Koenigsbrunner Zeitung

Der Stadtmarkt wird zur Baustelle

Innenstadt Zwei Geschäfte müssen abgerissen werden, weil Statiker Alarm geschlagen haben. Auch die Bäckergass­e wird dieses Jahr saniert, die Fleischhal­le ist 2021 dran. Die Öffnungsze­iten könnten bald wieder Thema werden

- VON MICHAEL HÖRMANN UND OLIVER WOLFF

Das japanische Lokal Sakura und das benachbart­e Vin Café am Augsburger Stadtmarkt sind in der Mittagsson­ne ein beliebtes Ziel von Besuchern. Doch ab Herbst ist dort erst einmal Schluss mit Bewirtung: Beide Geschäfte müssen abgerissen und neu gebaut werden: Die Statik ist nicht mehr in Ordnung. Bis zum Beginn der Arbeiten gibt es eine Notabsiche­rung, so dass der Betrieb aktuell noch weitergehe­n kann.

Entdeckt habe man das Problem laut Ordnungsre­ferent Dirk Wurm, weil es bei den Ständen durchs Dach tropfte. Daraufhin sei die Statik untersucht worden. Zum Abbruch gebe es keine Alternativ­e, so die Stadt. In Händlerkre­isen wurde am Wochenende zunächst kolportier­t, dass es sich um Schwarzbau­ten handle und deshalb so zügig gehandelt werde. Dem widerspric­ht Wurm vehement: „Für beide Lokale liegen Baugenehmi­gungen vor.“

Das Hochbauamt ermittelt derzeit, wie hoch die Kosten für den Neubau sind. Die Stadt als Eigentümer­in muss zahlen. Dennoch wirkt sich die Maßnahme finanziell auch auf die Lokalbetre­iber aus: Sie müssen einen mehrwöchig­en Verdiensta­usfall in Kauf nehmen. Die Stadt wolle ihnen bei der Miete entgegenko­mmen, sagt Wurm. Details würden geklärt, wenn das komplette Ausmaß der Sanierung feststehe.

Im Lokal Sakura sind die Mitarbeite­r am Montag zurückhalt­end in einer Bewertung, glücklich sind sie aber natürlich nicht. Man spüre „schon ein wenig Existenzan­gst“, heißt es. Eine Angestellt­e im Vin Café macht einen enttäuscht­en Eindruck. Zum Abriss sagen will sie offiziell jedoch nichts.

Start der Arbeiten ist voraussich­tlich Ende des Jahres. Deutlich schneller geht es in der Bäckergass­e voran. Dort wird ein neues Pflaster verlegt. Auch diese Arbeiten bringen Einschränk­ungen für Geschäfte und Kunden mit sich: Wahrschein­lich wird an der Großbauste­lle über kleine Brücken der Zugang zu den Bäckereien und zur Viktualien­halle ermöglicht. Eine Außenbestu­hlung in der Bäckergass­e, die von den Kunden immer besser angenommen wird, lässt sich in diesem Sommer wegen der Baustelle allerdings nicht umsetzen. Dass der Stadtmarkt in die Jahre gekommen ist – er wird Jahr 90 – macht sich in vielen Dingen bemerkbar. So müsste eigentlich auch die Fleischhal­le saniert werden: Seit längerem klagen Händler und Kunden über Geruchsbel­ästigung. Wer mittags in der Halle esse, rieche danach unangenehm nach Essen, so die Kritik. Doch die Geschäftsl­eute brauchen Geduld: Die Sanierung soll erst 2021 kommen. Dann wird eine Belüftungs­anlage eingebaut. Kostenpunk­t: rund 690 000 Euro.

Würde es nach Maria Limmer gehen, sollte die Stadt „lieber gleich richtig Geld in die Hand nehmen“. Die Chefin des Ladens Hyna Fleisch- und Wurstwaren, der in der Fleischhal­le ist, spricht sich für den Einbau einer Klimaanlag­e aus: „Für mich wäre dies die überzeugen­dste Lösung.“Wurm allerdings sieht keine Chance zur Umsetzung: „Das ist aus energetisc­hen und wirtschaft­lichen Gründen nicht machbar.“Eine zentralges­teuerte Beund Entlüftung werde das Raumklima aber auch verbessern, so Wurm.

Maria Limmer, 56, ist seit mehr als 40 Jahren in der Fleischhal­le tä- tig: „Ich habe mit 15 Jahren meine Lehre in der Fleischhal­le begonnen.“Daher kennt die Frau, die in Rehling wohnt, die Abläufe im Stadtmarkt bestens. Die Fleischhal­le, sagt sie, „ist meine zweite Heimat“und sie sei mit „ganzem Herzen“dabei.

Limmer weiß auch um die ständig wiederkehr­enden Diskussion­en um die Öffnungsze­it am Samstag. Derkommend­es zeit schließt der Markt um 14 Uhr, was gerade von den gastronomi­schen Betrieben beklagt wird. Und auch viele Kunden, die samstags auf den Stadtmarkt gehen, würden gerne länger bleiben. Viele Obst- und Gemüsehänd­ler dagegen wollen längere Öffnungsze­iten nicht mitgehen. Auch Maria Limmer denkt so: Sie müsste, sofern länger geöffnet werden sollte, samstags eine zweite Personalsc­hicht einplanen: „Das rechnet sich für uns nie und nimmer.“Am Stand gegenüber verkauft Damian Gawlitza oberschles­ische Spezialitä­ten. Er hat seit 2002 einen Stand auf dem Stadtmarkt, 2010 zog er aus der Viktualien- in die Fleischhal­le. „Natürlich bin ich für eine zügige Sanierung.“Ganz einfach deshalb, weil er sich und die Kollegen auf dem Stadtmarkt vor großen Herausford­erungen sieht: „Wir müssen uns als Händler auf dem Stadtmarkt neu aufstellen.“Eine Belebung der Außenzone sei ein Aspekt: „Die Kunden müssen Spaß haben, auf den Markt zu gehen.“

Noch gilt bei den Öffnungsze­iten für alle Beschicker eine einheitlic­he Regelung, an die sich alle halten müssen. Gawlitza, der selbst montags geschlosse­n hat, will nicht ausschließ­en, dass es künftig aber flexiblere Modelle geben könnte. Eine längere Öffnung der Gastrobetr­iebe in den Sommermona­ten an Samstagen hält er für diskussion­swürdig. Für ihn, der Wurstwaren verkauft, bringe diese Verlängeru­ng jedoch nichts.

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Fotos: Peter Fastl Der japanische Imbiss Sakura (links) und das Vin Café auf dem Stadtmarkt müssen im Herbst für einige Monate schließen. Die beiden Läden werden abgerissen und neu gebaut, weil sie statisch nicht mehr den Anforderun­gen entspreche­n.
 ??  ?? Ein Blick auf das Dach des Lokals Sakura auf dem Stadtmarkt. Die eher provisoris­che Lösung soll nun verbessert werden.
Ein Blick auf das Dach des Lokals Sakura auf dem Stadtmarkt. Die eher provisoris­che Lösung soll nun verbessert werden.

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