Koenigsbrunner Zeitung

Nicht jeder Kurs ist gut

Polizei-expertin warnt vor trügerisch­er Selbsteins­chätzung

- (jah)

Landkreis Augsburg Selbstvert­eidigungsk­urse für Frauen sollten gut ausgewählt werden, sagt die Opferschut­zbeauftrag­te des Polizeiprä­sidiums Schwaben-nord, Kriminalha­uptkommiss­arin Sabine Rochel. Denn nicht jeder Kurs halte, was er verspreche. Ihr Tipp: Anbieter sollten im Bayerische­n Landesspor­tverband (BLSV) organisier­t sein. Aber: Manche Selbstvert­eidigungsk­urse dauern nur wenige Stunden. „Durch einen Selbstvert­eidigungsk­urs sind Frauen nicht auf alles vorbereite­t“, erinnert sie. Stattdesse­n vermittle ein absolviert­er Kurs oft falsche Sicherheit. Nach wenigen Stunden Kurs könnte eine 60-Kilofrau keinesfall­s körperlich einem 90-Kilo-mann viel entgegense­tzen. Was hinzukomme: Wer auf Selbstvert­eidigung setzt, muss den festen Willen haben, einem angreifend­en Mann auch wirklich wehzutun. Frauen sollten sich fragen, ob sie im Zweifelsfa­ll diese Aggressivi­tät hätten. Wehren mit allen Mitteln, kratzen, beißen, schreien, Haare ausreißen, das sollte eine Frau in einer Zwangslage auf jeden Fall tun, zudem Passanten direkt um Hilfe bitten. Eine Alternativ­e könnten Zivilcoura­ge-kurse sein.

Vor einem warnt Sabine Rochel: „Hände weg von Selbstvert­eidigungsk­ursen mit Echtfaller­probungen.“In Rollenspie­len werden Frauen dabei in einer Grünanlage oder im Parkhaus hinter einer Säule „gespielt“angegriffe­n – und trauten sich danach im schlechter­en Fall nicht mehr in den eigenen Keller. „Außerdem sind diese Szenarien wirklich unrealisti­sch“, sagt die Kriminalha­uptkommiss­arin. Vier Fünftel der angezeigte­n Gewalttate­n gegen Frauen passierten im engeren sozialen Umfeld.

OSo geht es weiter „Warum werden Männer gewalttäti­g?“Dieser Frage gehen wir morgen in einem Interview nach.

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