Tausche Bohne gegen Paprika
Freizeit Wer auf der Suche nach außergewöhnlichem Saatgut für seinen Garten ist, kann am Sonntag zur Börse auf der CityFarm gehen. Doch ist das nicht eine rechtliche Grauzone?
Neugierig auf die „Rote Augsburger“? Dahinter verbirgt sich keine Wurst, sondern eine Paprikasorte. Wer sie gerne mal probieren möchte, kann am Sonntag den ersten Schritt machen. Auf der CityFarm findet dann eine Saatgutbörse statt. Ildikó Reményi-Vogt und ihr Ehemann Benjamin Vogt haben dann unter anderem die „Rote Augsburger“vorrätig. Oder auch die Forellenbohne, die sich „perfekt für das Augsburger Klima eignet“, wie Ildikó Reményi-Vogt sagt. Das Ehepaar kennt sich aus. Es hat ein Herz für besondere Sorten.
Neben ihrem übergeordneten Projekt CityFarm, das den Städtern das Landleben mit all seinen Pflanzen und Tieren nahe bringen soll, haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, seltene und regionale Sorten zu finden, zu vermehren und das Saatgut mit anderen zu teilen. Wer möchte, kann auch selbst Saatgut zur Böse mitbringen. „Alle dürfen kommen, wer mag, kann gerne auch etwas zum Buffet beisteuern“, sagt Ildikó Reményi-Vogt. Von 14 bis 17 Uhr kann man Saatgut tauschen oder erhält Raritäten gegen eine freiwillige Spende.
Doch kann man überhaupt Saatgut bedenkenlos tauschen? Teilweise ist in Internetforen von einer rechtlichen Grauzone die Rede. Gerda Bauch vom Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung bei der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft gibt dazu Auskunft. Es bestehen einige EU-Richtlinien über den Verkehr von Saatgut, so Bauch. Ziel sei es vor allem, Qualitätsstandards zu schaffen. „Wer Saatgut zu gewerblichen Zwecken in den Verkehr bringt, muss die Anforderungen des Zertifizierungssystems erfüllen“, stellt die Leiterin der Amtlichen Saaten-Anerkennung in Bayern fest. Doch was bedeuten die Richtlinien für den Hobbygärtner?
„Entscheidend ist, ob eine kommerzielle Nutzung vorliegt. Wenn Saatgut nur für den Gebrauch im privaten Garten getauscht oder weitergegeben wird, liegt aus unserer Sicht keine gewerbliche Nutzung vor“, sagt Gerda Bauch. Der Abnehmer hätte dann aber auch keine Garantie für die Qualität oder Sortenidentität des Saatgutes.
Zum Beispiel kann es laut Bauch im Hobbybereich durch Vermehrung von Hybridsaatgut, auch als F1 gekennzeichnet, zu Überraschungen kommen. Dieses spaltet sich nämlich in der nächsten Generation auf und kann am Beispiel Tomate zu unterschiedlichen Früchten mit verschiedenen Farben und Formen führen. Wer das verhindern möchte, sollte auf Liniensorten zurückgreifen. Die Wirkung des Sortenschutzgesetzes, quasi ein Urheberrecht für den Züchter, erstrecke sich ebenfalls nicht auf den privaten Bereich zu nicht-gewerblichen Zwecken, so Bauch.
Alte Sorten seien allerdings für die Züchtung neuer Sorten eine wichtige genetische Ressource. Es gebe bereits historische Sorten, die unwiederbringlich verloren gegangen sind. Man gebe sich Mühe, dass es nicht mehr werden, verspricht Bauch. Sie verweist auf Erfolge: Die Kartoffelsorte „Bamberger Hörnla“– auch als Delikatesse bekannt – konnte mit Hilfe der Landesanstalt für Landwirtschaft von Kartoffelkrankheiten befreit werden und sorge nun für beachtliche Erträge. Wer gerne gartelt, schaut wahrscheinlich nicht zuerst auf den Ertrag.
Es geht auch ums Erlebnis. Und das wollen Ildikó Reményi-Vogt und ihr Mann an Sonntag auch auf der CityFarm bieten. Neben dem Saatentausch gibt es die Möglichkeit Stockbrot zu backen. Und: Auf der CityFarm leben zahlreiche Nutztiere wie Enten, Hühner und Schafe. Kürzlich ist auf dem Gelände ein kleines Bienenmuseum entstanden. ⓘ
Die Saatgutbörse findet am Sonntag, 3. März, von 14 Uhr bis 17 Uhr in der City-Farm statt. Adresse: Gablinger Weg 36; cityfarmaugsburg.wordpress.com