Koenigsbrunner Zeitung

Das bayerische Phänomen

- VON JESSICA STIEGELMAY­ER kino@augsburger-allgemeine.de

Ein kleines Kino mitten in Bayern. Abendvorst­ellung, 20.45 Uhr. Die Leute stehen bis zur Straße hinaus. „Gibt es noch zwei Plätze?“Kopfschütt­eln hinter der Theke. „Ach so, nicht mehr nebeneinan­der?“Beide schauen sich kurz an. „Nicht so schlimm, dann nehmen wir zwei getrennte.“Sie wollen ihn unbedingt sehen, und zwar gleich heute, zur Premiere. Nur, wen eigentlich? Den nächsten Blockbuste­r aus Hollywood vielleicht? Oder die neue Komödie aus dem Hause Schweighöf­er, Herbig, Schweiger?

A was, na. Hört das Reservieru­ngstelefon schon nicht mehr auf zu läuten und kommen die Kinomitarb­eiter schon am Vormittag, um die Popcornmas­chine anzuwerfen, dann kann am Abend eigentlich nur einer über die Leinwand granteln: der Franz. Also der aus Niederkalt­enkirchen, der mit seiner Susi und dem Ludwig, der spaßige Polizist halt, Sie wissen schon. Der Titel ist Nebensache, ihn muss man sich nicht merken. Klingt beim Reserviere­n dann auch mal so: „Zweimal für Dampfnudel-Kartoffel, äh ne, Winterknöd­elblues, ach Sie wissen schon, der mit’m Eberhofer halt.“Freili, wiss ma scho.

Wie auch nicht? Nicht nur, dass er uns schon seit Tagen missmutig vom Pappaufste­ller anschaut, er ist ja irgendwie schon so etwas wie ein Phänomen. Plötzlich kommen Leute mit Dirndl und Lederhosen ins Kino. Und breitem Grinsen. „Einmal Schweinsko­pf, bittschö.“Probieren Sie das mal in Hamburg oder Berlin, da wären die Blicke wohl etwas verwirrt. Anders in Bayern, da sind die Filme um den Provinzpol­izisten Eberhofer so erfolgreic­h wie sonst keine Reihe. Zum Glück für Krimiautor­in Rita Falk ist die bayerische Kulinarik ebenso vielfältig wie reichhalti­g. Sauerkraut, Grießnocke­rl, Leberkäs. Brezen vielleicht? Obatzda? Kässpatz’n? Mit’m Franz kann’s auf jeden Fall weitergehe­n. Und Popcorn scheint immer dazu zu passen.

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