Streit um Patrizia-Konzern als Namensgeber an der Uni
Sponsoring Studenten kritisieren den Umgang des Immobilienunternehmens mit Mietern und fordern Konsequenzen
Ein Gebäude auf dem Campus der Uni Augsburg nennt sich „Patrizia Forum“. Namensgeber ist seit gut drei Jahren der Augsburger Immobilienkonzern Patrizia. Das Großunternehmen unterstützt als Sponsor für fünf Jahre die wissenschaftliche Weiterbildung. So ist es vertraglich vereinbart. Doch nun fordern Studenten, jede Zusammenarbeit der Universität mit Patrizia zu beenden. Sie kritisieren, wie das Unternehmen mit seinen Mietern umgeht.
Der Immobilienkonzern stand in den vergangenen Jahren schon mehrfach öffentlich in der Kritik. Dem Unternehmen wird in einigen seiner Objekte eine starke Erhöhung der Mietpreise vorgeworfen, insbesondere seit dem Kauf von über 30 000 Wohnungen des Freistaates durch ein Konsortium rund um Patrizia. Es handelt sich um die Wohnungen der früheren LandesbankTochter GBW.
Anfang dieses Jahres berichtete die Süddeutsche Zeitung über einen neuen Fall in München. Danach sollen sich in einer GBW-Wohnanlage in Schwabing nach einer Modernisierung die Mieten für langjährige Bewohner in etwa verdreifachen. Betroffene beklagen, dass sie sich die Kosten nicht mehr leisten können. Mittelfristig sollen die modernisierten Wohnungen an Leute verkauft werden, die das nötige Geld haben.
Das Schicksal der betroffenen Mieter in München, darunter Polizisten, Paketzusteller, Reinigungsfrauen oder Rentner, hat nun auch Studenten an der Uni Augsburg auf den Plan gerufen. Im Studentischen Konvent wurde ein Antrag beschlossen, wonach die Unileitung jegliche Zusammenarbeit mit Patrizia beenden soll. Die Praktiken des Unternehmens gegenüber Mietern seien „aufs Schärfste zu verurteilen“, argumentieren die studentischen Antragsteller. Der Umgang mit den Bewohnern sei unverantwortlich.
Die Forderung ist formuliert. Doch wie geht es damit weiter? Unisprecher Klaus Prem verweist auf die geltenden Vereinbarungen der Universität mit Patrizia, die einzuhalten seien. Danach läuft der Sponsoringvertrag bis zum Jahr 2020. Prem zufolge gibt es in diesem Vertrag keinerlei Klauseln, die es einem der beiden Vertragspartner erlauben würden, aufgrund der studentischen Forderung vorzeitig auszusteigen, ohne vertragsbrüchig zu werden. Bis 2020 wird damit weiterhin Geld von Patrizia an die Uni fließen.
Um welche Summen es sich handelt, darüber gibt die Uni keine Auskunft. Es gelte Vertraulichkeit zu den Details des Vertrages. Verwendungszweck für die Gelder sei die „Unterstützung der Wissenschaftlichen Weiterbildung“, sagt Prem. Im Gegenzug für die Sponsorenmittel trägt ein Teil des universitären „Zentrums für Weiterbildung und Wissenstransfer (ZWW)“den Namen „Patrizia Forum“.
Doch nicht nur über das Namenssponsoring fließen Gelder des Immobilienunternehmens an die Universität Augsburg. Es gibt noch eine weitere Geschäftsbeziehung: Mitarbeiter der Patrizia Immobilien AG nehmen an Weiterbildungsangeboten im universitären Zentrum teil. Diese Kurse belegen sie laut Prem als „Vollzahler“, also wie andere Kunden.
Eine Anfrage bei Patrizia ergibt: Zur aktuellen Kritik der Unistudenten äußert man sich nicht. Die Pressestelle verweist auf frühere Aussagen von Konzernchef Wolfgang Egger. Er sprach im vergangenen Jahr davon, dass die GBW-Wohnungen als „Spielball der Politik“instrumentalisiert würden. Die GBW werde auch in Zukunft eine Wohnungsgesellschaft für breite Bevölkerungsschichten bleiben, so Egger damals. Im Übrigen habe sich sein Unternehmen auch nichts zuschulden kommen lassen, sondern trage als Investor zum Bau vieler neuer Wohnungen bei.
Weiter verweist die Pressestelle des Konzerns darauf, dass Patrizia als erfolgreiches Unternehmen mit vielen nationalen und internationalen Universitäten zusammenarbeite, und das nicht nur in Augsburg. Es gehe darum, gut qualifizierte und international ausgebildete Mitarbeiter zu bekommen. Um junge Talente frühzeitig kennenzulernen, kooperiere man schon lange mit Hochschulen.
Die guten Geschäftsbeziehungen mit der Uni Augsburg liegen damit in der einen Waagschale. Der Beschluss des Studentischen Konvents liegt in der anderen. Doch welches Gewicht bringt Letzterer auf die Waage? Unisprecher Prem sagt, Beschlüsse dieses Gremiums hätten rechtlich allenfalls „Empfehlungscharakter“. Was die Leitung der Universität konkret in Streitfall entscheiden wird, lässt die Pressestelle offen. Der Fall „Patrizia“sei mittlerweile von Mitgliedern des Konvents mit Vertretern der Unileitung „sachlich und kooperativ“besprochen worden, so Prem. Man sei sich beiderseits sicher, einen Konsens zu finden.
Jurastudent Omid Atai war einer der Antragsteller. Er bleibt dabei: „Wir sind nicht generell gegen Namenssponsoring, aber wer Führungskräfte ausbildet, sollte sich von solchen Unternehmen wie Patrizia distanzieren.“