Koenigsbrunner Zeitung

Tausche Bohne gegen Paprika

Freizeit Wer auf der Suche nach außergewöh­nlichem Saatgut für seinen Garten ist, kann am Sonntag zur Börse auf der CityFarm gehen. Doch ist das nicht eine rechtliche Grauzone?

- VON OLIVER WOLFF

Neugierig auf die „Rote Augsburger“? Dahinter verbirgt sich keine Wurst, sondern eine Paprikasor­te. Wer sie gerne mal probieren möchte, kann am Sonntag den ersten Schritt machen. Auf der CityFarm findet dann eine Saatgutbör­se statt. Ildikó Reményi-Vogt und ihr Ehemann Benjamin Vogt haben dann unter anderem die „Rote Augsburger“vorrätig. Oder auch die Forellenbo­hne, die sich „perfekt für das Augsburger Klima eignet“, wie Ildikó Reményi-Vogt sagt. Das Ehepaar kennt sich aus. Es hat ein Herz für besondere Sorten.

Neben ihrem übergeordn­eten Projekt CityFarm, das den Städtern das Landleben mit all seinen Pflanzen und Tieren nahe bringen soll, haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, seltene und regionale Sorten zu finden, zu vermehren und das Saatgut mit anderen zu teilen. Wer möchte, kann auch selbst Saatgut zur Böse mitbringen. „Alle dürfen kommen, wer mag, kann gerne auch etwas zum Buffet beisteuern“, sagt Ildikó Reményi-Vogt. Von 14 bis 17 Uhr kann man Saatgut tauschen oder erhält Raritäten gegen eine freiwillig­e Spende.

Doch kann man überhaupt Saatgut bedenkenlo­s tauschen? Teilweise ist in Internetfo­ren von einer rechtliche­n Grauzone die Rede. Gerda Bauch vom Institut für Pflanzenba­u und Pflanzenzü­chtung bei der Bayerische­n Landesanst­alt für Landwirtsc­haft gibt dazu Auskunft. Es bestehen einige EU-Richtlinie­n über den Verkehr von Saatgut, so Bauch. Ziel sei es vor allem, Qualitätss­tandards zu schaffen. „Wer Saatgut zu gewerblich­en Zwecken in den Verkehr bringt, muss die Anforderun­gen des Zertifizie­rungssyste­ms erfüllen“, stellt die Leiterin der Amtlichen Saaten-Anerkennun­g in Bayern fest. Doch was bedeuten die Richtlinie­n für den Hobbygärtn­er?

„Entscheide­nd ist, ob eine kommerziel­le Nutzung vorliegt. Wenn Saatgut nur für den Gebrauch im privaten Garten getauscht oder weitergege­ben wird, liegt aus unserer Sicht keine gewerblich­e Nutzung vor“, sagt Gerda Bauch. Der Abnehmer hätte dann aber auch keine Garantie für die Qualität oder Sorteniden­tität des Saatgutes.

Zum Beispiel kann es laut Bauch im Hobbyberei­ch durch Vermehrung von Hybridsaat­gut, auch als F1 gekennzeic­hnet, zu Überraschu­ngen kommen. Dieses spaltet sich nämlich in der nächsten Generation auf und kann am Beispiel Tomate zu unterschie­dlichen Früchten mit verschiede­nen Farben und Formen führen. Wer das verhindern möchte, sollte auf Liniensort­en zurückgrei­fen. Die Wirkung des Sortenschu­tzgesetzes, quasi ein Urheberrec­ht für den Züchter, erstrecke sich ebenfalls nicht auf den privaten Bereich zu nicht-gewerblich­en Zwecken, so Bauch.

Alte Sorten seien allerdings für die Züchtung neuer Sorten eine wichtige genetische Ressource. Es gebe bereits historisch­e Sorten, die unwiederbr­inglich verloren gegangen sind. Man gebe sich Mühe, dass es nicht mehr werden, verspricht Bauch. Sie verweist auf Erfolge: Die Kartoffels­orte „Bamberger Hörnla“– auch als Delikatess­e bekannt – konnte mit Hilfe der Landesanst­alt für Landwirtsc­haft von Kartoffelk­rankheiten befreit werden und sorge nun für beachtlich­e Erträge. Wer gerne gartelt, schaut wahrschein­lich nicht zuerst auf den Ertrag.

Es geht auch ums Erlebnis. Und das wollen Ildikó Reményi-Vogt und ihr Mann an Sonntag auch auf der CityFarm bieten. Neben dem Saatentaus­ch gibt es die Möglichkei­t Stockbrot zu backen. Und: Auf der CityFarm leben zahlreiche Nutztiere wie Enten, Hühner und Schafe. Kürzlich ist auf dem Gelände ein kleines Bienenmuse­um entstanden. ⓘ

Die Saatgutbör­se findet am Sonntag, 3. März, von 14 Uhr bis 17 Uhr in der City-Farm statt. Adresse: Gablinger Weg 36; cityfarmau­gsburg.wordpress.com

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 ?? Foto: Oliver Wolff ?? Ildikó Reményi-Vogt vermehrt das Saatgut seltener Sorten. Am Sonntag gibt es eine Tauschbörs­e.
Foto: Oliver Wolff Ildikó Reményi-Vogt vermehrt das Saatgut seltener Sorten. Am Sonntag gibt es eine Tauschbörs­e.

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