Koenigsbrunner Zeitung

Auch Konzerne haben soziale Verantwort­ung

- VON EVA MARIA KNAB eva@augsburger-allgemeine.de

Dass Unternehme­n als Sponsoren an Universitä­ten und Hochschule­n tätig werden, ist nicht Ungewöhnli­ches. An der Uni Augsburg gibt es nicht nur das „Patrizia Forum“. Zwei Hörsäle tragen die Namen einer bekannten Kanzlei beziehungs­weise einer großen Logistikfi­rma. Und grundsätzl­ich haben solche Sponsoring-Modelle auch etwas für sich. Alle Beteiligte­n können profitiere­n.

Die Firmen können frühzeitig Kontakte zu gut ausgebilde­ten späteren Mitarbeite­rn knüpfen. Und die Universitä­t bekommt mit Sponsorenm­itteln mehr Spielraum, um Weiterbild­ungsangebo­te für ihre Studenten zu ergänzen und zu erweitern. Man muss auch im Blick behalten, dass große Aktiengese­llschaften oder Konzerne keine Wohltätigk­eitsverein­e sind. Kritiker werden immer wieder das eine oder andere Thema finden, was solche Großuntern­ehmen besser machen könnten. Im Fall von Patrizia machen die Firmenvera­ntwortlich­en zudem geltend, dass sie sich an Recht und Gesetz halten.

Trotzdem muss man gerade in diesem Fall auch ans Deutsche Grundgeset­z erinnern. Dort heißt es „Eigentum verpflicht­et“. Und dieser Grundsatz sollte auch dann eine Rolle spielen, wenn es um Wohnraum geht. Für viele Mieter in München ist die Lage dramatisch geworden. Aber auch in vielen anderen bayerische­n Kommunen werden Wohnungen immer unerschwin­glicher. Dabei kann man Wohnen zu den menschlich­en Grundbedür­fnissen zählen. Der grundsätzl­iche Fehler war, dass der Freistaat die GBW-Wohnungen mit preisgünst­igen Mieten überhaupt verkauft hat. Wenn der neue Eigentümer nun die Mieten verdreifac­ht, mag das rechtlich zulässig sein. Aber ist es moralisch vertretbar, wenn damit ärmere Menschen aus teuer sanierten Häusern vertrieben werden?

Welche soziale Verantwort­ung Unternehme­n neben der üblichen Gewinnorie­ntierung haben, diese Frage im Bereich der Wirtschaft­ethik wird deutschlan­dweit und weltweit intensiv diskutiert. Damit ist es naheliegen­d, dass auch Studenten an der Uni Augsburg das Thema aus aktuellem Anlass auf die Tagesordnu­ng bringen. Wenn der Patrizia-Konzern mit Mietern nicht gerade pfleglich umgeht, dann muss das Unternehme­n auch damit leben, dass sich Kritiker zu Wort melden. Vielleicht könnte man ja die Firmenstra­tegie mal überdenken.

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