Investoren erläutern ihr Wohnbaukonzept
Planung Ein Bauantrag zur Erweiterung von sieben Wohnblöcken in der Siedlung sorgt für Ängste und Emotionen
Bobingen In der Debatte um ein großes Wohnbauprojekt in Bobingens Siedlung haben sich nun die Investoren zu Wort gemeldet. Obwohl es einen Mehrheitsbeschluss des Stadtrates zugunsten ihres Vorhabens gibt und sie nun auf die Baugenehmigungen des Landratsamtes warten, strebt das Ehepaar Caroline und Thomas Aubele einen größtmöglichen Konsens vor Ort an. Denn sie schildern die Siedlung als ihren Lebensraum und wohnen selbst nahe ihrer beiden großen Wohnanlagen nördlich der Grenzstraße beziehungsweise südlich des Asternweges. Um letzteres Karree geht es beim aktuellen Vorhaben.
Gemeint sind sieben, teils lang gestreckte Gebäude mit 56 Wohnungen aus der Zeit um 1964. Einst wurden sie von Hoechst als Wohnquartier für Werksangehörige errichtet und 2012 von den Aubeles übernommen. Diese wollen nun laut eigener Angaben einen zweistelligen Millionenbetrag investieren, um die Anlage zu modernisieren und von zwei auf vier Vollgeschosse aufzustocken. Die Treppenhäuser sollen erneuert werden, damit alle Wohnungen per Aufzug erreichbar sind. Barrierefrei sollen auch die neu entstehenden 84 Wohnungen werden. Damit das Ganze nicht höher – nämlich zwölf Meter – als ein benachbarter Wohnblock (14 Meter) werde und es weiterhin Photovoltaikanlagen geben könne, würden die bestehenden Satteldächer durch Flachdächer ersetzt, sagt das Investorenpaar. Es räumt aber ein, dass ihre Anlage optisch massiver wirken werde. Zudem würde eine Lücke zwischen den Altbauten geschlossen. Auch hier sind Wohnungen geplant.
Laut städtischer Satzung müssen für die 84 neuen Wohnungen 144 Stellplätze geschaffen werden. Dies gelinge vorwiegend entlang der angrenzenden Straßen, jedoch stets auf eigenem Grund. Die Freifläche, welche momentan von einigen der Blocks umgrenzt wird, soll bei der Außengestaltung zum „grünen Wohnzimmer“aufgewertet werden, heißt es in der Beschreibung des Vorhabens. In Gesprächen vor Ort hätten sie vorab mit ihren Mietern gesprochen, bei einem Termin im Rathaus ihren Plan vorgetragen und ihn Stadträten vorgestellt.
Dass es laut SPD Widerstand gegen ihr Vorhaben geben soll, verwundert die Aubeles. Sie hätten davon kaum etwas vernommen, der Bürgermeister habe ihnen allerdings sofort seine Ablehnung mitgeteilt. In der Siedlung hätten wenige Anwohner klar Stellung gegen ihr Projekt bezogen. Auch bei einer SPDStadtteilversammlung sei der Kreis der Kritiker klein gewesen. Thomas Aubele meint: „Diejenigen, die dafür sind oder denen es egal ist, schweigen meist.“Darum sei das wahre Meinungsbild nicht eindeutig. Wo immer sie könnten, würden sie in Gesprächen auf eventuell vorhandene Gefühle und Ängste eingehen. Denn manche Emotion habe falsche Behauptungen in Umlauf gebracht, sagt das Investoren-Paar. Im Gespräch mit unserer Redaktion griff es daraus Punkte auf, um Befürchtungen auszuräumen.
● Die Mietpreise sollen bei acht bis neun Euro kalt pro Quadratmeter gehalten werden. Das sei das Ziel der Kalkulation. Dies schließe eine Erhöhung auf nur drei Stockwerke aus. Denn dann müssten die Investitionen auf weniger Wohnungen umgelegt werden. Das wäre nicht ohne Mieterhöhung möglich, scheide also aus. „Bestandsmieter bekommen also keine Mieterhöhung, kommen aber in den Genuss der barrierefreien Zugänge zu ihren Wohnungen mit Aufzug“, sagen Aubeles.
● Die Bauzeit werde eineinhalb bis zwei Jahre betragen. Dabei würden nicht alle Gebäude gleichzeitig und für die ganze Zeit zur Baustelle. Sie würden nacheinander aufgestockt. Je Gebäude sei mit acht bis zehn Wochen Rohbautätigkeit mit Gerüst zu rechnen. Die Mieter könnten in ihren Wohnungen bleiben.
● Größe und Belegung der neuen Wohnungen soll gemischt sein. Die Einheiten würden 48 bis 116 Quadratmeter groß. Es sei mit einem Zuzug von etwa 160 Neubürgern für die Siedlung zu rechnen, was deren Infrastruktur stärken würde.
● Für den Stadtrat seien alle relevanten Unterlagen sechs Wochen vor dessen Sitzung an das Rathaus übergeben worden, sagen Aubeles. Sie hätten mehrfach nachgefragt, ob dies ausreiche. Dass die Stadtverwaltung dennoch von fehlenden Unterlagen gesprochen hätte, irritiere sie, so die Investoren. Ebenso, dass die SPD-Fraktion den Mehrheitsbeschluss offenbar nicht akzeptieren wolle. Allen Wünschen der Räte nach Auskünften und Plänen würden sie jederzeit nachkommen.
● Die geplante Höhe von vier Vollgeschossen begründet Thomas Aubele nicht nur mit der kalkulatorischen Notwendigkeit. Die Siedlung sei in Entwicklungsstufen immer wieder gewachsen. Den ersten Siedlerhäusern seien größere Häuser und auch Mehrfamilienbauten gefolgt: in den 1960er-Jahren bereits mit zwei Stockwerken, etwas später mit drei Stockwerken. Er hält es für vertretbar, wenn in der Mitte um die architektonisch dominante Kirche in der heutigen Zeit auch vier Stockwerke entstehen.
Die Frage, wie ein Kompromiss aussehen könnte, macht das Investoren-Paar Aubele selbst ratlos. Im Grunde geht es in den Diskussionen um die Aufstockung um zwei Stockwerke. Darauf und dem Ziel, das Mietniveau zu halten, basiere die gesamte Kalkulation. Mit nur einem zusätzlichen Stockwerk würden bereits die Kosten für die neuen Aufzüge auf die Bestandsmieten durchschlagen, was bei ihrem Konzept gerade vermieden werden solle.
Bobingens CSU hat angekündigt, am Donnerstag, 14. März, um 19 Uhr in der Schloßbergschänke eine Stadtteilversammlung abzuhalten.