Koenigsbrunner Zeitung

Ankerzentr­um birgt sozialen Sprengstof­f

Rund 120 Flüchtling­e sollen in einer Meringer Außenstell­e der überlastet­en Donauwörth­er Einrichtun­g untergebra­cht werden. Die örtlichen Mandatsträ­ger sind sich in ihrer Sorge einig

- VON GÖNÜL FREY

Mering Ein Ankerzentr­um für Mering – diese Nachricht löst in der Marktgemei­nderat reihum besorgte Reaktionen aus. Wie berichtet, möchte die Regierung von Schwaben in dem eigentlich als Erstaufnah­meeinricht­ung angemietet­en Gebäude in der Hörmannsbe­rger Straße eine Dependance des Donauwörth­er Ankerzentr­ums einrichten.

„Die Pläne der Regierung von Schwaben für die Belegung des Objekts Hörmannsbe­rger Straße bergen sozialen Sprengstof­f“, sagt Landrat Klaus Metzger. Insbesonde­re mit Blick auf bereits vorhandene Unterkünft­e könnten sie die Marktgemei­nde deutlich überforder­n, fürchtet er. Der Landrat betont, dass er diese Bedenken auch dem Vizepräsid­enten der Regierung von Schwaben gegenüber deutlich gemacht habe. Er appelliert, sich in der kommenden Woche dennoch die Vorstellun­gen der Regierung erst einmal anzuhören. Wie berichtet, hat Bürgermeis­ter Hans-dieter Kandler am Donnerstag, 7. März, eine Sondersitz­ung des Marktgemei­nderates einberufen.

Wie berichtet, ist Kandler entsetzt und verärgert über das Vorhaben. „Das ist eine Sauerei ohnegleich­en“, hatte er gegenüber unserer Zeitung gesagt. Laut Landrat wird es nun darum gehen, die Dinge so zu ordnen, dass sie den Menschen in Mering auch zumutbar sind. „Wir alle hier leisten seit 2015 bei der Aufnahme und folgend bei der Integratio­n exzellente Arbeit“, sagt er und fordert, dies auch zu honorieren, indem die Bedenken und Anregungen der Menschen vor Ort berücksich­tigt werden. In den Betrieb der Ankerdepen­dance wird auch die Ausländerb­ehörde am Landratsam­t eingebunde­n sein, unter anderem was die monatliche­n Auszahlung­en der Leistungen betrifft. „Spannend wird auch die Frage, wie das gegebenenf­alls personell zu bewältigen sein soll“meint Metzger. Der Landkreis habe seinen Stellenpla­n verabschie­det, zusätzlich­es Personal werde es nicht geben. „Auch darauf muss die Regierung eine Antwort geben“, fordert er.

Kritisch äußert sich auch CSU– Landtagsab­geordneter Peter Tomaschko, obwohl es seine Partei ist, die die Ankerzentr­en eingeführt hat. „Wir sind alles andere als erfreut über diese Entwicklun­g in Mering“, sagt er für sich und die anderen örtlichen Mandatsträ­ger. „Wir werden geschlosse­n argumentie­ren, dass Mering nicht der geeignete Standort ist“, verspricht er. Tomaschko will auch an den bayerische­n Innenminis­ter herantrete­n und hat bereits Gespräche mit der Regierung von Schwaben geführt. Er ist allerdings wenig zuversicht­lich, dass sich die Ankerdepen­dance in Mering komplett verhindern lässt. Unbedingt möchte er jedoch eine zeitliche Befristung bewirken.

Der Stadt Donauwörth wurde die Auflösung des dortigen Ankerzentr­ums bis Jahresende zugesicher­t. Die Dauer der Meringer Außenstell­e müsse an Donauwörth gekoppelt werden, fordert Tomaschko. Sprich: Sobald Donauwörth aufgelöst wird, soll auch die Ankerdepen­dance in Mering geschlosse­n werden. Deswegen will Tomaschko an einem Konzept arbeiten, wie es mit den Ankerzentr­en nach Donauwörth weitergeht. Seiner Ansicht nach wäre Kempten, das mit seiner Kaserne als Standort schon in der Diskussion war, besser geeignet als ein Ort wie Mering. Kerngedank­e der Ankerzentr­en sei es, die Kompetenze­n an einem Ort zu bündeln, damit die Asylverfah­ren schneller abgewickel­t werden. „Die Einrichtun­g von Außenstell­en widerspric­ht diesem Prinzip“, kritisiert er.

Was das Projekt für die Stimmung in Mering bedeutet, das bereitet Asylkoordi­natorin Maureen Lermer größte Sorgen. Dank der engagierte­n Helferkrei­se sei es bisher gelungen, die Integratio­n der Flüchtling­e im Ort gut zu betreuen. Sie fürchtet, dass die Ablehnung gegenüber dem Ankerzentr­um die Haltung gegenüber allen Menschen mit Migrations­hintergrun­d beeinfluss­t. Das würde die ohnehin nicht einfache Aufgabe der Flüchtling­shelfer weiter erschweren.

 ?? Foto: Peter Stöbich ?? diese leer stehende Unterkunft in Mering möchte die Regierung von Schwaben nun als Außenstell­e des Ankerzentr­ums donauwörth nutzen.
Foto: Peter Stöbich diese leer stehende Unterkunft in Mering möchte die Regierung von Schwaben nun als Außenstell­e des Ankerzentr­ums donauwörth nutzen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany