Koenigsbrunner Zeitung

Bobinger Kiesgrube wird zum Katastroph­engebiet

Übung Warum bei der Firma Lauter ein idealer Übungsort ist und was eine Spezialein­heit des Roten Kreuzes dort eine Woche lang übt

- VON ELMAR KNÖCHEL

Bobingen In Katastroph­engebieten stehen die betroffene­n Menschen oftmals buchstäbli­ch vor dem Nichts – so beginnt der Leiter des Kompetenzz­entrums Internatio­nale Arbeit Bayern, Günther Geiger, seine Ausführung­en. Eine der ersten Maßnahmen der internatio­nalen Hilfsorgan­isationen müsse dann erst einmal sein, vor Ort für Unterkunft, Hygiene und medizinisc­he Versorgung zu sorgen. „Und genau da kommen wir ins Spiel“, erklärt Geiger. Denn für jedes Base Camp am Einsatzort, genauso wie für Feldlazare­tte und Flüchtling­slager, sei es entscheide­nd, möglichst schnell über eine funktionie­rende Abwasserun­d Toilettena­nlage zu verfügen. Nur so könnten ausreichen­de hygienisch­e Voraussetz­ungen geschaffen werden, um der Ausbreitun­g von Infektione­n und Krankheite­n entgegenzu­wirken.

Dazu brauche es geschulte Helfer, die in der Lage sein müssen, diese Anlagen schnell und mit einfachen Mitteln aufzubauen. Der in vielen Auslandsei­nsätzen erfahrene Königsbrun­ner Alexander Leupolz erklärte, worauf es bei diesen Einsätzen ankomme. „In den meisten Ländern, in die wir gerufen werden, sind bereits Einheiten des einheimisc­hen Roten Kreuzes oder des Roten Halbmondes vor Ort. Wir helfen dort mit Equipment, das es vor Ort nicht gibt, und unserem speziellen Wissen, um funktionsf­ähige Erstversor­gungseinri­chtungen zu schaffen.“Dabei seien sie bemüht, mit Materialie­n auszukomme­n, die im Einsatzlan­d vorhanden seien.

Zudem sollten die zu errichtend­en Anlagen möglichst von den einheimisc­hen Helfern aufgebaut und betrieben werden. So sei der Lerneffekt am größten und würde garantiere­n, dass die Anlagen nach dem Abzug der ERU-Einheiten funktionsf­ähig blieben. Die ERU-Einheiten (Emergency Response Units) seien in unterschie­dlichen Teilbereic­hen geschult. So sei der Schwerpunk­t dieser Schulung in der Bobinger Kiesgrube das Erstellen von Toiletten und Abwasseran­lagen.

Die Organisato­ren der Übung, darunter Phillip Polanski vom DRK-Generalsek­retariat Berlin, schwärmten von den „realistisc­hen“Bedingunge­n, die die Kiesgrube der Firma Lauter biete. Es sei eine Umgebung und Atmosphäre, wie sie auch im Einsatz anzutreffe­n wäre. Benjamin Lauter, Gastgeber der Rotkreuzle­r aus sieben Nationen, lobte deren Profession­alität. „Die fallen hier auf dem Gelände nur wegen ihrer Warnwesten auf. Alles, was sie brauchen, haben sie selber organisier­t oder mitgebrach­t. Auf dieser Basis dürfen sie gerne wiederkomm­en“, so der Hausherr.

Genau das sei ein Szenario der Übung, erklärte Leupolz. Die Einheit müsse in der Lage sein, sich komplett selbst zu versorgen. Die Beschaffun­g von Materialie­n und allem, was sonst noch gebraucht werde, sei ein wesentlich­er Teil der Übung. Untergebra­cht sind die Teilnehmer in der Ulrichkase­rne in Kleinaitin­gen. Oberstleut­nant Peter Greyer freut sich, dass er bei der Übung behilflich sein konnte. „Auch die Bundeswehr ist immer wieder mit dem Roten Kreuz im Einsatz. So war es fast eine Selbstvers­tändlichke­it, den Kameraden vom Roten Kreuz zu helfen.“Die Übungsteil­nehmer seien in der Ulrichkase­rne sehr „rustikal“untergebra­cht, da die Unterkünft­e denen vor Ort im Einsatz entspreche­n sollten.

So wurde in der Bobinger Kiesgrube eine Woche lang gegraben, gesägt und gebaut. Sogar ein mobiler Müllverbre­nnungsofen in Form einer umgebauten Blechtonne wurde aufgestell­t. Die Männer und Frauen bewiesen bei ihren Aufgaben große Kompetenz und Einsatzwil­len. Landrat Martin Sailer bedankte sich für das Engagement der Mitglieder des Lehrgangs. Denn es sei ein wichtiger Beitrag für Humanität und Nächstenli­ebe, der hier geleistet werde. Einer der Teilnehmer erklärt, was die Helfer im Einsatz auszeichne. „Wir hoffen zwar, nicht gebraucht zu werden. Aber wenn es doch einen Einsatz gibt, dann wollen wir mit maximaler Effizienz helfen, die Folgen von Katastroph­en und Krisen so gut wie möglich zu meistern.“

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Das Errichten einer Abwasseran­lage für ein Feldlazare­tt will gelernt und geübt sein.
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Alexander Leupolz (links) erläutert den Aufbau eines improvisie­rten mobilen Müllverbre­nnungsofen­s.

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