Zwei Frauen suchen einen Traumjob
Beruf Johanna Farnhammer weiß, wie man Karriere macht. Von ihren Tipps soll jetzt Studentin Magdalena Schiessl profitieren. Die Hochschule Augsburg bringt ein neues Mentoring-Programm auf den Weg
Magdalena Schiessl geht es wie vielen Studenten. Bisher hat sie sich voll und ganz darauf konzentriert, einen guten Abschluss an der Hochschule Augsburg hinzubekommen. Was sie später beruflich machen möchte, darüber hat sie sich noch wenige Gedanken gemacht. „Ich bin noch sehr unsicher“, sagt die 23-Jährige. Stellenangebote gibt es viele. Aber wird sie es schaffen, ihren Traumjob finden? Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Denn die Studentin bekommt Hilfe von einer Frau, die weiß, wie man Karriere macht.
Magdalena Schiessl wurde in ein neues Mentoring-Programm der Hochschule Augsburg aufgenommen. Die Studentin bekommt eine Frau aus der Wirtschaft als Mentorin an die Seite gestellt, die beruflich schon sehr erfolgreich ist. Johanna Farnhammer ist mit 34 Jahren bereits auf einer Führungsebene angekommen. Sie ist Abteilungsleiterin beim Bildungsträger BBZ in Augsburg. Dort hat sie rund 90 Mitarbeiter in ihrem Zuständigkeitsbereich, darunter viele Kräfte der Technikerschule.
Johanna Farnhammer hat schon einige Stufen auf der Karriereleiter geschafft. Aber sie kann sich noch gut an die Zeiten erinnern, als sie selbst nach ihrem Studium der Elektrotechnik an der Hochschule Augsburg beruflich Fuß fassen musste. Das sei nicht leicht für sie gewesen, erzählt sie, zumal sie als Frau in einer klassischen Männerbranche unterwegs war. In großen Unternehmen der Technikbranchen sei es oft so, dass schon Berufsanfänger unter großen Erfolgsdruck stehen, sagt Farnhammer. „Es geht für junge Ingenieure darum, mit ihren Fähigkeiten hausieren zu gehen und mit schnellen Entwicklungsergebnissen zu glänzen.“
Auch sie selbst habe in einem großen Unternehmen unter diesem Druck gestanden, sagt Farnhammer. Wie viele andere Mitarbeiter setzte sie zunächst auf eine Strategie der Anpassung. „ Es hat einige Jahre gedauert, dann habe ich festgestellt, dass man anders definitiv mehr Erfolg haben kann.“Das Wichtigste sei, authentisch zu bleiben, auch wenn das zunächst negativ wirke, sagt Johanna Farnhammer. Das bedeute beispielsweise, dass man es auch einmal offen in der Firma ansprechen soll, wenn man in bestimmten Bereichen nicht so sattelfest ist und Hilfe braucht.
Seit sie im Berufsleben darauf achtet, sie selbst zu bleiben, ist sie definitiv erfolgreicher, wie sie sagt. Mit dieser Erkenntnis sei es dann auch leichter gewesen, den Arbeitgeber zu wechseln und ihren persönlichen Traumjob beim Bildungsträger BBZ zu finden.
Nun will Johanna Farnhammer ihre beruflichen Erfahrungen als Mentorin an Studenten der Hochschule weitergeben. Denn als Mitarbeiterin mit Führungsverantwortung hat sie in Laufe ihrer Karriere festgestellt, dass viele Berufsanfänger ähnliche Probleme haben. Sie nennt ein weiteres Beispiel: „Mir sind viele junge Ingenieure begegnet, die sehr unglücklich waren, weil sie beruflich den bequemen Weg gegangen sind und dann nicht mehr herauskamen.“
So sei die Versuchung sehr groß, nach einer studentischen Abschlussarbeit für ein Großunternehmen dort später beruflich einzusteigen. In der Regel werde dort auch ein hohes Einkommen, vergleichsweise viel Urlaub und eine betriebliche Altersvorsorge geboten. Diese Annehmlichkeiten aufzugeben und nach einer anderen Stelle vielleicht bei einer kleinen Firma zu suchen, die einem persönlich mehr liegt, sei nicht einfach.
Zum Auftakt des neuen Mentoring-Programms der Hochschule wurde Johanna Farnhammer mit Magdalena Schiessl zusammengebracht. Die beiden Frauen sind eines von 23 sogenannten Tandems, bei denen ein Mentor oder eine Mentorin aus der Berufswelt studentisches Mentee unter die Fittiche nimmt. Magdalena Schiessl ist sehr froh über die erfahrene Frau an ihrer Seite.
Die Studentin im Fach internationales Wirtschaftsingenieurwesen hat auf dem Arbeitsmarkt zwar viele Möglichkeiten. Ihr breit aufgestelltes Studium mündet aber nicht automatisch in einen klar umrissenen Beruf. Da sei es nicht leicht, die richtige Wahl zu treffen, sagt sie. Zudem will die 23-Jährige auf ihren Bachelor-Abschluss noch ein Masterstudium draufsetzen. Bis sie damit fertig ist, wird es noch dauern. Gleichzeitig bereitet ihr etwas anderes Sorgen: „Ich frage mich, welche Berufschancen ich in zwei Jahren habe, wenn ein Wirtschaftsabschwung in Deutschland kommt.“Auch deshalb will Magdalena Schiessl, unterstützt von Johanna Farnhammer, rechtzeitig anfangen, ihre Karriere zu planen.
Die beiden haben auch schon einen Plan: Gemeinsam werden sie passende Stellenanzeigen ansehen und schauen, was konkret hinter diesen Angeboten steckt. Auch eine Recherche im Internet nach interessanten, aber weniger bekannten Firmen im süddeutschen Raum ist vorgesehen. Über Skype wollen die beiden Frauen im Gespräch bleiben, wenn Magdalena Schiessl zum Studieren in den Raum Sigmaringen wechselt.
Gibt es ein bestimmtes Erfolgsziel, das sich die beiden gesteckt haben? Johanna Farnhammer sagt, dass für sie die Wünsche ihres Mentees im Mittelpunkt stehen. „Ich mache Angebote, aber Magdalena entscheidet, was sie mitnehmen will.“Einen Wunsch hätte die Mentorin allerdings schon für ihren Schützling: „Es wäre schön, wenn sie ihren Traumjob schneller findet als ich.“