Kleinere Mannschaften, weniger Ausfälle?
Im Nachbarkreis Donau wird gerade über das „Flex-Modell“diskutiert. Ob und wann das Spiel mit weniger als elf Spielern auch im Augsburger Land Realität werden könnte
Landkreis Augsburg Es braucht nicht viel, damit eine Fußballmannschaft nicht antreten kann. Ein paar Verletzungen, die ein oder andere Familienfeier oder ein Urlaub, schnell geht das Personal vor allem in den B-Klassen und Reservegruppen aus. Das bedeutet auch: Immer wieder können Mannschaften nicht antreten, müssen Begegnungen kampflos verloren gehen. Andere Spielkreise überlegen daher schon, in den betroffenen Klassen ein „Flex-Modell“einzuführen. Für die Region betont die Kreisvorsitzende Carola Haertel aber: „Bei den Herren ist der Flex-Spielbetrieb bei uns im Gegensatz zu anderen Kreisen kein Thema.“
In anderen deutschen Kreisen und in manchen Jugend-Ligen im Kreis Augsburg ist der flexible Modus bereits Realität. Auch in der Nachbarschaft wird darüber diskutiert, das System für die Herrenmannschaften in den B-Klassen und Reservegruppen einzuführen. Der Spielleiter im Kreis Donau, Franz Bohmann, unterstützt die Idee und stellt sie den Vereinen in seiner Region gerade vor. Mit dem Modell, das das Antreten mit einer flexiblen Anzahl von Spielern möglich macht, will er Spielausfälle verhindern.
Reinhold Mießl, Spielleiter im Kreis Augsburg, bezeichnet den Kreis Donau als „Pilot“. Er und seine Kollegen wollen die Erfahrungen aus dem Nachbarkreis abwarten. Mießl sagt: „Für die Saison danach könnte man das auch hier ins Auge fassen.“Konkret könnte das Modell im Landkreis also in der Saison 2020/21 eingeführt werden.
Schon Anfang des Jahres betonte der Kreisspielleiter gegenüber unserer Zeitung, dass sich in der laufenden Saison „relativ viele“Mannschaften vom Spielbetrieb abgemeldet hätten. „Es ist ja normal, dass ein Verein mal eine Reservemannschaft aufgrund von Spielermangel abmelden muss. Dass wir aber vor Weihnachten schon so viele Fälle haben, das ist nicht normal“, sagte er. Das Flex-Modell könnte helfen, allerdings „bleibt abzuwarten, wie es in der Praxis läuft“, sagt Mießl.
Welche Idee steht hinter dem Begriff „Flex-Modell“?
Die Vereine müssen zu einem bestimmten Stichtag melden, mit welcher Mannschaftsstärke sie generell in den Punktspielbetrieb starten möchten. Wer beispielsweise nur eine 9er-Mannschaft gemeldet hat, kann in den Spielen gegen die Konkurrenz zwar voll punkten, hat am Ende der Saison aber kein Aufstiegsrecht. Teams mit voller Mannschafsstärke können sich an einzelnen Spieltagen vor der Begegnung auf eine reduzierte Spieleranzahl von neun einigen. Möglich wäre nach den BFV-Statuten auch eine Mannschaftstärke von zehn, acht oder sieben Spielern. Das Team, welches die Anzahl der Spieler ändern möchte, steht in der Pflicht, den Gegner und Spielleiter für das kommende Wochenende über das BFV-Postfach zu benachrichtigen. Der Zeitraum für die Benachrichtigung sollte spätestens am zweiten Tag vor Spielbeginn beim jeweiligen Gegner erfolgen. Dies ist vor dem Spiel von beiden Mannschaftsverantwortlichen gemeinsam dem Schiedsrichter mitzuteilen. Der Schiedsrichter trägt das im Spielbericht unter „Sonstige Vorkommnisse“ein. Es bleibt bei drei beziehungsweise vier Auswechslungen.
Was passiert, wenn eine Mannschaft nicht vor der Frist von zwei Tagen dem Gegner mitteilen kann, mit wie vielen Spielern sie beabsichtigt, in das anstehende Duell zu gehen? Erfolgt die Mitteilung zur Veränderung der Mannschaftsstärke nicht rechtzeitig oder soll eine Veränderung noch am Spieltag erfolgen, ist die Zustimmung des Gegners erforderlich. Die einvernehmliche Änderung der Mannschaftsstärke (Reduzierung oder Erhöhung) ist durch die beiden Spielführer der Mannschaften vor dem Spiel dem amtierenden Schiedsrichter mitzuteilen.
Wie muss das Spielfeld aufgebaut sein, wenn mit reduzierter Mannschaftsstärke gespielt wird?
Bei elf gegen elf bleibt es bei der normalen Spielfeldgröße. Die Spielzeit beträgt hier 2 x 45 Minuten. Bei neun gegen neun kann das Spielfeld um einen Strafraum verkürzt werden (verkleinertes Großfeld, bekannt aus dem 9 gegen 9 bei den U13-Junioren). Bei 9 gegen 9 wird die Spielzeit auf 2 x 40 Minuten reduziert. Egal, wie groß das Spielfeld ist. Die Linien müssten bei einem verkleinerten Platz mit Markierungshütchen angedeutet werden. Ferner sind Eckfahnen erforderlich.
Eine 11er-Mannschaft, die Aufstiegsrecht besitzt, kann zum Beispiel am achten Spieltag nur mit einer 9er-Mannschaft antreten, danach wieder mit einem 11er-Team. Verliert diese Mannschaft, die einmal nur mit neun Mann angetreten ist, dann ihr Aufstiegsrecht?
Nein. Die Vereine, die generell keine 9er-Mannschaft gemeldet haben, behalten das Aufstiegsrecht, egal ob sie öfters mal mit einer reduzierten Mannschaft angetreten sind. Wird eine reine 9er-Mannschaft Meister, übernimmt die jeweils nächstplatzierte 11er-Mannschaft das Aufstiegsbzw. Relegationsrecht.
Gibt es Erfahrungswerte aus anderen Fußball-Regionen Bayerns zum „Flex-Modell“?
In Niederbayern wurden in der vergangenen Saison an die 300 Spiele mit reduzierter Mannschaftsstärke ausgetragen. Meistens wurde dabei mit 9 gegen 9 gespielt. Das „FlexModell“habe sich dort bewährt.
Wer entscheidet, wie denn nun ab der neuen Saison gespielt wird? Der BFV mischt sich nicht ein und überlässt die Entscheidung, ob das „Flex-Modell“eingeführt werden soll, bei einer außerordentlichen Tagung im späten Frühjahr den Vereinen. Bei einer Abstimmung zählt die einfache Mehrheit. Der Spielbetrieb in einer Runde ausschließlich mit Reservemannschaften ohne Aufstiegsrecht ist weiterhin möglich.