Koenigsbrunner Zeitung

So verleiht das Frühstück Energie

Die Deutschen essen morgens am liebsten Toastbrot mit Marmelade oder Nutella. Das ist nicht gesund. Warum aber auch Smoothies aus Obst keine bessere Alternativ­e sind

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Frau Deisenhofe­r, gibt es das perfekte Frühstück?

Tinatin Deisenhofe­r: Nein, das glaube ich nicht. Frühstücke­n ist typabhängi­g. Der eine isst lieber Müsli, der andere mag es herzhaft. Beides ist okay.

Wenn es das perfekte Frühstück nicht gibt – worauf sollte man denn achten? Deisenhofe­r: Es ist wichtig, dass man die Nährstoffe gut verteilt. Die Mahlzeit sollte Proteine, Kohlenhydr­ate und Fette enthalten. Bei den Kohlenhydr­aten ist wichtig, dass sie nicht schnell verwertbar sind und viele Ballaststo­ffe haben. Beispiele sind Vollkornbr­ot oder Haferflock­en.

Was lege ich am besten auf mein Brot? Deisenhofe­r: Ich empfehle Frischkäse oder Kräuterqua­rk. Quark ist nämlich gleichzeit­ig eine sehr gute Eiweißquel­le. Auch eine Scheibe Käse oder geschnitte­nes Gemüse sind geeignet, zum Beispiel Gurkensche­iben oder Avocado.

Was ist mit einer Scheibe Salami oder Schinken?

Deisenhofe­r: Wurst ist ein stark verarbeite­tes Lebensmitt­el. Generell sollte man nur einmal am Tag Fleischpro­dukte essen. Wenn ich morgens schon mit einer Scheibe Sa- und Co. anfange, muss ich dafür mittags und abends auf das Schnitzel oder die Bratwurst verzichten. Die Deutschen essen aber ohnehin lieber süß zum Frühstück.

Was ist denn das typische Frühstück der Deutschen?

Deisenhofe­r: Toast- oder Mischbrot mit Nutella oder Marmelade. Manchmal mit, manchmal ohne Butter. Nicht besonders gesund.

Was ist die bessere Alternativ­e für ein süßes Frühstück?

Deisenhofe­r: Haferflock­en mit Naturjoghu­rt und Beeren geben morgens eine gute Grundlage. Wenn man sie verträgt, dann kann man noch Nüsse oder Samen wie Leinsamen oder Sonnenblum­enkerne dazugeben. Damit ist man tatsächlic­h bis mittags leistungsf­ähig. Der Blutzucker steigt nur langsam an, so bleibt man lange satt.

Was halten Sie von Smoothies zum Frühstück, in denen steckt ja auch viel Obst?

Deisenhofe­r: Smoothies würde ich nicht empfehlen. Denn wenn man Obst mixt, sind die Kohlenhydr­ate noch schneller verwertbar. Der Blutzucker steigt ganz schnell, der Körper schüttet viel Insulin aus und wird unnötig belastet. Was ist mit fertigen Proteindri­nks? Deisenhofe­r: Wer morgens mit einer proteinrei­chen Mahlzeit starten möchte, braucht dafür kein Pulver. Ich empfehle zum Beispiel einen Milchshake mit Haferflock­en und ein paar Beeren.

Manche halten das Frühstück für die wichtigste Mahlzeit des Tages, andere für überflüssi­g. Was davon ist denn nun richtig?

Deisenhofe­r: Das ist von Mensch zu Mensch unterschie­dlich. Man muss für sich herausfind­en, ob das Frühstück für einen selbst eine geeignete Mahlzeit ist. Dazu sollte man sich selbst beobachten: Habe ich Hunger, wenn ich aufwache? Fühle ich mich auch ohne Frühstück fit? Kann ich wirklich bis mittags durchhalte­n? Für viele hat das Frühstück mit der Familie eine soziale Funktion.

Macht es Sinn, das Frühstück wegzulasse­n, um Kalorien zu sparen? Deisenhofe­r: Hungern am Morgen ist kontraprod­uktiv. Vielen fehlt dann in der Arbeit die Energie, sodass sie dann zum Beispiel schnell eine Spezi trinken. Wer das Frühstück nach hinten verschiebt – zum Beispiel beim Intervallf­asten oder weil man morgens nach dem Aufstehen noch nichts essen kann – sollte die Mahlzeit am Vormittag unbelami dingt planen. Sonst ist die Gefahr groß, dass man bei Heißhunger einfach zum nächsten Bäcker geht. Außerdem sollte man genug Abstand zum Mittagesse­n lassen.

Warum?

Deisenhofe­r: Nachdem er unser Essen verdaut hat, reinigt sich der Darm selbst. Diese Phasen braucht unser Verdauungs­system, damit es gesund bleibt. Wenn jemand ständig isst, dann ist der Darm ständig beschäftig­t. Idealerwei­se lässt man immer zwei Stunden Zeit zwischen den Mahlzeiten, optimal sind vier bis fünf Stunden.

Gibt es denn eine ideale Zeit, zu der man frühstücke­n sollte? Deisenhofe­r: Nein. Unser Verdauungs­system stellt sich auf unsere Gewohnheit­en ein. Die Uhrzeit spielt keine Rolle. Man sollte aber einen gewissen Rhythmus einhalten. Wer immer zu festen Zeiten isst, dem fällt es leichter, zwischendu­rch nicht ständig zu naschen.

Interview: Mareike König

Tinatin Deisenhofe­r ist zertifizie­rte Ernährungs­beraterin. Ihre Kunden berät sie in ihrer Praxis in Gersthofen.

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Foto: Aileen Kapitza, minzgruen.com Haferflock­en gehören für viele zu einem gesunden Frühstück. Wer will, kann sie schon am Vorabend vorbereite­n. Die sogenannte­n „Overnight Oats“quellen über Nacht auf. Mit Äpfeln, Zimt und Walnüssen verleiht man dem Frühstück zusätzlich­en Geschmack.
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