Was macht eigentlich der frühere Audi-Chef Rupert Stadler?
Was immer Rupert Stadler gerade tut, auf dem Weg nach Santiago de Compostela ist er eher nicht. Dorthin wollte der frühere Vorstandsvorsitzende von Audi pilgern, wenn die Dieselkrise vorbei sei. Das hatte er in seinem letzten großen Interview als Audi-Chef unserer Redaktion im Mai vergangenen Jahres gesagt.
● Abgas-Skandal Der Abgas-Skandal bei VW und der Tochter Audi aber ist mitnichten vorbei. Er beschäftigt den Konzern nun schon seit über drei Jahren. Gegen Audi ermittelt nach wie vor die Staatsanwaltschaft München II. Derzeit werden laut der Behörde zwei Dutzend Beschuldigte geführt.
● Ermittlungen gegen Stadler Unter den Beschuldigten ist auch Stadler. Ihm wird Betrug und mittelbare Falschbeurkundung zur Last gelegt. Er soll nicht verhindert haben, dass Audi Die- mit manipulierter Abgasreinigung verkauft hat. In Untersuchungshaft kam er am 18. Juni 2018 wegen Verdunkelungsgefahr. Ende Oktober setzte das Oberlandesgericht München den Haftbefehl gegen Auflagen außer Vollzug. So hat Stadler Kontaktverbot zu allen für das Ermittlungsverfahren relevanten Personen. Zudem musste er eine „empfindlich hohe“Kaution hinterlegen, wie es heißt. Seither ist Stadler auf freiem Fuß. Er bestreitet die gegen ihn erhobenen Vorwürfe. Sein Verteidiger Thilo Pfordte äußert sich auf Nachfrage aber nicht zur Sache.
● Wie geht es ihm? Zu erfahren ist über den früheren Herrn der Ringe nach wie vor sehr wenig. Jemand, der Stadler besser kennt, bescheinigt ihm Stärke in der derzeit schwierigen Situation: „Er geht aufrecht.“Aber Stadler halte sich nach wie vor „bewusst“zurück. Was stimmt. Fragen nach ihm werden zumeist mit einem Schulterzucken beantwortet: Nix gesehen, nix gehört. Und wenn doch jemand etwas erfahren haben will, bleiben die Angaben im Ungefähren. So soll man ihn beim Spaziergang im alten Westviersel-Autos tel Ingolstadts schon erblickt haben, dort, wo seine Villa steht. Auch im Ingolstädter Stadttheater wurde er angeblich gesichtet. Das allerdings liegt auch schon wieder eine gute Weile zurück. Wieder andere wollen ihn mal beim morgendlichen Schwimmtraining im Hallenbad auftauchen gesehen haben. Und den Jahreswechsel soll er im Altmühltal verbracht haben, wo in Wachenzell der elterliche Bauernhof steht. Die Schweigsamkeit mit Blick auf den regional verwurzelten Rupert Stadler lässt sich auch so erklären: Zum einen gilt die Unschuldsvermutung, bis es ein rechtskräftiges Urteil gibt. Zum anderen ist es nach wie vor so, dass Stadlers Verdienste um Audi bei vielen Ingolstädtern nicht vergessen sind. Wer sich umhört, bekommt mitnichten nur Beschuldigungen zur Antwort. (kuepp)