Ringen um die Route für die Straßenbahnlinie 5
Verkehr Die CSU lässt eine alternative Trasse durchs Rosenauviertel prüfen – mit dem Ziel, diese zu verhindern. Gibt es weitere Verzögerungen, könnte der Bahnhofstunnel 2023 fertig sein, aber keinen Gleisanschluss im Westen haben
Die Planungen für die Straßenbahnlinie 5, die künftig vom Hauptbahnhof zur Uniklinik fahren soll, kommen voran. Im März, so Stadtwerkesprecher Jürgen Fergg, werde man die Unterlagen für den ersten Abschnitt so weit haben, dass man sie bei der Regierung von Schwaben zur Vorprüfung einreichen könne. Sind alle Gutachten vorhanden, könnte der Startschuss fürs Genehmigungsverfahren der Tramlinie, die seit vielen Jahren im Gespräch ist und schon mehrmals umgeplant wurde, noch heuer starten.
Doch was sich wie ein Durchbruch anhört, ist allenfalls ein Etappenziel. Weil es sowohl Widerstände gegen diverse Trassenvorschläge von Anwohnern als auch Probleme mit dem Autoverkehr auf der Bgm.Ackermann-Straße gibt, wurde das Projekt zweigeteilt, um überhaupt weiterzukommen. Die Stadtwerke haben die Unterlagen nur für den ersten Kilometer bis zur Wertachbrücke fertig, der vor allem wichtig ist, um den im Bau befindlichen Bahnhofstunnel (geplante Fertigstellung 2023) von Westen her anzubinden. Ohne Gleis wäre der Tunnel eine Sackgasse. Die Details für den weiteren Verlauf der Linie 5 entlang der Bgm.-Ackermann-Straße liegen nach wie vor im Dunkeln.
Und selbst für den ersten Abschnitt in Bahnhofsnähe scheint es alles andere als klar zu sein, wie es laufen soll. Der Stadtrat favorisierte zuletzt eine „geflügelte Variante“(stadtauswärts durch südliche Rosenau-, Pferseer und Holzbachstraße, stadteinwärts durch Holzbach-, Perzheim- und Hörbrotstraße; in der Grafik rot eingezeichnet). Bei anderen Varianten sahen Stadt und Stadtwerke diverse Probleme: Fledermäuse, enge Kurvenradien, ein maroder Abwasserkanal.
Vor Kurzem forderte die CSU überraschend, dass stadtauswärts eine andere Variante, nämlich die direkte Fahrt durch südliche und nördliche Rosenaustraße zur Ackermann-Brücke, zu prüfen sei (wir berichteten). Die CSU will diese Variante erklärtermaßen gar nicht haben, sondern erhofft sich von der Verwaltung solide Argumente gegen diese Trasse. Der marode Abwasserkanal und die fehlende Leistungsfähigkeit der Kreuzung Rosenau-/Pferseer Straße gelten als größte Probleme. CSU-Fraktionschef Bernd Kränzle begründete den Antrag damit, dass der Vorschlag für die durchgehende Fahrt durch die Rosenaustraße von dritter Seite aufgewärmt worden sei. Der Antrag solle „mit unrealistischen Vorstellungen aufräumen“.
Doch von wem der Vorschlag kommt, lässt die CSU im Dunkeln. Je nachdem, wen man fragt, gibt es unter der Hand zwei Versionen. Die eine ist die, dass die CSU so die Bürgerinitiative im Rosenau- und Thelottviertel ausbremsen will, die in der Vergangenheit sowohl ein Bürgerbegehren als auch eine Klage in den Raum stellte, sollte die Tram durch ihr Viertel fahren. Das könnte das Projekt verzögern.
Die andere Version, die hartnäckig kolportiert wird, ist die, dass die CSU so ihrem Koalitionspartner SPD in die Parade fahren will. Die SPD möchte die Verkehrspolitik Wahlkampfthema machen – eine neue Trassierung könnte sich dafür eignen. CSU-Chef Johannes Hintersberger ließ via Pressemitteilung schon einmal verlauten, es dürfe nicht „zu rein politisch motivierten Variantenspielen“kommen.
Auf Anfrage machen sich aber weder die Bürgerinitiative noch die SPD momentan für die Rosenaustraße als durchgehende Achse stark. Seitens seiner Fraktion gebe es aktuell keine Bemühungen in diese Richtung, so SPD-Fraktionschef Florian Freund. Andreas von Mühldorfer, Vorsitzender der Bürgerinitiative, legt sich auf keine Trasse fest – außer darauf, dass die Tram nicht durch die Hörbrotstraße fahren soll. Die bisherigen Pläne seien insgesamt nicht überzeugend, die Stadt lege einen „peinlichen Zickzackkurs“hin. Ein Bürgerbegehren und eine Klage hält sich die Bürgerinitiazum tive im Fall einer Trassierung durchs Thelottviertel nach wie vor offen – allerdings sei es dazu momentan viel zu früh.
Seitens der Stadtwerke heißt es, man hoffe, bis 2023 eine Anbindung des Bahnhofstunnels im Westen hinzubekommen. „Letztendlich hängt das aber auch von der Dauer des Planfeststellungsverfahrens sowie möglicher rechtlicher Widersprüche im Anschluss ab“, so Fergg.