Die Politik muss den Stadtmarkt umkrempeln
Der Augsburger Stadtmarkt feiert 2020 sein 90-jähriges Bestehen. Er ist eine Institution und strahlt aufgrund der attraktiven Lage und des Angebots weit über die Stadtgrenzen hinaus. Dies ist vor allem zu hören, wenn Touristen sich begeistert vom Markt zeigen. Doch sie allein halten die Händler des Marktes nicht über Wasser – es sind heimische Kunden, die das Geld bringen.
Es ist nicht allein das Angebot, das die Menschen lockt, es ist das gesamte Flair, die Mischung aus Verkaufs- und Imbissständen. An einem sonnigen Samstagmittag gibt es kaum einen schöneren Ort als den Stadtmarkt: Hier trifft man Menschen, hier startet man ins Wochenende und kauft dann vor dem Rückweg auch noch ein.
Für die Kunden ist diese Mischung perfekt, zum Überleben der Händler ist auch ein umsatzstarker Samstag zu wenig. Wohin also wird die Zukunft den Stadtmarkt führen? Diese Frage ist schwer zu beantworten. Da die wirtschaftlichen Interessen der Beschicker
Die Beschicker bilden längst keine homogene Einheit mehr
immer stärker auseinandergehen, ist der Markt keine homogene Einheit mehr. Gastronomen, die für viel Frequenz sorgen, liebäugeln mit anderen Öffnungszeiten als Obstund Gemüsehändler, die bereits frühmorgens auf den Beinen sind, weil sie Waren vom Großmarkt holen.
Die Stadt steht vor der Herausforderung, die Interessen der Beschicker mit Wünschen von Kunden zu kombinieren. Lange hat die Politik es den Händlern überlassen, wie sie die Abläufe handhaben wollen. Es wird höchste Zeit, dass die Stadt eingreift und Dinge durchsetzt, die nicht jedem Händler gefallen. Der Stadtmarkt muss sich von festgezurrten Strukturen verabschieden. Mehr Flexibilität ist nötig, um für Kunden attraktiv zu sein. Die Politik muss sich stärker einmischen. Millionengelder fließen in die Sanierung des Augsburger Stadtmarkts. Wer zahlt, sollte aber ein Wort bei der Neukonzeption mitsprechen. Schließlich geht es um die Zukunft eines der beliebtesten Orte in der Innenstadt.