Fliegt die Boeing auch bei uns?
Wie Fluggesellschaften und die Vereinigung Cockpit das neue Modell bewerten
Augsburg 157 Menschen sind beim Absturz einer Boeing 737 Max 8 in Äthiopien ums Leben gekommen. Noch ist völlig unklar, wie es zu dem Unglück kam – dennoch haben sowohl die Ethiopian Airlines sowie alle chinesischen und indonesischen Fluggesellschaften beschlossen, Flieger dieses Typs vorerst nicht mehr starten zu lassen. Auch die Fluggesellschaften Mongolian und Royal Air Maroc lassen ihre Maxmaschinen am Boden.
Viele Reisende fragen sich nun: Besteht tatsächlich Gefahr für Fluggäste – und sind auch deutsche Passagiere betroffen? Bisher fliegt noch keine deutsche Fluggesellschaft mit einer Maschine dieses Typs, sagte Cornelia Cramer, Sprecherin des Deutschen Luftfahrt-bundesamtes. Als erste wird Tui Fly mit der neuen Boeing 737 starten, Ende März soll der erste Flieger bei der Airline auf dem Hof stehen, erklärte deren Sprecher Aage Dünhaupt. Der erste Flug ist derzeit für den 13. April geplant, man sei nach dem Unglück in Äthiopien aber in enger Abstimmung mit Boeing. Bisher habe Tui nur positive Erfahrungen mit dem neuen 737-Modell gemacht, sagte Dünhaupt: „Von unseren Tochtergesellschaften in Belgien und England gibt es bisher nach tausenden Flügen keine Beanstandungen.“Die Boeing sei sogar zuverlässiger als das Vorgängermodell.
Die bayerischen Flughäfen wird Tui mit dieser Maschine in naher Zukunft nicht bedienen, sagte der Unternehmenssprecher. Geplant seien Einsätze in Düsseldorf, Hannover, Köln und Frankfurt. Andere Fluggesellschaften fliegen Deutschland allerdings bereits mit der neuen Boeing 737 an, von der weltweit bisher 350 Stück ausgeliefert wurden. Am Münchner Flughafen starten und landen im Moment drei Airlines mit der neuen Boeing: Norwegian Airline, Iceland Air und die russische Fluggesellschaft Globus Airlines. Auf Nachfrage teilten die russische und die isländische Fluggesellschaft mit, dass sie die Maschinen als überaus zuverlässig einschätzten und sie nach jetzigem Stand auch weiter wie geplant nutzen werden. Man sei in engem Austausch mit Boeing, um die Sicherheit der Passagiere zu garantieren. Auch Janis Georg Schmitt, Sprecher der deutschen Pilotengewerkschaft Cockpit, hält es für verfrüht, Flugzeuge am Boden zu lassen. Er betonte, man müsse zunächst die Ermittlungen zur Unglücksursache abwarten. Denn bisher gebe es keine Beweise für den Verdacht, dass es durch defekte Sicherheitssensoren der Software MCAS zu dem Absturz gekommen ist. Dieser Defekt gehörte Ende Oktober 2018 zu einer Reihe von Ursachen, die für den Absturz einer baugleichen Boeing 737 der indonesischen Billig-fluglinie Lion Air verantwortlich waren. MCAS nimmt eine automatische Winkelkorrektur vor und trimmt die Nase des Flugzeugs nach unten, damit ein Strömungsabriss verhindert und das Flugzeug nicht noch langsam wird, erklärte Gewerkschaftssprecher Schmitt.
Das sei bei der neuen Boeing 737 nötig, da die Triebwerke größer seien als beim Vorgängermodell und deshalb weiter vorne angebracht wurden, was wiederum die Aerodynamik der Maschine verändert. Die größeren Triebwerke sorgen dafür, dass die Boeing 737 weniger Lärm verursacht, weniger Sprit verbraucht und somit umweltschonender ist.