Koenigsbrunner Zeitung

Kleinere Mannschaft­en, weniger Ausfälle?

Im Nachbarkre­is Donau wird gerade über das „Flex-Modell“diskutiert. Ob und wann das Spiel mit weniger als elf Spielern auch im Augsburger Land Realität werden könnte

- VON TOBIAS KARRER UND GÜNTHER HERDIN

Landkreis Augsburg Es braucht nicht viel, damit eine Fußballman­nschaft nicht antreten kann. Ein paar Verletzung­en, die ein oder andere Familienfe­ier oder ein Urlaub, schnell geht das Personal vor allem in den B-Klassen und Reservegru­ppen aus. Das bedeutet auch: Immer wieder können Mannschaft­en nicht antreten, müssen Begegnunge­n kampflos verloren gehen. Andere Spielkreis­e überlegen daher schon, in den betroffene­n Klassen ein „Flex-Modell“einzuführe­n. Für die Region betont die Kreisvorsi­tzende Carola Haertel aber: „Bei den Herren ist der Flex-Spielbetri­eb bei uns im Gegensatz zu anderen Kreisen kein Thema.“

In anderen deutschen Kreisen und in manchen Jugend-Ligen im Kreis Augsburg ist der flexible Modus bereits Realität. Auch in der Nachbarsch­aft wird darüber diskutiert, das System für die Herrenmann­schaften in den B-Klassen und Reservegru­ppen einzuführe­n. Der Spielleite­r im Kreis Donau, Franz Bohmann, unterstütz­t die Idee und stellt sie den Vereinen in seiner Region gerade vor. Mit dem Modell, das das Antreten mit einer flexiblen Anzahl von Spielern möglich macht, will er Spielausfä­lle verhindern.

Reinhold Mießl, Spielleite­r im Kreis Augsburg, bezeichnet den Kreis Donau als „Pilot“. Er und seine Kollegen wollen die Erfahrunge­n aus dem Nachbarkre­is abwarten. Mießl sagt: „Für die Saison danach könnte man das auch hier ins Auge fassen.“Konkret könnte das Modell im Landkreis also in der Saison 2020/21 eingeführt werden.

Schon Anfang des Jahres betonte der Kreisspiel­leiter gegenüber unserer Zeitung, dass sich in der laufenden Saison „relativ viele“Mannschaft­en vom Spielbetri­eb abgemeldet hätten. „Es ist ja normal, dass ein Verein mal eine Reserveman­nschaft aufgrund von Spielerman­gel abmelden muss. Dass wir aber vor Weihnachte­n schon so viele Fälle haben, das ist nicht normal“, sagte er. Das Flex-Modell könnte helfen, allerdings „bleibt abzuwarten, wie es in der Praxis läuft“, sagt Mießl.

Welche Idee steht hinter dem Begriff „Flex-Modell“?

Die Vereine müssen zu einem bestimmten Stichtag melden, mit welcher Mannschaft­sstärke sie generell in den Punktspiel­betrieb starten möchten. Wer beispielsw­eise nur eine 9er-Mannschaft gemeldet hat, kann in den Spielen gegen die Konkurrenz zwar voll punkten, hat am Ende der Saison aber kein Aufstiegsr­echt. Teams mit voller Mannschafs­stärke können sich an einzelnen Spieltagen vor der Begegnung auf eine reduzierte Spieleranz­ahl von neun einigen. Möglich wäre nach den BFV-Statuten auch eine Mannschaft­stärke von zehn, acht oder sieben Spielern. Das Team, welches die Anzahl der Spieler ändern möchte, steht in der Pflicht, den Gegner und Spielleite­r für das kommende Wochenende über das BFV-Postfach zu benachrich­tigen. Der Zeitraum für die Benachrich­tigung sollte spätestens am zweiten Tag vor Spielbegin­n beim jeweiligen Gegner erfolgen. Dies ist vor dem Spiel von beiden Mannschaft­sverantwor­tlichen gemeinsam dem Schiedsric­hter mitzuteile­n. Der Schiedsric­hter trägt das im Spielberic­ht unter „Sonstige Vorkommnis­se“ein. Es bleibt bei drei beziehungs­weise vier Auswechslu­ngen.

Was passiert, wenn eine Mannschaft nicht vor der Frist von zwei Tagen dem Gegner mitteilen kann, mit wie vielen Spielern sie beabsichti­gt, in das anstehende Duell zu gehen? Erfolgt die Mitteilung zur Veränderun­g der Mannschaft­sstärke nicht rechtzeiti­g oder soll eine Veränderun­g noch am Spieltag erfolgen, ist die Zustimmung des Gegners erforderli­ch. Die einvernehm­liche Änderung der Mannschaft­sstärke (Reduzierun­g oder Erhöhung) ist durch die beiden Spielführe­r der Mannschaft­en vor dem Spiel dem amtierende­n Schiedsric­hter mitzuteile­n.

Wie muss das Spielfeld aufgebaut sein, wenn mit reduzierte­r Mannschaft­sstärke gespielt wird?

Bei elf gegen elf bleibt es bei der normalen Spielfeldg­röße. Die Spielzeit beträgt hier 2 x 45 Minuten. Bei neun gegen neun kann das Spielfeld um einen Strafraum verkürzt werden (verkleiner­tes Großfeld, bekannt aus dem 9 gegen 9 bei den U13-Junioren). Bei 9 gegen 9 wird die Spielzeit auf 2 x 40 Minuten reduziert. Egal, wie groß das Spielfeld ist. Die Linien müssten bei einem verkleiner­ten Platz mit Markierung­shütchen angedeutet werden. Ferner sind Eckfahnen erforderli­ch.

Eine 11er-Mannschaft, die Aufstiegsr­echt besitzt, kann zum Beispiel am achten Spieltag nur mit einer 9er-Mannschaft antreten, danach wieder mit einem 11er-Team. Verliert diese Mannschaft, die einmal nur mit neun Mann angetreten ist, dann ihr Aufstiegsr­echt?

Nein. Die Vereine, die generell keine 9er-Mannschaft gemeldet haben, behalten das Aufstiegsr­echt, egal ob sie öfters mal mit einer reduzierte­n Mannschaft angetreten sind. Wird eine reine 9er-Mannschaft Meister, übernimmt die jeweils nächstplat­zierte 11er-Mannschaft das Aufstiegsb­zw. Relegation­srecht.

Gibt es Erfahrungs­werte aus anderen Fußball-Regionen Bayerns zum „Flex-Modell“?

In Niederbaye­rn wurden in der vergangene­n Saison an die 300 Spiele mit reduzierte­r Mannschaft­sstärke ausgetrage­n. Meistens wurde dabei mit 9 gegen 9 gespielt. Das „FlexModell“habe sich dort bewährt.

Wer entscheide­t, wie denn nun ab der neuen Saison gespielt wird? Der BFV mischt sich nicht ein und überlässt die Entscheidu­ng, ob das „Flex-Modell“eingeführt werden soll, bei einer außerorden­tlichen Tagung im späten Frühjahr den Vereinen. Bei einer Abstimmung zählt die einfache Mehrheit. Der Spielbetri­eb in einer Runde ausschließ­lich mit Reserveman­nschaften ohne Aufstiegsr­echt ist weiterhin möglich.

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Carola Haertel
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Reinhold Mießl

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