als fünfte Jahreszeit betitelten Tradition schon fast vorbei. Den Schülern bleiben dann nur drei Tage bis die Faschingszeit am Aschermittwoch endet. Doch schon vor den Ferien haben viele Kinder und Jugendliche die Gelegenheit, mit ihren Kostümen schauzulaufen und zu feiern. Und das an einem Ort, den viele wohl weniger mit Spaß verbinden dürften: der Schule. Dabei gibt es einige Besonderheiten.
Zum Beispiel an der Augsburger Maria-Ward-Realschule. Dort werde Fasching im großen Stil zelebriert, und das schon seit vielen Jahren, sagt Schulleiterin Rosa Müller. Am Mittwoch vor den Ferien organisieren die älteren Schüler für die drei Jahrgänge der Unterstufe eine Faschingsparty mit Spielen, Musik, Deko und Krapfen. Knapp 400 Schülerinnen und Schüler seien dann verkleidet im Schulhaus unterwegs, erklärt Müller. Doch trotz der lockeren Stimmung gibt es einige Regeln: Zwar dürfen sich die Kinder nach Lust und Laune verkleiden und auch Masken tragen. Das ganze Gesicht darf dabei jedoch nicht verdeckt sein. Müller: „Die Schüler müssen erkennbar sein. Damit wollen wir verhindern, dass sich jemand von außerhalb unter die Kinder mischt.“Zwar sei das noch nie vorgekommen, Sicherheit gehe aber dennoch vor.
Doch nicht alle sind von Faschingsfeiern an Schulen begeistert. So klagten 2009 baptistische Eltern aus Ostwestfalen vor dem Bundesverfassungsgericht gegen eine Veranstaltung. Die Begründung: Karneval sei „ein katholisches Fest mit Ess- und Trinkgelagen“während derer sich die Teilnehmer „befreit von jeglicher Moral wie Narren benähmen“. Doch die Richter wiesen die Verfassungsbeschwerde der strenggläubigen Eltern ab. Fasching und Karneval seien bloßes Brauchtum und längst „kein katholisches Kirchenfest“mehr.
Beschwerdefälle wie diese sind aber eher die Ausnahme, die meisten Eltern stünden den schulischen Faschingsfeiern neutral gegenüber, sagt Gertrud Kuyten, Schulleiterin der Grundschule am Schwalbanger in Neuburg. „Aber die Kinder finden es toll und das ist das Wichtigste“, erzählt sie. In Neuburg dürfen die Schüler am Donnerstag und am Freitag verkleidet zum Unterricht kommen. Doch auch dort gelten Sicherheitsmaßnahmen. Ähnlich wie in Augsburg sind Masken, die das ganze Gesicht verdecken, verboten. Auch Spielzeugwaffen müssten die Kinder zu Hause lassen, erklärt Kuyten.
Weniger Fasching, dafür mehr Freizeit gibt es an einer Schule in Dillingen. Am Johann-Michael-Sailer-Gymnasium haben die Schüler am Rußigen Freitag nämlich keinen Unterricht. Grund dafür sind die vielen anderen Faschingsveranstaltungen zu der Zeit. Am Abend vorher findet die traditionelle Hexenverbrennung in der Nachbarstadt Lauingen statt, am Rußigen Freitag ist in Dillingen Nachtumzug, am Wochenende noch eine Reihe weiterer Veranstaltungen. Das heißt: Traditionell wird lang und ausgiebig gefeiert. Rektor Kurt Ritter erklärt: „Der Unterrichtsbetrieb macht an dem Tag einfach keinen Sinn. Also bekommen die Schüler frei.“Doch für die Jugendlichen hat die Sache auch einen Haken. Denn der Schultag entfällt nicht einfach. Er wird jedes Jahr zeitnah an einem Samstag nachgeholt, wenn am Gymnasium der Tag der offenen Tür stattfindet. Dann herrscht Anwesenheitspflicht. Ritter ist sich sicher: „Das ist eine sehr gute und harmonische Lösung.“
Nur an einer Schulform scheinen die Narren nicht hoch im Kurs zu stehen: der Berufsschule. Zwar lehne man Faschingsveranstaltungen nicht pauschal ab. „Generell werden sie aber eher vermieden“, sagt der stellvertretende Schulleiter der Berufsschule in Neu-Ulm, Michael Lehmann. Denn: Die Zeit in der Schule gilt in den Betrieben als Arbeitszeit. „Außerdem besteht bei den Schülern auch kein sonderliches Interesse“, erklärt er.