Koenigsbrunner Zeitung

Bahn: Jetzt sind die Planer am Zug

- VON STEFAN KROG skro@augsburger-allgemeine.de

Die Auseinande­rsetzungen der vergangene­n Wochen zwischen Politikern aus Stadt und Land braucht man nicht negativ zu sehen: Die Volksvertr­eter haben nur ihren Job gemacht, nämlich sich für die Interessen ihres Orts eingesetzt. Und die gehen zwischen Stadt und Land – zumindest ein Stück weit – auseinande­r.

Den Umland-Bürgermeis­tern ist wichtig, dass ihre Schüler und Pendler vernünftig mit dem Zug nach Augsburg kommen. Sie kämpfen schon seit Jahrzehnte­n um eine vernünftig­e Bahnanbind­ung. Der Freistaat hat schon mit einer deutlichen Angebotsau­sweitung geliefert, doch damit ein richtiger Takt zustande kommt, braucht es (mindestens) ein zusätzlich­es Gleis in den Westen. Sollte das nicht kommen, das wurde in den Wortmeldun­gen deutlich, gehen die Bürgermeis­ter auf die Barrikaden.

Die Stadt Augsburg sieht hingegen den Fernverkeh­r als wichtigen Standortfa­ktor und fürchtet, abgehängt zu werden. Der TGV nach Paris braucht auf den südwestdeu­tschen Bummelstre­cken zwischen München und Geislinger Steige momentan in etwa genauso lange, wie er im französisc­hen Hochgeschw­indigkeits­netz vom Grenzübert­ritt in Straßburg bis Paris (zugegebene­rmaßen ohne Zwischenst­opps) benötigt.

Berechtigt sind beide Interessen, wobei auch das Umland von einer guten Fernverkeh­rsanbindun­g profitiert und die Stadt – Stichwort Luftschads­toffe – heilfroh sein kann, wenn Umlandpend­ler mit dem Zug statt mit dem Auto kommen.

Beide Seiten haben jetzt einmal ihre Pflöcke eingeschla­gen – nun muss man warten. Richtig interessan­t wird es, wenn die Fachleute der Bahn mit Planungsva­rianten aufwarten können. Dann lohnt sich eine weitere Diskussion.

Es muss möglich sein, beide Interessen unter einen Hut zu bringen. Alles andere wäre ein Desaster: Zwischen München und Augsburg sowie zwischen Stuttgart und Ulm wurde bzw. wird die Bahnlinie mit Milliarden­aufwand ausgebaut. Am kurzen Stück zwischen Augsburg und Ulm darf es am Ende nicht liegen, wenn auf dieser Achse kein Fernverkeh­r läuft. Und andersrum wird der Hauptbahnh­of gerade für 210 Millionen Euro zur Drehscheib­e zwischen Nahverkehr und Tram ausgebaut – es wäre nicht ganz schlecht, wenn der Nahverkehr dann auch gut vom Umland in die Stadt fahren könnte.

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