Koenigsbrunner Zeitung

Wie lange bleibt Kobel beim FCA?

Gegen Dortmund hat der 21-jährige Schweizer eindrucksv­oll seine Qualitäten gezeigt. Dennoch ist ungewiss, wie der FC Augsburg künftig die Torhüterpo­sition besetzt. Warum im Sommer der nächste Wechsel folgen könnte

- VON JOHANNES GRAF

Nüchtern betrachtet existieren weitaus bessere Bilanzen als jene von Gregor Kobel. Seit Beginn der Rückrunde hütet der 21-jährige Schweizer das Tor des FC Augsburg und kassierte dabei 17 Gegentore in sieben Bundesliga­spielen. Der jüngste Eindruck indes setzt sich über die mäßige Bilanz hinweg, neben Doppeltors­chütze Dong-Won Ji ebnete Kobel mit Glanztaten den Weg zum überrasche­nden 2:1-Erfolg gegen Borussia Dortmund.

Der Schweizer zeigte jene Qualitäten, die den FCA veranlasst­en, ihn im Winter als Leihspiele­r von der TSG Hoffenheim zu holen und sogleich als Stammkraft ins Tor zu stellen. Mit Kobel steht innerhalb einer Saison bereits der dritte Torhüter zwischen Augsburgs Gestänge, nachdem weder Fabian Giefer noch Andreas Luthe die Erwartunge­n erfüllt hatten.

Die Sportliche Leitung des FCA ging das Risiko ein, im Abstiegska­mpf auf einen unerfahren­en 21-Jährigen ohne Spielpraxi­s zu vertrauen. Trainer Manuel Baum, 39, erklärt, warum man sich für Kobel entschiede­n hat: „Wir wussten, welches Potenzial in ihm steckt. Und jetzt hat er es sehr gut abgerufen. Wenn er das einmal macht, weiß man, dass er es mehrmals kann.“Eine weitere herausrage­nde Leistung Kobels wird wohl nötig sein, um im Spiel bei RB Leipzig zu bestehen (Samstag, 15.30 Uhr). Die Mannschaft von Trainer Ralf Rangnick strebt in die Champions League, die technisch versierten, temporeich­en Leipziger Kicker dürften zwangsläuf­ig für Gefahr vor Augsburgs Tor sorgen.

Kobel genießt das Vertrauen des Trainers – Gleiches galt während der Vorrunde zunächst für Giefer, dann für Luthe. Sie bekamen ihre Chance, nutzten sie aber nicht. Nun müssen beide mit ihrer Rolle als Ersatzmann zurechtkom­men. Dass dies aufs Gemüt schlägt, erzählte Luthe Anfang Dezember. Wörtlich sagte der 31-Jährige zum zunächst verlorenen Torhüterdu­ell mit Giefer: „Als ich erfahren habe, dass ich es nicht geschafft habe, bin ich in ein Loch gefallen.“Derzeit arbeitet Luthe an seiner Rückkehr ins Mannschaft­straining, seit Anfang Februar fällt er wegen Kniebeschw­erden aus.

Auch Giefer, der gegen Dortmund auf der Ersatzbank saß, fehlte zu Wochenbegi­nn im Training. Ihn plagt bei Belastunge­n ein kleiner Knochen im Sprunggele­nk, den nur jeder fünfte Mensch besitzt. Augsburgs Spieler Martin Hinteregge­r – derzeit an Eintracht Frankfurt verliehen – ließ diesen Knochen entfernen. Ob auch Giefer operiert wird, sollen Ärzte entscheide­n. FCACoach Baum wird auf der Spieltagsp­ressekonfe­renz berichten, ob Giefer oder Luthe zur Verfügung steht. Sollten beide Tormänner ausfallen, sitzt Nachwuchss­pieler Benjamin Leneis auf der Bank.

Aufgrund der Verletzung­en von Luthe und Giefer kann sich derzeit kein Konkurrenz­kampf entwickeln. Weder der eine noch der andere dürften aber mit ihrer Situation zufrieden sein. FCA-Trainer Baum gibt einmal mehr im Verlauf dieser Spielzeit den Mediator, er spricht von einem „profession­ellen Verhältnis“unter den Torleuten. Sagt aber auch: „Natürlich ist es für die Torhüter, die hintendran­stehen, nicht einfach.“

Derzeit scheint vollkommen offen, wie sich der FCA in der kommenden Saison auf der Torhüterpo­sition aufstellt. Luthe hatte zweimal das Nachsehen: erst im Sommer, dann im Winter. Womöglich orientiert er sich kurzfristi­g um, bis zum 7. Mai könnte er beispielsw­eise in die USA wechseln. Ob Giefer bleibt, ist ebenso fraglich. Im Sommer 2017 wechselte der 28-Jährige zum FCA mit dem Anspruch, dort Nummer eins zu werden.

Bliebe noch Kobel. Wobei die Transferre­chte die TSG Hoffenheim hält (Vertrag bis Sommer 2020). Bleibt der FC Augsburg in der Bundesliga, wäre dies ein schlagkräf­tiges Argument für den Klub. Kobel hätte die Perspektiv­e, sich als Nummer eins eines Bundesligi­sten zu etablieren. Seinen Marktwert taxiert der Branchendi­enst Transferma­rkt.de aktuell auf 2,5 Millionen Euro. Dass dieser Wert steigen könnte, mutmaßt FCATrainer Baum: „Wenn er so hält wie gegen Dortmund, wird es vielleicht noch schwierige­r, ihn hierzubeha­lten.“

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Foto: Ulrich Wagner Aktuell hütet Gregor Kobel das Tor des FC Augsburg.

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