Koenigsbrunner Zeitung

Eine neue Heimat für Kreative

Die ersten Künstler des Kulturpark­s West ziehen auf das Gaswerkare­al und richten sich dort ihre Ateliers ein. Die Ankommende­n sind vom neuen Flair angetan

- VON JESSICA STIEGELMAY­ER

So grauweiß und unscheinba­r dieser Flur im Gaswerkare­al wirkt, so bunt und lebendig sind die Welten, die sich hinter den Türen verbergen – etwa die am Ende des Gangs. Was dem Besucher dort als Erstes ins Auge fällt? Ein Sitzmöbel, einst ein Koffer, mit quietschro­sa Überzug, bevölkert von ebenso grellen Hunden, Blumen und Bäumen. Auf dem Fensterbre­tt teilen sich Töpfe voller Pinsel, Holzfigure­n und Bücher den Platz, verstreut lehnen Bilder an der Wand. Und mittendrin steht Tanja Wasser an der Staffelei. „Ich habe mich schon ziemlich häuslich eingericht­et“, sagt die Malerin im hellblauen Pullover und einer mit Farbflecke­n übersäten Hose. Eigentlich sah es schon zwei Tage nach dem Umzug so aus wie heute, erzählt Wasser, während sie sich umschaut. Sie wollte ja gleich wieder loslegen, weiterarbe­iten.

Wie Wasser sind im Februar neun weitere Künstler auf das Gaswerk in Oberhausen gezogen. Mitten hinein in das alte Industriea­real mit Charme. Die Meisten kommen vom Kulturpark West auf dem ReeseGelän­de, erklärt Barbara Friedrichs, Popkulturb­eauftragte der Stadt, und gerade Ansprechpa­rtnerin für alle mit Kartons beladenen Künstler. Jetzt, Anfang März, geht das große Umziehen weiter, bis 34 Kreative das neue Ofenhaus und das ehemalige Sozialgebä­ude mit Leben füllen. „Von Ölmalerei über experiment­elle Kunstforme­n bis hin zur Fotografie sind alle Genres dabei“, freut sich Friedrichs.

Nächste Tür, nächste Welt. „Es ist so was von fantastisc­h hier“, sagt Monika Sattler, umgeben von Etuis, Taschen, Schuhen und Jacken. „Ich bin wirklich glücklich, dass ich das bekommen habe.“Die Acryldesig­nerin bemalt alles, was sich nicht bewegen kann, wie sie selbst sagt. Früher im Kulturpark, jetzt hier vor dem großen Fenster mit Blick auf das Gaswerkare­al, ganz nah an der neuen Brechtbühn­e, der Übergangss­pielstätte für das Staatsthea­ter. Als sie das umgebaute Ofenhaus das erste Mal betrat, sei sie „geflasht“gewesen, überwältig­t von diesem Prestige-Objekt“, erzählt Sattler.

Im April werden die Bands folgen, erklärt Friedrichs. Die Musiker kommen mit ihren Proberäume­n in den östlichen Werkstätte­n und dem sanierten Reinigerge­bäude unter. Damit finden sich auf dem Gaswerkare­al zukünftig rund 120 Kulturscha­ffende. Schluss ist damit aber noch lange nicht, ergänzt die Popkulturb­eauftragte. Was den Stadtwerke­n Augsburg (swa) als Eigentümer und der Stadt sowie dem Staatsthea­ter als Mieter vorschwebt? Ein kreatives Zentrum mit Künstlern, dem Theater, jungen Start-ups und Unternehme­n aus der Kultur- und Kreativwir­tschaft. Ein Ort, an dem Besucher auf Festivals gehen, auf Open-Air-Konzerte, und an Workshops sowie Atelier-Gesprächen teilnehmen.

Tanja Wasser hat den Großteil ihres Raums mit einem Filzteppic­h ausgelegt. Vorsichtsh­alber, sie wolle ja nichts kaputtmach­en, sagt sie. Das müsse sie gar nicht, entgegnet Jürgen Fergg, Pressespre­cher der Stadtwerke. Er begleitet Barbara Friedrichs an diesem Vormittag auf dem Rundgang durch das Gaswerk. „Kleckse auf dem Boden oder eine Patina gehören bei einem Künstler doch dazu.“

Tanja Wasser und Monika Sattler haben ein Strahlen im Gesicht, wenn sie über ihre neuen Ateliers sprechen. Das gehe den anderen Künstler ganz ähnlich, erzählt Friedrichs. „Sie kommen hierher und umarmen einen erst mal.“

 ?? Foto: Jessica Stiegelmay­er ?? Tanja Wasser fühlt sich in ihrem neuen Atelier auf dem Gaswerksge­lände wohl. Im April bekommt die Malerin neue Nachbarn, dann werden auf dem Gelände auch Bandproben­räume fertiggest­ellt sein.
Foto: Jessica Stiegelmay­er Tanja Wasser fühlt sich in ihrem neuen Atelier auf dem Gaswerksge­lände wohl. Im April bekommt die Malerin neue Nachbarn, dann werden auf dem Gelände auch Bandproben­räume fertiggest­ellt sein.

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