Wie ein so großer Baum einfach umfallen kann
Im Umweltausschuss liefert eine Expertin eine Erklärung für ein Unglück, das am Sonntag deutlich schlimmer hätte ausgehen können. Die Stadt ist gerade dabei, den Baumbestand aufzunehmen
Es war ein Unglück am Sonntag, das in erster Linie den Tramverkehr am Königsplatz über Stunden ausbremste. Ein Baum fiel auf eine Oberleitung, die beschädigt wurde. Die Feuerwehr Augsburg war im Einsatz, um die Schäden vor Ort zu beheben. Die Stadtwerke stellten am Sonntag kurzfristig eine Ausweichroute auf die Beine, sodass der Tramverkehr auf den Linien 2, 3 und 6 gewährleistet war. Am Montag lief im Straßenbahnverkehr dann wieder alles planmäßig.
Am Tag danach stellte sich die Frage, wie ein Baum mit einem Umfang von drei Metern so einfach umstürzen konnte. Das große Glück am Sonntagnachmittag war, dass keine Menschen oder ein Fahrzeug vom umstürzenden Baum getroffen wurden. In der Sitzung des städtischen Umweltausschusses kam das Thema zur Sprache. Irina Ehlert vom Grünamt der Stadt gab Auskunft, wie sie aus fachlicher Sicht das Unglück bewertet: „Man muss einfach sehen, dass es sich um einen Orkan gehandelt hat.“
Der Baum selbst sei im November 2018 von Fachleuten kontrolliert worden. Dabei seien einige kleine Mängel am Baum aufgefallen, aber zu diesem Zeitpunkt sei die Verkehrssicherheit des Baumes nicht infrage gestellt worden.
Bäume bei starken Stürmen beschädigt werden können, sei nicht ungewöhnlich, hieß es in der Sitzung. Anette Vedder, die Leiterin des städtischen Grünamts, verwies auf Vorsichtsmaßnahmen, die die Stadt gegebenenfalls ergreife. So war zuletzt der Botanische Garten an zwei Tagen wegen Sturmwarnungen kurzfristig geschlossen worden. Dies war auch am vergangenen Sonntag der Fall. Dazu sagte Vedder: „Gerade weil derzeit die erfolg- reiche Schmetterlingsausstellung im Botanischen Garten läuft, die viele Besucher anzieht, war Handlungsbedarf gegeben.“Herunterstürzende Äste könnten Kinder, die sich im Botanischen Garten aufhalten, sehr wohl gefährden, sagte die Amtsleiterin.
Im Umweltausschuss ging es am Montag zudem generell um die Situation der Bäume im Stadtgebiet. Irina Ehlert berichtete über den Sachstand des laufenden Baumkadass tasters. Seit August 2017 werden im Stadtgebiet sämtliche Bäume digital erfasst. Damit will sich das Grünamt einen Überblick verschaffen, wie viele Bäume es überhaupt gibt und in welchem Zustand sich die Bäume befinden. Die Arbeiten laufen. Sie werden noch drei Jahre dauern.
Bislang sind rund 31 000 Bäume von Baumfachleuten untersucht und registriert worden, sagte Irina Ehlert. Sie geht davon aus, dass es am Ende zwischen 80 000 und 100 000 Bäume sein könnten. Zugleich schränkte sie ein, dass die Stadt nicht jeden Baum tatsächlich erfassen könne: „Ich rechne mit einer Quote von dann vielleicht am Ende 95 Prozent.“
Der Vorteil einer digitalen Erfassung sei, dass die Stadt quasi per Knopfdruck wisse, wie es um jeden einzelnen Baum bestellt sei. Dieser Überblick liegt gegenwärtig bereits für den Wittelsbacher Park vor. Alle 1300 Bäume sind hier untersucht.