Koenigsbrunner Zeitung

Die Milliarden-Baustellen

Zuletzt wurden in Bayern über 1100 Kilometer Schienen modernisie­rt. Doch nach wie vor gibt es jede Menge zu tun. Das sind die wichtigste­n Projekte

- VON JOSEF KARG

Augsburg Die Deutsche Bahn will in den nächsten Jahren Milliarden in den Ausbau des Schienenne­tzes investiere­n. Denn die Zugverbind­ungen sollen pünktliche­r und schneller werden. In Spitzenzei­ten werde es bis zu 800 Bahn-Baustellen gleichzeit­ig geben, sagte der für Infrastruk­tur zuständige Bahn-Vorstand Ronald Pofalla. Die Bauvorhabe­n würden zu 100 Komplexen gebündelt. Auch in Bayern gibt es nach wie vor Verbesseru­ngsbedarf.

Dabei wurden von der Bahn seit 2015 bereits mehr als 1100 Kilometer Schiene im Freistaat modernisie­rt. „Um pünktlich und zuverlässi­g unterwegs zu sein, müssen wir jedoch weiter in das Eisenbahnn­etz investiere­n“, bestätigt bereits vor einiger Zeit auch der Konzernbev­ollmächtig­te für den Freistaat, Klaus-Dieter Josel. Sechs große Maßnahmen stechen hervor:

● Augsburg–Ulm Erst vergangene Woche startete die Bahn in Augsburg offiziell das Projekt. Im Bundesverk­ehrswegepl­an 2030 hat es die 85 Kilometer lange Hauptbahn, die die Städte Augsburg und Ulm miteinande­r verbindet, endlich in den vordringli­chen Bedarf geschafft. Das mit knapp zwei Milliarden Euro veranschla­gte Projekt steht jedoch erst am Anfang. In den nächsten Jahren soll geklärt werden, wie die Strecke ertüchtigt oder vielleicht gar neu gebaut werden soll.

Wichtig ist in diesem Kontext, dass das Projekt in Zusammenha­ng mit dem Ausbau eines dritten Gleises von Augsburg nach Dinkelsche­rben (Kreis Augsburg) steht. So soll in Zukunft der Regionalve­rkehr gestärkt werden. Es gibt aber bereits heute Verkehrsex­perten, die bezweifeln, dass ein Gleis ausreicht, um in Schwaben einen 15-MinutenTak­t einzuführe­n. Bei einem Neubau der Fernverkeh­rstrasse, beispielsw­eise entlang der Autobahn A8, würden die beiden heutigen Schienenst­ränge frei für den Regionalve­rkehr. Noch ist aber nichts entschiede­n.

● Augsburg–Donauwörth–Treuchtlin­gen Nicht so sehr im Mittelpunk­t der Diskussion in Schwaben, aber für den Nord-Süd-Verkehr auch wichtig: Die Strecke Augsburg–Donauwörth–Treuchtlin­gen. Sie wird mit neuen Gleisen, Weichen und Brücken sowie einem digitalen Stellwerk ausgestatt­et.

● München–Lindau Wer die rund 300 Kilometer lange Strecke zwischen München und Zürich mit dem Zug zurücklegt, ist derzeit deutlich länger unterwegs als mit dem Auto. Das gibt auch die Deutsche Bahn selbst zu. Aber es soll sich ändern.

Davon profitiere­n wird vor allem die Strecke zwischen München und Lindau. Durch die Elektrifiz­ierung und den Umbau der Gleise und Stationen entlang der Linie sollen Züge künftig deutlich schneller unterwegs sein – die Bahn peilt eine Fahrzeit von weniger als zwei Stunden zwischen München und Lindau an. Und sie stellt eine bessere Anbindung von Bahnhöfen im Allgäu und in Schwaben an den überregion­alen Verkehr in Aussicht. Seit März letzten Jahres laufen die Arbeiten für die Elektrifiz­ierung der 157 Kilometer langen Bahnstreck­e München–Lindau. Das 440-MillionenP­rojekt ist eine Kette von Baustellen. Brücken und Übergänge werden modernisie­rt. Die Trasse bekommt elektronis­che Stellwerke und wird für den Einsatz schneller Züge mit Neigetechn­ik fit gemacht. Die Zeitvortei­le, die der Ausbau bringt, werden mit dem Fahrplanwe­chsel im Dezember 2020 spürbar. Dann soll der Eurocity in drei Stunden und 30 Minuten von München nach Zürich fahren.

● Stammstrec­ke München In München steht die zweite Stammstrec­ke im Mittelpunk­t. Zudem werden einige Stationen der ersten Tunnellini­e, auf der sämtliche S-Bahn-Linien durch die Münchner Innenstadt führen, modernisie­rt. Derzeit werden am Hauptbahnh­of München in der Gleishalle auf dem Bahnsteig zwischen Gleis 20 und 21 zwei Grundwasse­rmessstell­en und vier Brunnen erstellt. Im Herbst dieses Jahres ist der Baubeginn im Abschnitt „oberirdisc­h west“geplant. Die Inbetriebn­ahme ist für 2026 vorgesehen. Die Kosten des zweiten Tunnels werden mit über zwei Milliarden Euro veranschla­gt.

● München–Rosenheim–Salzburg Die Strecke erhält neue Gleise, Brücken und Oberleitun­gen. Auch hier wird schon gebaut. Vom 11. April bis 24. Juni steht wegen Gleiserneu­erungen nur eines von zwei Gleisen zur Verfügung. Die Linie ist Teil der europäisch­en Magistrale von Paris nach Budapest. Dies könnte zu weiteren Ausbaumaßn­ahmen führen. Darauf drängt vor allem die österreich­ische Bahn, da sie zwischen Salzburg und München eine Fahrzeit von einer Stunde statt heute eineinhalb Stunden anstrebt.

Auch über einen viergleisi­gen Ausbau des Abschnitts von Rosenheim in Richtung Kufstein wird verhandelt, um der erwarteten Verkehrszu­nahme nach Inbetriebn­ahme des Brennerbas­istunnels gerecht zu werden. Die Trasse vor allem für Güterzüge von und nach Italien soll von München-Ost durch das Inntal bis Kufstein führen. Geschätzte Kosten: 2,6 Milliarden Euro. Doch noch ist nichts entschiede­n.

● München–Mühldorf Die 84 Kilometer Strecke könnte als Alternativ­e zur Strecke von München über Rosenheim nach Salzburg genutzt werden, besonders im Hinblick auf das zu erwartende Verkehrsau­fkommen im Zuge der Fertigstel­lung des Brennerbas­istunnels. Hier wurde bereits in den vergangene­n Jahren investiert. Der verbleiben­de zweigleisi­ge Ausbau zwischen Markt Schwaben und Ampfing befindet sich in der Vorplanung. Zusammen mit der durchgehen­den Elektrifiz­ierung bis Freilassin­g wird dieser Ausbau auf Kosten von gut 1,1 Milliarden Euro geschätzt.

 ?? Archivfoto: Ulrich Wagner ?? 1100 Kilometer Schienen wurden schon modernisie­rt. Das Foto zeigt neue Gleise bei Sontheim im Unterallgä­u.
Archivfoto: Ulrich Wagner 1100 Kilometer Schienen wurden schon modernisie­rt. Das Foto zeigt neue Gleise bei Sontheim im Unterallgä­u.

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