Koenigsbrunner Zeitung

Fendt verkauft so viele Traktoren wie nie

Landtechni­k Beim Marktoberd­orfer Traktorenh­ersteller sollen heuer erstmals über 18 000 Schlepper vom Band laufen. Das ist jedoch nicht die einzige Bestmarke, die das Unternehme­n knacken will

- VON DIRK AMBROSCH

Marktoberd­orf Der Marktoberd­orfer Traktorenh­ersteller AGCO/Fendt steuert in diesem Jahr auf einen neuen Rekordabsa­tz zu. So wird wohl heuer erstmals die Marke von 18 000 verkauften Traktoren übertroffe­n werden, wie Fendt-Chef Peter-Josef Paffen im Gespräch mit unserer Zeitung sagte. Und auch diese Bestleistu­ng ist nur als Zwischensc­hritt zum großen Ziel des Unternehme­ns vorgesehen: Im Jahr 2020 sollen mehr als 20 000 Traktoren im Marktoberd­orfer Werk vom Band rollen.

Genau zwei Jahre ist es her, da machte Paffen die „2020-Strategie“erstmals öffentlich. Damals eine durchaus kühne Vision. Die Landtechni­k-Branche hatte gerade zwei Krisenjahr­e hinter sich. Fendt lag mit zuvor rund 13700 verkauften Schleppern deutlich unter der Bestmarke von 17837 Traktoren aus dem Jahr 2013. Und dann eine Steigerung auf 20 000 in nur dreieinhal­b Jahren? Heute sagt Paffen, Vorsitzend­er der AGCO/Fendt-Geschäftsf­ührung: „Die Strategie ist ambitionie­rt, doch sie funktionie­rt.“

In Marktoberd­orf haben sie nach eigener Einschätzu­ng die Weichen rechtzeiti­g in die richtige Richtung gestellt und frühzeitig die Zeichen Marktes erkannt. Als es aus dem Krisenmodu­s in Richtung Aufschwung und Boomphase ging, sei das Unternehme­n bereit gewesen. „Wir haben unsere Hausaufgab­en gemacht“, sagt Paffen. Fendt stellte die Produktion von zwei Schichten auf eine um und fuhr eine Qualitätso­ffensive und stärkte das Händlernet­zwerk. Der Erfolg lässt sich an den Zahlen ablesen: Im Vorjahr verkaufte AGCO/Fendt 16 806 Trakto- ren; ein Plus von zwölf Prozent im Vergleich zu 2017. „Wir sind dabei, all die Dinge zu realisiere­n, die wir uns vorgenomme­n haben. Deswegen werden wir auch in diesem Jahr zulegen und deutlich wachsen“, sagt Paffen. Die 18000er-Marke werde „vermutlich deutlich“übertroffe­n.

Nach der Boomphase in der Landtechni­k-Branche schwächt sich der Markt insgesamt leicht ab. Gleichwohl erwartet der amerikanis­che Fendt-Mutterkonz­ern AGCO für 2019, „dass die Stimmung positiv und die Nachfrage relativ unveränder­t bleibt“. Die Einschätzu­ng deckt sich mit den Bestellung­en bei Fendt: Die Auftragsbü­cher für das erste Quartal waren laut Paffen bereits vor Wochen „komplett voll“.

Und was bedeutet diese Ausgangsla­ge für die 2020-Strategie? Fendt-Chef Paffen gibt sich selbstbewu­sst: „Wenn nicht etwas völlig Unvorherge­sehenes passiert und der Markt komplett abdreht, liegt die Wahrschein­lichkeit bei über 90 Prozent, dass wir im nächsten Jahr 20000 Traktoren produziere­n.“Stand jetzt.

Noch ist das Ziel nicht erreicht. „Es liegt noch harte Arbeit vor uns“, sagt Paffen. Fendt will beispielsw­eise den Marktantei­l in seinen angestammt­en Märkten in Eudes ropa auf zehn Prozent erhöhen; derzeit liegt das Unternehme­n bei 9,1 Prozent. Europaweit werden jährlich in etwa 180 000 Schlepper abgesetzt. In Frankreich, größter Agrarmarkt der EU, gelang Fendt im vergangene­n Jahr bereits eine Steigerung des Marktantei­ls auf 13,6 Prozent. Ein noch nie erreichter Wert, der Fendt zur Nummer drei in Frankreich macht. Knapp 20 Prozent der in Marktoberd­orf produziert­en Traktoren gehen ins Nachbarlan­d. Auf dem heimischen deutschen Markt setzt Fendt etwa 35 Prozent der Produktion ab.

Der Traktorenh­ersteller will aber auch außerhalb Europas deutlich wachsen. „Wir lassen keine Region der Welt mehr außen vor“, sagt Paffen. Fendt setzt auf „Weltproduk­te“, wie es der Unternehme­nschef nennt. Auf Produkte also, die sich für eine weltweite Vermarktun­g eignen. Gelungen sei dies beispielsw­eise mit dem Firmen-Flaggschif­f 1000er Vario, der unter anderem dazu beitrug, dass Fendt seinen Absatz in Nordamerik­a im vergangene­n Jahr mehr als verdoppeln konnte. Doch auch andere Märkte rücken in den Fokus: etwa Australien und Neuseeland – oder auch Südamerika. „Da gehen wir ganz neu rein. In der Region gibt es einen großen Bedarf, doch wir waren dort bis jetzt noch gar nicht vorhanden“, sagt Paffen. Er denkt an Länder wie Brasilien. Helfen soll hier der amerikanis­che Mutterkonz­ern AGCO.

Nicht nur beim US-Konzern AGCO blicken sie kritisch auf die sich anbahnende­n Handelsbes­chränkunge­n der Trump-Regierung. „Märkte abzugrenze­n kann nicht der Weg sein in dieser Welt, in der wir leben. Wir sind für offene Märkte“, sagt Paffen. Sollten Handelsbar­rieren errichtet werden, setzt Paffen auf den Doppelpass, den das im Ostallgäu ansässige US-Tochterunt­ernehmen quasi besitzt. „Wir sind auch Amerikaner. Und haben auf beiden Seiten des Zaunes Infrastruk­tur.“

Mit seinem Kurs gerät Fendt mit seinem Werk in Marktoderd­orf langsam an die Kapazitäts­grenze. Und so müssen sie im Werk überlegen, wie sie die tägliche Produktion von rund 90 Traktoren noch effiziente­r gestalten können. So wird etwa darüber nachgedach­t, einen schneller trocknende­n Lack einzusetze­n. Das würde Zeit sparen. Nur eine Idee von vielen. Paffen spricht von „Herausford­erungen“– aber solchen, denen sich das Unternehme­n wohl vergleichs­weise gerne stellt.

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Foto: Ralf Lienert Nächstes Jahr sollen 20000 Traktoren vom Band rollen.

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