Bahn: Jetzt sind die Planer am Zug
Die Auseinandersetzungen der vergangenen Wochen zwischen Politikern aus Stadt und Land braucht man nicht negativ zu sehen: Die Volksvertreter haben nur ihren Job gemacht, nämlich sich für die Interessen ihres Orts eingesetzt. Und die gehen zwischen Stadt und Land – zumindest ein Stück weit – auseinander.
Den Umland-Bürgermeistern ist wichtig, dass ihre Schüler und Pendler vernünftig mit dem Zug nach Augsburg kommen. Sie kämpfen schon seit Jahrzehnten um eine vernünftige Bahnanbindung. Der Freistaat hat schon mit einer deutlichen Angebotsausweitung geliefert, doch damit ein richtiger Takt zustande kommt, braucht es (mindestens) ein zusätzliches Gleis in den Westen. Sollte das nicht kommen, das wurde in den Wortmeldungen deutlich, gehen die Bürgermeister auf die Barrikaden.
Die Stadt Augsburg sieht hingegen den Fernverkehr als wichtigen Standortfaktor und fürchtet, abgehängt zu werden. Der TGV nach Paris braucht auf den südwestdeutschen Bummelstrecken zwischen München und Geislinger Steige momentan in etwa genauso lange, wie er im französischen Hochgeschwindigkeitsnetz vom Grenzübertritt in Straßburg bis Paris (zugegebenermaßen ohne Zwischenstopps) benötigt.
Berechtigt sind beide Interessen, wobei auch das Umland von einer guten Fernverkehrsanbindung profitiert und die Stadt – Stichwort Luftschadstoffe – heilfroh sein kann, wenn Umlandpendler mit dem Zug statt mit dem Auto kommen.
Beide Seiten haben jetzt einmal ihre Pflöcke eingeschlagen – nun muss man warten. Richtig interessant wird es, wenn die Fachleute der Bahn mit Planungsvarianten aufwarten können. Dann lohnt sich eine weitere Diskussion.
Es muss möglich sein, beide Interessen unter einen Hut zu bringen. Alles andere wäre ein Desaster: Zwischen München und Augsburg sowie zwischen Stuttgart und Ulm wurde bzw. wird die Bahnlinie mit Milliardenaufwand ausgebaut. Am kurzen Stück zwischen Augsburg und Ulm darf es am Ende nicht liegen, wenn auf dieser Achse kein Fernverkehr läuft. Und andersrum wird der Hauptbahnhof gerade für 210 Millionen Euro zur Drehscheibe zwischen Nahverkehr und Tram ausgebaut – es wäre nicht ganz schlecht, wenn der Nahverkehr dann auch gut vom Umland in die Stadt fahren könnte.