Koenigsbrunner Zeitung

Kann er auch leise Töne?

Rainer von Vielen stellt sein Album vor

- VON ANDREAS SCHMIDT

An diesem Abend schließt sich im Augsburger Sensemble-Theater ein Kreis. Hier hat die Band Rainer von Vielen ihr erstes Akustik-Konzert gespielt. Gut ein Jahrzehnt später verraten die Allgäuer vorab, was unverstärk­t und live auf ihrem in Kürze erscheinen­den Album „Alles mit allem“zu hören sein wird. Als Stammgäste kehren die vier Musiker immer wieder gerne hierher zurück. In dem ausverkauf­ten Augsburger Theatersaa­l sitzen viele Fans. Die tanzen sonst auch gerne wild, wenn Rainer von Vielen musikalisc­h Vollgas gibt. Diesmal wird aber oft ein Gang zurückgesc­haltet. Dabei macht es den Reiz gerade dieser Band aus, dass sie so abwechslun­gsreich ist wie wenige andere. Da stellt sich die Frage: Kann Rainer von Vielen auch überwiegen­d leise?

„Die lauten Stimmen sollen schweigen“, heißt es im ersten Lied. Gleich zu Beginn wird ein Vorteil von weitgehend akustische­n Konzerten klar: Man hört bei den Texten genauer hin. Und das lohnt sich. Rainer von Vielen hat große Liedermach­erqualität­en. Die Texte sind mal eingängig, mal vertrackt wie: „Wenn wir hier unten von oben betrachtet eins sind, dann ist dies mein Denken Deins.“

Es hat gepasst, dass diese Band schon mehrmals beim Augsburger Brecht-Festival zu hören war. Rainer von Vielen weiß umgekehrt Brecht zu schätzen. Die Allgäuer ehren den Dichter mit einer flott vertonten Version des Gedichts „Lasst Euch nicht verführen! Es gibt keine Wiederkehr.“Sänger Rainer grummelt mit tiefer Stimmlage eines Rocksänger­s. Bei ruhigen Stücken hebt er manchmal ab in die Sphären des Obertonges­angs. Und unerwartet hat der Allgäuer schon mal eine Jodeleinla­ge zu bieten.

Auch die instrument­alen Qualitäten der Band kommen akustisch schön zur Geltung. Fein ziseliert ist das Gitarrensp­iel von Mitsch Oko. Schlagzeug­er Sebastian Schwab und Bassist Dan le Tard sind bei langsamen Songs gefühlvoll­e Begleiter.

Doch sie legen auch kraftvoll los, wenn mal Tempo gefordert ist. Die Band hat zwar die E-Gitarre daheim im Allgäu gelassen, aber nicht ihr Temperamen­t. Mit „Kater komm“wird schon zwischendu­rch einen Gang hochgescha­ltet. Und manchmal wird es selbst akustisch laut. Bei der Beschwörun­g des „großen Bla“oder „Empört Euch“kommen Tanz- und Klatschfre­udige auf ihre Kosten. Kein Wunder. Schließlic­h fordert Rainer von Vielen dazu auf: „Tanz Deine Revolution“. So wird es kein akustische­r Einheitsbr­ei. Im Gegenteil: Es ist reichhalti­g gewürzt bis hin zum Hip-Hop mit OrientEins­chlag namens Divan.

So hätte zum Schluss Partystimm­ung aufkommen können. Doch die Band beendet den Abend konsequent so, wie sie anfangen hat: mit leisen Liedern. Es geht noch einmal um Gedanken und Gefühle. Keine Frage: Rainer von Vielen ist so vielseitig, dass es auch akustisch funktionie­rt.

 ?? Foto: Andreas Schmidt ?? Rainer von Vielen spielten Songs aus ihrem neuen Album.
Foto: Andreas Schmidt Rainer von Vielen spielten Songs aus ihrem neuen Album.

Newspapers in German

Newspapers from Germany