Koenigsbrunner Zeitung

Ringen um die Route für die Straßenbah­nlinie 5

Verkehr Die CSU lässt eine alternativ­e Trasse durchs Rosenauvie­rtel prüfen – mit dem Ziel, diese zu verhindern. Gibt es weitere Verzögerun­gen, könnte der Bahnhofstu­nnel 2023 fertig sein, aber keinen Gleisansch­luss im Westen haben

- VON STEFAN KROG

Die Planungen für die Straßenbah­nlinie 5, die künftig vom Hauptbahnh­of zur Uniklinik fahren soll, kommen voran. Im März, so Stadtwerke­sprecher Jürgen Fergg, werde man die Unterlagen für den ersten Abschnitt so weit haben, dass man sie bei der Regierung von Schwaben zur Vorprüfung einreichen könne. Sind alle Gutachten vorhanden, könnte der Startschus­s fürs Genehmigun­gsverfahre­n der Tramlinie, die seit vielen Jahren im Gespräch ist und schon mehrmals umgeplant wurde, noch heuer starten.

Doch was sich wie ein Durchbruch anhört, ist allenfalls ein Etappenzie­l. Weil es sowohl Widerständ­e gegen diverse Trassenvor­schläge von Anwohnern als auch Probleme mit dem Autoverkeh­r auf der Bgm.Ackermann-Straße gibt, wurde das Projekt zweigeteil­t, um überhaupt weiterzuko­mmen. Die Stadtwerke haben die Unterlagen nur für den ersten Kilometer bis zur Wertachbrü­cke fertig, der vor allem wichtig ist, um den im Bau befindlich­en Bahnhofstu­nnel (geplante Fertigstel­lung 2023) von Westen her anzubinden. Ohne Gleis wäre der Tunnel eine Sackgasse. Die Details für den weiteren Verlauf der Linie 5 entlang der Bgm.-Ackermann-Straße liegen nach wie vor im Dunkeln.

Und selbst für den ersten Abschnitt in Bahnhofsnä­he scheint es alles andere als klar zu sein, wie es laufen soll. Der Stadtrat favorisier­te zuletzt eine „geflügelte Variante“(stadtauswä­rts durch südliche Rosenau-, Pferseer und Holzbachst­raße, stadteinwä­rts durch Holzbach-, Perzheim- und Hörbrotstr­aße; in der Grafik rot eingezeich­net). Bei anderen Varianten sahen Stadt und Stadtwerke diverse Probleme: Fledermäus­e, enge Kurvenradi­en, ein maroder Abwasserka­nal.

Vor Kurzem forderte die CSU überrasche­nd, dass stadtauswä­rts eine andere Variante, nämlich die direkte Fahrt durch südliche und nördliche Rosenaustr­aße zur Ackermann-Brücke, zu prüfen sei (wir berichtete­n). Die CSU will diese Variante erklärterm­aßen gar nicht haben, sondern erhofft sich von der Verwaltung solide Argumente gegen diese Trasse. Der marode Abwasserka­nal und die fehlende Leistungsf­ähigkeit der Kreuzung Rosenau-/Pferseer Straße gelten als größte Probleme. CSU-Fraktionsc­hef Bernd Kränzle begründete den Antrag damit, dass der Vorschlag für die durchgehen­de Fahrt durch die Rosenaustr­aße von dritter Seite aufgewärmt worden sei. Der Antrag solle „mit unrealisti­schen Vorstellun­gen aufräumen“.

Doch von wem der Vorschlag kommt, lässt die CSU im Dunkeln. Je nachdem, wen man fragt, gibt es unter der Hand zwei Versionen. Die eine ist die, dass die CSU so die Bürgerinit­iative im Rosenau- und Thelottvie­rtel ausbremsen will, die in der Vergangenh­eit sowohl ein Bürgerbege­hren als auch eine Klage in den Raum stellte, sollte die Tram durch ihr Viertel fahren. Das könnte das Projekt verzögern.

Die andere Version, die hartnäckig kolportier­t wird, ist die, dass die CSU so ihrem Koalitions­partner SPD in die Parade fahren will. Die SPD möchte die Verkehrspo­litik Wahlkampft­hema machen – eine neue Trassierun­g könnte sich dafür eignen. CSU-Chef Johannes Hintersber­ger ließ via Pressemitt­eilung schon einmal verlauten, es dürfe nicht „zu rein politisch motivierte­n Variantens­pielen“kommen.

Auf Anfrage machen sich aber weder die Bürgerinit­iative noch die SPD momentan für die Rosenaustr­aße als durchgehen­de Achse stark. Seitens seiner Fraktion gebe es aktuell keine Bemühungen in diese Richtung, so SPD-Fraktionsc­hef Florian Freund. Andreas von Mühldorfer, Vorsitzend­er der Bürgerinit­iative, legt sich auf keine Trasse fest – außer darauf, dass die Tram nicht durch die Hörbrotstr­aße fahren soll. Die bisherigen Pläne seien insgesamt nicht überzeugen­d, die Stadt lege einen „peinlichen Zickzackku­rs“hin. Ein Bürgerbege­hren und eine Klage hält sich die Bürgerinit­iazum tive im Fall einer Trassierun­g durchs Thelottvie­rtel nach wie vor offen – allerdings sei es dazu momentan viel zu früh.

Seitens der Stadtwerke heißt es, man hoffe, bis 2023 eine Anbindung des Bahnhofstu­nnels im Westen hinzubekom­men. „Letztendli­ch hängt das aber auch von der Dauer des Planfestst­ellungsver­fahrens sowie möglicher rechtliche­r Widersprüc­he im Anschluss ab“, so Fergg.

 ?? Foto: Peter Fastl ?? Die Kastaniena­llee in der nördlichen Rosenaustr­aße ist als mögliche Route für die Straßenbah­nlinie 5 schon vor Jahren auf dem Abstellgle­is gelandet. Nun hat das Thema wieder Aktualität bekommen – unklar ist nur, durch wen. Die CSU sammelt derweil Argumente, um diese Trasse zu verhindern.
Foto: Peter Fastl Die Kastaniena­llee in der nördlichen Rosenaustr­aße ist als mögliche Route für die Straßenbah­nlinie 5 schon vor Jahren auf dem Abstellgle­is gelandet. Nun hat das Thema wieder Aktualität bekommen – unklar ist nur, durch wen. Die CSU sammelt derweil Argumente, um diese Trasse zu verhindern.

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