Koenigsbrunner Zeitung

Ausstellun­g: Migration ist in Bobingen nicht neu

Schulproje­kt Schon in früheren Zeiten erlebte die Stadt große Zuwanderun­gswellen – auch zum Nutzen der heimischen Wirtschaft. Und es gibt Bevölkerun­gsströme in ganz andere Richtungen

- VON ANJA FISCHER

Bobingen Migration ist ein Thema, das an der Mittelschu­le Bobingen täglich gelebt wird. Die Zuwanderun­g von Menschen aus dem Ausland bringt das Thema mit sich. In der Stadt hat dies Geschichte. Nicht nur die Integratio­n der nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat Vertrieben­en ist damit gemeint. In Zeiten des deutschen Wirtschaft­swunders wurden Zuwanderer sogar aktiv angeworben – unter anderem zum Nutzen der chemischen Industrie am Ort.

Nun sorgt eine neue Ausstellun­g mit dem Titel „Menschen in Bewegung“dort für neue Impulse. AnnaLena Koschig von der FriedrichE­bert-Stiftung, die für das Konzept der Ausstellun­g verantwort­lich ist, erklärte zur Eröffnung den Schülern der höheren Klassen, dass Migration kein allein heutiges Phänomen sei. „Migration gab es schon immer – und teilweise in viel stärken Verläufen als heute“, berichtete sie. Es habe immer verschiede­ne Gründe dafür gegeben, warum Menschen ihre Heimat verlassen haben. „Der Wunsch nach Arbeit, nach Bildung, die Flucht in ein sicheres Leben, all das sind Gründe, um in ein anderes Land zu migrieren“, zählte Koschig auf. „Es gibt aber auch eine Binnenmigr­ation, die darf man ebenfalls nicht unterschät­zen, ebenso wie eine irreguläre Migration.“

Migration finde zudem auf der ganzen Welt statt, „nicht nur hier bei uns!“, betonte Koschig. Sie sei kein neues Thema, Menschen hätten sich immer schon auf den Weg gemacht. Bei den Hintergrün­den müsse man da schon genau hinsehen, denn niemand verlasse seine Heimat einfach nur so. „Migration muss auch nicht immer schlecht sein“, mahnte Anna-Lena Koschig. „Sehr oft profitiere­n beide Seiten.“Nicht immer sind es Kriege, die Menschen aufbrechen lassen, um eine neue Heimat zu suchen. Man spricht zum Beispiel von BinnenMigr­ation, wenn große gesellscha­ftliche Umbrüche für neue Bevölkerun­gsströme sorgen: Etwa in China vom Land in stark wachsende Millionens­tädte oder nach der Wiedervere­inigung Deutschlan­ds vom Osten in den Westen.

Interessan­te Blickwinke­l, die sich den Schülern da auftaten. Gerade die Mittelschu­le ist durch ihre Schulform ein multikultu­relles Ge- misch, in dem Migration ein tägliches Thema ist, wie Lehrerin Maria Turner, die die Ausstellun­g nach Bobingen holte, weiß. „Wir sind ja grundsätzl­ich immer daran interessie­rt, die Welt an die Schule oder unsere Schüler in die Welt zu bringen, aber dieses Thema ist schon sehr wichtig für unsere tägliche Arbeit“, erzählt sie.

Schon vor einem Jahr sei eine Ausstellun­g der Friedrich-EbertStift­ung zum Thema Rassismus an der Schule gewesen, auch diese sei sehr profession­ell gemacht gewesen. „Schon seit den 60er-Jahren haben wir an unserer Schule viele Kinder mit Migrations­hintergrun­d, das ist für uns also nichts Neues“, betont Turner. Das könne durchaus gut funktionie­ren. „Diese Bewusstmac­hung ist für uns ein wichtiger pädagogisc­her Auftrag.“Deshalb wird sich das Thema nun mit dem aktuellen Ausstellun­gsbezug in den nächsten Wochen erneut durch den Unterricht in allen Klassen ziehen.

Für Schüler der neunten und zehnten Klassen gab es zum Projekt noch einen Vertiefung­sworkshop von Commit München, einem Verein für politische Bildungsar­beit.

Daniela Hölzl und Simon Primus gaben den Schülern dabei verschiede­ne Methoden vor, um deren Blickwinke­l zu öffnen. Unter anderem arbeiteten sie mit einer speziellen Weltkarte. „Hier steht Europa nicht im Mittelpunk­t“, erklärte Primus. „Das gibt ein ganz anderes Bild.“

Auch die Migration aus Deutschlan­d würde thematisie­rt. Also die Auswanderu­ng in anderer Länder Europas oder nach Übersee. „Diese Menschen haben oft ganz ähnliche Motive, wie diejenigen, die zu uns kommen“, so Simon Primus.

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Foto: Anja Fischer Anna-Lena Koschig (vorne) und Lehrerin Maria Turner stellten in Bobingen die Ausstellun­g zum Thema Migration im Foyer der Mittelschu­le vor.

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