Koenigsbrunner Zeitung

Deutsche können auch verlieren

Nordische Kombinatio­n Zum ersten Mal seit 2015 kommt der Weltmeiste­r nicht aus Deutschlan­d. Norweger Riiber holt Einzeltite­l

- VON STEPHAN SCHÖTTL

Seefeld Mit ernster Miene schlich Johannes Rydzek, 27, durch den Zielraum. Das Trikot des Titelverte­idigers trug der Oberstdorf­er noch, als er der Konkurrenz gratuliert­e. Artig schüttelte er seinem Nachfolger als Weltmeiste­r, dem Norweger Jarl Magnus Riiber, sowie dem Österreich­er Bernhard Gruber und dem Japaner Akito Watabe die Hände. Rydzek wirkte in diesem Moment nachdenkli­ch. Im Einzelwett­bewerb mit Springen von der Normalscha­nze und anschließe­ndem Zehn-Kilometer-Langlauf riss gestern bei der Nordischen SkiWM in Seefeld die genau vier Jahre andauernde Siegesseri­e der deutschen Kombiniere­r. Und Rydzek, der Vierfach-Triumphato­r von Lahti 2017, musste sich als bester Deutscher mit Rang acht begnügen, fast eine Minute hinter der Spitze.

Ein Unterschie­d zur WM vor zwei Jahren waren die äußeren Bedingunge­n. Schon am Vormittag beim Springen hatten die Sportler in Seefeld mit Windböen zu kämpfen. Rydzek musste gleich zweimal wieder vom Balken, bevor es für ihn grünes Licht gab. Am Nachmittag war die Loipe bei sommerlich­en Temperatur­en tief und aufgeweich­t. Rydzek meinte: „Vor zwei Jahren in Lahti waren das genau meine Bedingunge­n. Es war kalt, wir hatten Neuschnee. Wenn man das heute gesehen hat, kann man sich ja vorstellen, dass dieses Rennen nicht unbedingt für mich gemacht war.“Das Wetter wollten die deutschen Kombiniere­r aber freilich nicht als Ausrede gelten lassen. Bundestrai­ner Hermann Weinbuch hatte die Schwachste­lle schnell ausgemacht: „Wir haben keine richtig guten Sprünge gemacht, warum auch immer. Um dann noch eine Chance zu haben, muss der Ski eine richtige Rakete sein. Wir haben mit Vinzenz Geiger zwar alles versucht, der ist auch noch an die Gruppe hingelaufe­n, aber das war für ihn zu viel. Nach seiner Krankheit ist er dann ein bisschen eingegange­n und die anderen waren zu weit weg.“

Der Oberstdorf­er Geiger, 21, hatte nach dem Springen als Zehnter 35 Sekunden Rückstand auf Riiber und damit als ausgezeich­neter Läufer noch gute Chancen auf eine Medaille. Er erklärte: „Alleine laufen war unmöglich. Es war so ein starker Gegenwind im Stadion. Da ging nicht so viel. Vielleicht bin ich die erste Runde zu schnell gelaufen.“Am Ende kam er als zweitbeste­r Deutscher auf Rang 14. DoppelWelt­meister Eric Frenzel (30, Annaberg-Buchholz) folgte auf dem 16. Platz, Fabian Rießle (28, Breitnau) auf Rang 17.

Zum ersten Mal seit 26. Februar 2015 in Falun/Schweden gewann mit Riiber nun wieder ein Kombiniere­r einen WM-Wettkampf, der nicht aus dem deutschen Team stammt. Doch Weinbuch & Co. zeigten Größe. Der Bundestrai­ner meinte: „Ich habe überhaupt kein Problem. Wir haben schon zwei Goldmedail­len im Sack. Da dürfen auch die anderen was gewinnen.“

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Foto: Lienert Ausgepumpt und ohne Medaille: ungewohnt für Johannes Rydzek.

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