Koenigsbrunner Zeitung

Warum Wohnen noch teurer werden könnte

Finanzen Die Kreisspark­asse sieht Folgen des „Bestellerp­rinzips“. Die wirtschaft­liche Lage in der Region bleibt stabil

- VON JANA TALLEVI

Landkreis Augsburg Der Immobilien­markt im Landkreis Augsburg liegt im Bezug auf Nachfrage und Angebot sowie Quadratmet­erpreisen und Mieten am oberen Rand dessen, was wirtschaft­lich noch gut funktionie­ren kann. So zumindest ist die Einschätzu­ng der Deutschen Bundesbank, wie der Vorstandsv­orsitzende der Kreisspark­asse Augsburg, Richard Fank, im Rahmen des Bilanzpres­segespräch­s jetzt berichtete. In regelmäßig­en Abständen, so Fank, frage die Bundesbank bei der Kreisspark­asse nach den Daten vor Ort. Und die sehen laut seinem Vorstandsk­ollegen Horst Schönfeld noch gut aus: Zwar liegen die Quadratmet­erpreise für gutes Wohneigent­um inzwischen auch im Landkreis bei bis zu 5000 Euro pro Quadratmet­er. „Da überlegt sich der eine oder andere mögliche Käufer schon, ob er diese Investitio­n über die Mieten überhaupt wieder hereinbeko­mmen kann“, gibt Schönfeld zu. Dennoch sei der Markt vor Ort weiterhin von einem zu knappen Angebot für die weiterhin große Nachfrage geprägt.

Und die Immobilien­preise könnten seiner Einschätzu­ng nach auch durch politische Effekte noch weiter steigen. Schönfeld spricht das geplante „Bestellerp­rinzip“auf Bundeseben­e an. Demnach soll nicht nur bei einer Vermietung, sondern auch beim Verkauf derjenige den Makler bezahlen, der ihn beauftragt.

Zwei Dinge könnten nun geschehen, prognostiz­iert der Fachmann: Zum einen könnte der Maklerzins durch geschickte­s Rechnen am Ende doch an den Käufer weitergege­ben werden. Oder es werden immer weniger Makler, zu denen sich auch die Kreisspark­asse mit ihrem Immobilien­sektor zählt, eingeschal­tet. Bislang würden die Fachleute der Kreisspark­asse dabei immer wieder regulieren­d in den Markt eingreifen und überhöhte Preisvorst­ellungen von Verkäufern zurückstuf­en. Falls diese Dienstleis­tung wegfällt, sieht Horst Schönfeld für die Zukunft noch teurere Immobilien auf dem Markt.

Allerdings: Die Gefahr einer Immobilien­blase ist für ihn weiter fern. Zum einen würden die Mieten dafür sorgen, dass auch hochwertig­e Immobilien für den Eigentümer im Wert erhalten bleiben. Zum anderen brauche es für eine „Blase“jene Spekulante­n, die Wohnungen und Häuser im großen Stil kaufen und sie kurz darauf zu einem höheren Preis weitergebe­n. „Das gibt es hier nicht“, so der Schönfeld.

Zudem sorge die stabile wirtschaft­liche Lage für ein funktionie­rendes System. „Wir sind immer noch eine Wachstumsr­egion“, sagt er. Im vergangene­n Jahr hat die Kreisspark­asse 165 Wohnobjekt­e im Wert von 57,2 Millionen Euro vermittelt, das sind knapp drei Prozent weniger als im absoluten Boomjahr 2017. Gleichzeit­ig wurden Wohnbaudar­lehen in Höhe von 262 Millionen Euro ausgegeben und für weitere 48 Millionen Euro an die Partner Landesbaus­parkasse (LBS) oder Versicheru­ngskammer Bayern vermittelt.

Ein Zugpferd für eine noch stabile Wirtschaft ist dabei unter anderem die Uniklinik. Die Wirtschaft investiert, im vergangene­n Jahr hat die Kreisspark­asse knapp vier Prozent mehr an Krediten an Unternehme­n ausgegeben. Dennoch: Auch im Landkreis Augsburg rechnen die Kreisspark­asse und die IHK mit einem rückläufig­en Trend – der allerdings keinen Dreh ins Minus, also eine Rezession, bedeute. Auch im Landkreis Augsburg belaste die unsichere weltpoliti­sche Situation mit Brexit und möglichen Strafzölle­n auf die Einfuhr in die USA die Geschäftsl­aune, so Schönfeld.

Womit Kunden und Geldinstit­ute weiterhin werden leben müssen: Die niedrigen Zinsen werden voraussich­tlich noch auf Jahre bleiben, wie sie sind. Fank rechnet eher mit einem leichten Rückgang als mit einem noch vor einem Jahr vermuteten langsamen Anstieg. Darauf deute schon allein die aktuelle Politik der Europäisch­en Zentralban­k hin.

Die Kreisspark­asse Augsburg ist mit der Entwicklun­g des Geschäfts zufrieden. Die Bilanzsumm­e belief sich zum Jahresende 2018 auf 3,6 Milliarden Euro, ein Anstieg zum Vorjahr um knapp fünf Prozent. Die Gesamteinl­agen sind um fünf Prozent gewachsen (2,7 Milliarden Euro), es wurden insgesamt um zwei Prozent mehr Kredite ausgegeben (2,7 Milliarden Euro).

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Archivfoto: Hermann Schmid Im Augsburger Land ist bei den Immobilien nach wie vor die Nachfrage größer als das Angebot.

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