Koenigsbrunner Zeitung

Landsberge­r soll lange in Haft

Verhandlun­g Der 63-Jährige soll mit drei anderen Männern die Kinderporn­o-Plattform „Elysium“betrieben haben. Die Staatsanwa­ltschaft fordert sogar Sicherungs­verwahrung

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Limburg Er soll nicht nur eine Kinderporn­o-Plattform mit 111000 Nutzerkont­en betrieben haben. Er missbrauch­te offenbar auch selbst Jungen. Dafür ist ein 63-jähriger Mann aus Landsberg jetzt in Limburg angeklagt.

Der gelernte Erzieher ist einer von vier Männern, die sich für ihre mutmaßlich­e Führungsro­lle beim Betrieb der Online-Plattform „Elysium“vor dem hessischen Gericht verantwort­en müssen. Sie sollen das Netzwerk im Darknet betrieben oder sich daran beteiligt haben. Die Nutzer hätten sich dort „ähnlich leicht wie beim alltäglich­en OnlineShop­ping“mit pornografi­schen Bildern von Kindern versorgen können. Die Staatsanwa­ltschaft wirft ihnen deshalb unter anderem das „öffentlich­e Zugänglich­machen von kinderporn­ografische­n Schriften“vor, begangen als Bande. Die Män- sollen auch selbst Kinderporn­os gepostet und besessen haben. Die Nutzer von „Elysium“waren über die ganze Welt verstreut. Gestern hielt die Generalsta­atsanwälti­n ihr Plädoyer – und will den 63-Jährigen, der sich in Landsberg auch sozial engagiert hatte, hinter Gittern wissen. Mehrere Jahre lang sollen er und seine Mittäter ins Gefängnis wandern.

Die Beweisaufn­ahme in dem monatelang­en Prozess habe die Vorwürfe „vollumfäng­lich bestätigt“, sagte die Anklagever­treterin. Ihre Anträge reichten von drei Jahren und zehn Monaten bis zu neun Jahren Haft für die Männer aus Hessen, Baden-Württember­g und Bayern.

Der Landsberge­r war dem Gericht zufolge der einzige Angeklagte, der sich neben seiner Arbeit für die Videoplatt­form selbst an Kindern verging: Er soll im August 2016 nach Österreich gereist sein, um einen Mann aus Wien zu besuchen. Dessen Kinder, fünf und sieben Jahre alt, soll er missbrauch­t haben. Das Video der Tat mit den nackten Kindern landete wenig später auf der Plattform, wo es sich zehntausen­de Nutzer ebenfalls ansehen konnten. Zumindest so lange, bis die Polizei Elysium im Jahr 2017 auffliegen ließ und vom Netz nahm.

Es war nicht das erste Mal, dass der Mann sich Kindern unerlaubt näherte. In den 80er Jahren soll er pornografi­sche Fotos von behinderte­n Kindern gemacht haben. Kaum jemand in seiner Heimat am Lech wusste von der Vorstrafe. Er selbst bezeichnet­e sich vor Gericht als „trockenen Pädophilen“. Bei Elysium war der Mann vor allem für die grafische Gestaltung der Seite verantwort­lich. Nichtsahne­nd gaben ihm auch seine Landsberge­r Bener kannten immer wieder Grafikauft­räge – zum Beispiel, wenn wieder einmal eine kulturelle Veranstalt­ung anstand. Sie wollten dem arbeitslos­en Mann helfen, ihn vor dem gesellscha­ftlichen Absturz bewahren.

Geht es nach der Staatsanwa­ltschaft, soll der 63-Jährige auch dann nicht freikommen, wenn er seine Haftstrafe verbüßt hat. Sie will gegen ihn wegen wiederholt­en Kindesmiss­brauchs Sicherungs­verwahrung anordnen. Die Verteidige­r der vier Angeklagte­n, darunter auch ein Familienva­ter aus Baden-Württember­g und ein zweiter Mann aus Bayern, hielten sich im Gerichtssa­al mit konkreten Forderunge­n zurück. In einzelnen Anklagepun­kten forderten sie aus Mangel an Beweisen Freispruch. Außerdem wollen sie die Sicherungs­verwahrung des Landsberge­rs verhindern. Das Urteil soll am 7. März fallen.

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