Auch Konzerne haben soziale Verantwortung
Dass Unternehmen als Sponsoren an Universitäten und Hochschulen tätig werden, ist nicht Ungewöhnliches. An der Uni Augsburg gibt es nicht nur das „Patrizia Forum“. Zwei Hörsäle tragen die Namen einer bekannten Kanzlei beziehungsweise einer großen Logistikfirma. Und grundsätzlich haben solche Sponsoring-Modelle auch etwas für sich. Alle Beteiligten können profitieren.
Die Firmen können frühzeitig Kontakte zu gut ausgebildeten späteren Mitarbeitern knüpfen. Und die Universität bekommt mit Sponsorenmitteln mehr Spielraum, um Weiterbildungsangebote für ihre Studenten zu ergänzen und zu erweitern. Man muss auch im Blick behalten, dass große Aktiengesellschaften oder Konzerne keine Wohltätigkeitsvereine sind. Kritiker werden immer wieder das eine oder andere Thema finden, was solche Großunternehmen besser machen könnten. Im Fall von Patrizia machen die Firmenverantwortlichen zudem geltend, dass sie sich an Recht und Gesetz halten.
Trotzdem muss man gerade in diesem Fall auch ans Deutsche Grundgesetz erinnern. Dort heißt es „Eigentum verpflichtet“. Und dieser Grundsatz sollte auch dann eine Rolle spielen, wenn es um Wohnraum geht. Für viele Mieter in München ist die Lage dramatisch geworden. Aber auch in vielen anderen bayerischen Kommunen werden Wohnungen immer unerschwinglicher. Dabei kann man Wohnen zu den menschlichen Grundbedürfnissen zählen. Der grundsätzliche Fehler war, dass der Freistaat die GBW-Wohnungen mit preisgünstigen Mieten überhaupt verkauft hat. Wenn der neue Eigentümer nun die Mieten verdreifacht, mag das rechtlich zulässig sein. Aber ist es moralisch vertretbar, wenn damit ärmere Menschen aus teuer sanierten Häusern vertrieben werden?
Welche soziale Verantwortung Unternehmen neben der üblichen Gewinnorientierung haben, diese Frage im Bereich der Wirtschaftethik wird deutschlandweit und weltweit intensiv diskutiert. Damit ist es naheliegend, dass auch Studenten an der Uni Augsburg das Thema aus aktuellem Anlass auf die Tagesordnung bringen. Wenn der Patrizia-Konzern mit Mietern nicht gerade pfleglich umgeht, dann muss das Unternehmen auch damit leben, dass sich Kritiker zu Wort melden. Vielleicht könnte man ja die Firmenstrategie mal überdenken.