Woran Geschäfte auch scheitern
Ein Geschäftsmann in der Augsburger Altstadt prägte einst ein geflügeltes Wort. Er hatte bekannt gegeben, dass er seinen Laden schließen werde und daraufhin viele bedauernde Worte gehört. Der Geschäftsmann reagierte deutlich: „Wenn alle, die meinen Abschied jetzt betrauern, zu mir als Kunden gekommen wären, hätte ich nicht schließen müssen.“
Dieser Satz, vor weit über zehn Jahren ausgesprochen, hat an Aktualität nichts verloren. Jedes Aus eines Geschäfts wird grundsätzlich bedauert. Schade, dass genau dieser Laden nicht mehr existiert, heißt es in ersten Reaktionen. Man nimmt Anteil am Schicksal von Mitarbeitern, die womöglich ihren Arbeitsplatz verlieren. Ladenschließungen sind nun mal keine schöne Sache. Dabei wird übersehen, dass ein Scheitern eben auch zum Wirtschaftsleben gehört. Kein Unternehmer kann davon ausgehen, dass sein Konzept auf Dauer trägt und dass ihm die Kunden stets die Treue halten. Das Überleben im Einzelhandel ist eine ständige Herausforderung. Und da sprechen wir nicht allein über Auswirkungen des Onlinehandels, die sich für nahezu jedes Ladengeschäft ergeben. Ein Geschäftsmann, der wirtschaftlich überleben möchte, muss heutzutage in vielen Branchen den Spagat zwischen einem funktionierenden Ladenkonzept und einem attraktiven Angebot im Internet finden.
In der Öffentlichkeit wird dieses Überleben oft als selbstverständlich wahrgenommen. Stärker ins Bewusstsein rücken Fälle, in denen Geschäfte sich verabschieden. Die Gründe sind nach Auskunft des Handelsverbands vielfältig. Ein Aspekt sollte jedoch nicht unter den Tisch fallen: Es gibt Läden, die daran scheitern, dass es kein überzeugendes Geschäftskonzept gegeben hat. Höchst selten wird ein Unternehmer dies offen einräumen. Da mag es mitunter leichter sein, das eigene Scheitern auf einen anderen Grund zurückzuführen.