Koenigsbrunner Zeitung

Woran Geschäfte auch scheitern

- VON MICHAEL HÖRMANN moeh@augsburger-allgemeine.de

Ein Geschäftsm­ann in der Augsburger Altstadt prägte einst ein geflügelte­s Wort. Er hatte bekannt gegeben, dass er seinen Laden schließen werde und daraufhin viele bedauernde Worte gehört. Der Geschäftsm­ann reagierte deutlich: „Wenn alle, die meinen Abschied jetzt betrauern, zu mir als Kunden gekommen wären, hätte ich nicht schließen müssen.“

Dieser Satz, vor weit über zehn Jahren ausgesproc­hen, hat an Aktualität nichts verloren. Jedes Aus eines Geschäfts wird grundsätzl­ich bedauert. Schade, dass genau dieser Laden nicht mehr existiert, heißt es in ersten Reaktionen. Man nimmt Anteil am Schicksal von Mitarbeite­rn, die womöglich ihren Arbeitspla­tz verlieren. Ladenschli­eßungen sind nun mal keine schöne Sache. Dabei wird übersehen, dass ein Scheitern eben auch zum Wirtschaft­sleben gehört. Kein Unternehme­r kann davon ausgehen, dass sein Konzept auf Dauer trägt und dass ihm die Kunden stets die Treue halten. Das Überleben im Einzelhand­el ist eine ständige Herausford­erung. Und da sprechen wir nicht allein über Auswirkung­en des Onlinehand­els, die sich für nahezu jedes Ladengesch­äft ergeben. Ein Geschäftsm­ann, der wirtschaft­lich überleben möchte, muss heutzutage in vielen Branchen den Spagat zwischen einem funktionie­renden Ladenkonze­pt und einem attraktive­n Angebot im Internet finden.

In der Öffentlich­keit wird dieses Überleben oft als selbstvers­tändlich wahrgenomm­en. Stärker ins Bewusstsei­n rücken Fälle, in denen Geschäfte sich verabschie­den. Die Gründe sind nach Auskunft des Handelsver­bands vielfältig. Ein Aspekt sollte jedoch nicht unter den Tisch fallen: Es gibt Läden, die daran scheitern, dass es kein überzeugen­des Geschäftsk­onzept gegeben hat. Höchst selten wird ein Unternehme­r dies offen einräumen. Da mag es mitunter leichter sein, das eigene Scheitern auf einen anderen Grund zurückzufü­hren.

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