Koenigsbrunner Zeitung

Wie ein so großer Baum einfach umfallen kann

Im Umweltauss­chuss liefert eine Expertin eine Erklärung für ein Unglück, das am Sonntag deutlich schlimmer hätte ausgehen können. Die Stadt ist gerade dabei, den Baumbestan­d aufzunehme­n

- VON MICHAEL HÖRMANN

Es war ein Unglück am Sonntag, das in erster Linie den Tramverkeh­r am Königsplat­z über Stunden ausbremste. Ein Baum fiel auf eine Oberleitun­g, die beschädigt wurde. Die Feuerwehr Augsburg war im Einsatz, um die Schäden vor Ort zu beheben. Die Stadtwerke stellten am Sonntag kurzfristi­g eine Ausweichro­ute auf die Beine, sodass der Tramverkeh­r auf den Linien 2, 3 und 6 gewährleis­tet war. Am Montag lief im Straßenbah­nverkehr dann wieder alles planmäßig.

Am Tag danach stellte sich die Frage, wie ein Baum mit einem Umfang von drei Metern so einfach umstürzen konnte. Das große Glück am Sonntagnac­hmittag war, dass keine Menschen oder ein Fahrzeug vom umstürzend­en Baum getroffen wurden. In der Sitzung des städtische­n Umweltauss­chusses kam das Thema zur Sprache. Irina Ehlert vom Grünamt der Stadt gab Auskunft, wie sie aus fachlicher Sicht das Unglück bewertet: „Man muss einfach sehen, dass es sich um einen Orkan gehandelt hat.“

Der Baum selbst sei im November 2018 von Fachleuten kontrollie­rt worden. Dabei seien einige kleine Mängel am Baum aufgefalle­n, aber zu diesem Zeitpunkt sei die Verkehrssi­cherheit des Baumes nicht infrage gestellt worden.

Bäume bei starken Stürmen beschädigt werden können, sei nicht ungewöhnli­ch, hieß es in der Sitzung. Anette Vedder, die Leiterin des städtische­n Grünamts, verwies auf Vorsichtsm­aßnahmen, die die Stadt gegebenenf­alls ergreife. So war zuletzt der Botanische Garten an zwei Tagen wegen Sturmwarnu­ngen kurzfristi­g geschlosse­n worden. Dies war auch am vergangene­n Sonntag der Fall. Dazu sagte Vedder: „Gerade weil derzeit die erfolg- reiche Schmetterl­ingsausste­llung im Botanische­n Garten läuft, die viele Besucher anzieht, war Handlungsb­edarf gegeben.“Herunterst­ürzende Äste könnten Kinder, die sich im Botanische­n Garten aufhalten, sehr wohl gefährden, sagte die Amtsleiter­in.

Im Umweltauss­chuss ging es am Montag zudem generell um die Situation der Bäume im Stadtgebie­t. Irina Ehlert berichtete über den Sachstand des laufenden Baumkadass tasters. Seit August 2017 werden im Stadtgebie­t sämtliche Bäume digital erfasst. Damit will sich das Grünamt einen Überblick verschaffe­n, wie viele Bäume es überhaupt gibt und in welchem Zustand sich die Bäume befinden. Die Arbeiten laufen. Sie werden noch drei Jahre dauern.

Bislang sind rund 31 000 Bäume von Baumfachle­uten untersucht und registrier­t worden, sagte Irina Ehlert. Sie geht davon aus, dass es am Ende zwischen 80 000 und 100 000 Bäume sein könnten. Zugleich schränkte sie ein, dass die Stadt nicht jeden Baum tatsächlic­h erfassen könne: „Ich rechne mit einer Quote von dann vielleicht am Ende 95 Prozent.“

Der Vorteil einer digitalen Erfassung sei, dass die Stadt quasi per Knopfdruck wisse, wie es um jeden einzelnen Baum bestellt sei. Dieser Überblick liegt gegenwärti­g bereits für den Wittelsbac­her Park vor. Alle 1300 Bäume sind hier untersucht.

 ??  ??
 ?? Foto: Peter Fastl ?? Unglück am Sonntag: Ein Orkan knickte diesen Baum am Königsplat­z um. Zum Glück wurde niemand verletzt.
Foto: Peter Fastl Unglück am Sonntag: Ein Orkan knickte diesen Baum am Königsplat­z um. Zum Glück wurde niemand verletzt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany