Kann er auch leise Töne?
Rainer von Vielen stellt sein Album vor
An diesem Abend schließt sich im Augsburger Sensemble-Theater ein Kreis. Hier hat die Band Rainer von Vielen ihr erstes Akustik-Konzert gespielt. Gut ein Jahrzehnt später verraten die Allgäuer vorab, was unverstärkt und live auf ihrem in Kürze erscheinenden Album „Alles mit allem“zu hören sein wird. Als Stammgäste kehren die vier Musiker immer wieder gerne hierher zurück. In dem ausverkauften Augsburger Theatersaal sitzen viele Fans. Die tanzen sonst auch gerne wild, wenn Rainer von Vielen musikalisch Vollgas gibt. Diesmal wird aber oft ein Gang zurückgeschaltet. Dabei macht es den Reiz gerade dieser Band aus, dass sie so abwechslungsreich ist wie wenige andere. Da stellt sich die Frage: Kann Rainer von Vielen auch überwiegend leise?
„Die lauten Stimmen sollen schweigen“, heißt es im ersten Lied. Gleich zu Beginn wird ein Vorteil von weitgehend akustischen Konzerten klar: Man hört bei den Texten genauer hin. Und das lohnt sich. Rainer von Vielen hat große Liedermacherqualitäten. Die Texte sind mal eingängig, mal vertrackt wie: „Wenn wir hier unten von oben betrachtet eins sind, dann ist dies mein Denken Deins.“
Es hat gepasst, dass diese Band schon mehrmals beim Augsburger Brecht-Festival zu hören war. Rainer von Vielen weiß umgekehrt Brecht zu schätzen. Die Allgäuer ehren den Dichter mit einer flott vertonten Version des Gedichts „Lasst Euch nicht verführen! Es gibt keine Wiederkehr.“Sänger Rainer grummelt mit tiefer Stimmlage eines Rocksängers. Bei ruhigen Stücken hebt er manchmal ab in die Sphären des Obertongesangs. Und unerwartet hat der Allgäuer schon mal eine Jodeleinlage zu bieten.
Auch die instrumentalen Qualitäten der Band kommen akustisch schön zur Geltung. Fein ziseliert ist das Gitarrenspiel von Mitsch Oko. Schlagzeuger Sebastian Schwab und Bassist Dan le Tard sind bei langsamen Songs gefühlvolle Begleiter.
Doch sie legen auch kraftvoll los, wenn mal Tempo gefordert ist. Die Band hat zwar die E-Gitarre daheim im Allgäu gelassen, aber nicht ihr Temperament. Mit „Kater komm“wird schon zwischendurch einen Gang hochgeschaltet. Und manchmal wird es selbst akustisch laut. Bei der Beschwörung des „großen Bla“oder „Empört Euch“kommen Tanz- und Klatschfreudige auf ihre Kosten. Kein Wunder. Schließlich fordert Rainer von Vielen dazu auf: „Tanz Deine Revolution“. So wird es kein akustischer Einheitsbrei. Im Gegenteil: Es ist reichhaltig gewürzt bis hin zum Hip-Hop mit OrientEinschlag namens Divan.
So hätte zum Schluss Partystimmung aufkommen können. Doch die Band beendet den Abend konsequent so, wie sie anfangen hat: mit leisen Liedern. Es geht noch einmal um Gedanken und Gefühle. Keine Frage: Rainer von Vielen ist so vielseitig, dass es auch akustisch funktioniert.