Der Stadtmarkt wird zur Baustelle
Innenstadt Zwei Geschäfte müssen abgerissen werden, weil Statiker Alarm geschlagen haben. Auch die Bäckergasse wird dieses Jahr saniert, die Fleischhalle ist 2021 dran. Die Öffnungszeiten könnten bald wieder Thema werden
Das japanische Lokal Sakura und das benachbarte Vin Café am Augsburger Stadtmarkt sind in der Mittagssonne ein beliebtes Ziel von Besuchern. Doch ab Herbst ist dort erst einmal Schluss mit Bewirtung: Beide Geschäfte müssen abgerissen und neu gebaut werden: Die Statik ist nicht mehr in Ordnung. Bis zum Beginn der Arbeiten gibt es eine Notabsicherung, so dass der Betrieb aktuell noch weitergehen kann.
Entdeckt habe man das Problem laut Ordnungsreferent Dirk Wurm, weil es bei den Ständen durchs Dach tropfte. Daraufhin sei die Statik untersucht worden. Zum Abbruch gebe es keine Alternative, so die Stadt. In Händlerkreisen wurde am Wochenende zunächst kolportiert, dass es sich um Schwarzbauten handle und deshalb so zügig gehandelt werde. Dem widerspricht Wurm vehement: „Für beide Lokale liegen Baugenehmigungen vor.“
Das Hochbauamt ermittelt derzeit, wie hoch die Kosten für den Neubau sind. Die Stadt als Eigentümerin muss zahlen. Dennoch wirkt sich die Maßnahme finanziell auch auf die Lokalbetreiber aus: Sie müssen einen mehrwöchigen Verdienstausfall in Kauf nehmen. Die Stadt wolle ihnen bei der Miete entgegenkommen, sagt Wurm. Details würden geklärt, wenn das komplette Ausmaß der Sanierung feststehe.
Im Lokal Sakura sind die Mitarbeiter am Montag zurückhaltend in einer Bewertung, glücklich sind sie aber natürlich nicht. Man spüre „schon ein wenig Existenzangst“, heißt es. Eine Angestellte im Vin Café macht einen enttäuschten Eindruck. Zum Abriss sagen will sie offiziell jedoch nichts.
Start der Arbeiten ist voraussichtlich Ende des Jahres. Deutlich schneller geht es in der Bäckergasse voran. Dort wird ein neues Pflaster verlegt. Auch diese Arbeiten bringen Einschränkungen für Geschäfte und Kunden mit sich: Wahrscheinlich wird an der Großbaustelle über kleine Brücken der Zugang zu den Bäckereien und zur Viktualienhalle ermöglicht. Eine Außenbestuhlung in der Bäckergasse, die von den Kunden immer besser angenommen wird, lässt sich in diesem Sommer wegen der Baustelle allerdings nicht umsetzen. Dass der Stadtmarkt in die Jahre gekommen ist – er wird Jahr 90 – macht sich in vielen Dingen bemerkbar. So müsste eigentlich auch die Fleischhalle saniert werden: Seit längerem klagen Händler und Kunden über Geruchsbelästigung. Wer mittags in der Halle esse, rieche danach unangenehm nach Essen, so die Kritik. Doch die Geschäftsleute brauchen Geduld: Die Sanierung soll erst 2021 kommen. Dann wird eine Belüftungsanlage eingebaut. Kostenpunkt: rund 690 000 Euro.
Würde es nach Maria Limmer gehen, sollte die Stadt „lieber gleich richtig Geld in die Hand nehmen“. Die Chefin des Ladens Hyna Fleisch- und Wurstwaren, der in der Fleischhalle ist, spricht sich für den Einbau einer Klimaanlage aus: „Für mich wäre dies die überzeugendste Lösung.“Wurm allerdings sieht keine Chance zur Umsetzung: „Das ist aus energetischen und wirtschaftlichen Gründen nicht machbar.“Eine zentralgesteuerte Beund Entlüftung werde das Raumklima aber auch verbessern, so Wurm.
Maria Limmer, 56, ist seit mehr als 40 Jahren in der Fleischhalle tä- tig: „Ich habe mit 15 Jahren meine Lehre in der Fleischhalle begonnen.“Daher kennt die Frau, die in Rehling wohnt, die Abläufe im Stadtmarkt bestens. Die Fleischhalle, sagt sie, „ist meine zweite Heimat“und sie sei mit „ganzem Herzen“dabei.
Limmer weiß auch um die ständig wiederkehrenden Diskussionen um die Öffnungszeit am Samstag. Derkommendes zeit schließt der Markt um 14 Uhr, was gerade von den gastronomischen Betrieben beklagt wird. Und auch viele Kunden, die samstags auf den Stadtmarkt gehen, würden gerne länger bleiben. Viele Obst- und Gemüsehändler dagegen wollen längere Öffnungszeiten nicht mitgehen. Auch Maria Limmer denkt so: Sie müsste, sofern länger geöffnet werden sollte, samstags eine zweite Personalschicht einplanen: „Das rechnet sich für uns nie und nimmer.“Am Stand gegenüber verkauft Damian Gawlitza oberschlesische Spezialitäten. Er hat seit 2002 einen Stand auf dem Stadtmarkt, 2010 zog er aus der Viktualien- in die Fleischhalle. „Natürlich bin ich für eine zügige Sanierung.“Ganz einfach deshalb, weil er sich und die Kollegen auf dem Stadtmarkt vor großen Herausforderungen sieht: „Wir müssen uns als Händler auf dem Stadtmarkt neu aufstellen.“Eine Belebung der Außenzone sei ein Aspekt: „Die Kunden müssen Spaß haben, auf den Markt zu gehen.“
Noch gilt bei den Öffnungszeiten für alle Beschicker eine einheitliche Regelung, an die sich alle halten müssen. Gawlitza, der selbst montags geschlossen hat, will nicht ausschließen, dass es künftig aber flexiblere Modelle geben könnte. Eine längere Öffnung der Gastrobetriebe in den Sommermonaten an Samstagen hält er für diskussionswürdig. Für ihn, der Wurstwaren verkauft, bringe diese Verlängerung jedoch nichts.