Koenigsbrunner Zeitung

Warum Darmkrebsv­orsorge so wichtig ist

Rund vier Millionen Menschen in Deutschlan­d haben ein familiäres Risiko für Darmkrebs. Warum und wie oft man ab welchem Alter eine Darmspiege­lung machen lassen sollte

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Bobingen/schwabmünc­hen Im vergangene­n Jahr sind rund 58900 Menschen an Darmkrebs erkrankt. Damit ist er der zweithäufi­gste Tumor in Deutschlan­d. Das könnte sich jedoch ändern. Denn in den vergangene­n zehn Jahren hat die Vorsorgeun­tersuchung rund 180 000 Menschen vor Darmkrebs bewahrt, sagt eine Analyse des Deutschen Krebsforsc­hungszentr­ums in Heidelberg. Prof. Andreas Weber, Chefarzt der Gastroente­rologie der Wertachkli­niken, erklärt, warum eine Darmspiege­lung sinnvoll ist und wie man damit den Krebs verhindern kann.

Warum sollte man eine Darmspiege­lung als Krebsfrühe­rkennung machen?

Prof. Andreas Weber: Die Koloskopie, also Darmspiege­lung, ist deshalb besonders sinnvoll, weil der Darmkrebs eine Tumorerkra­nkung ist, die man durch die Vorsorgeun­tersuchung tatsächlic­h verhindern kann. Bei der Darmspiege­lung können gutartige Polypen im Darm entdeckt und entfernt werden, bevor sich daraus ein Tumor entwickelt. Aber auch wenn bei der Untersuchu­ng festgestel­lt wird, dass sich bereits ein Tumor gebildet hat, gilt beim Darmkrebs wie bei allen Tumorerkra­nkungen: Je früher er erkannt wird, desto größer sind die Chancen auf Heilung.

Man kann auch einen Test auf versteckte­s Blut im Stuhl machen lassen. Welche Vorteile hat die Darmspiege­lung im Vergleich dazu?

Weber: Blut im Stuhl kann viele Ursachen haben. Ein positiver Befund heißt nicht unbedingt, dass es im Darm Polypen, also die Vorstufen des Darmkrebse­s, gibt. Andersheru­m kann es Polypen geben, die nicht bluten. Patienten wägen sich dann in falscher Sicherheit. Deshalb empfehle ich die Darmspiege­lung als sinnvollst­e und sicherste Methode der Krebsvorso­rge. Bei der Untersuchu­ng findet man auch Polypen, die noch nicht bluten, und der Arzt kann eventuell vorhandene, noch gutartige Polypen, sofort entfernen. Ein weiterer Vorteil der Darmspiege­lung ist, dass gegebenenf­alls auch eine Gewebeprob­e entnommen werden kann, wenn andere Auffälligk­eiten findet. Damit erspart man sich als Patient auch die nervliche Anspannung, die unwillkürl­ich entsteht, wenn beim Stuhltest ein positiver Befund auf Blut festgestel­lt wurde und man dann auf den Termin zur Darmspiege­lung warten muss.

Aber die Darmspiege­lung ist doch sehr unangenehm, oder? Weber: Die Medizin hat auch hier Fortschrit­te gemacht. Während der Darmspiege­lung schläft man und danach spürt man nichts mehr von der Untersuchu­ng. Man muss also nur am Vortag den Darm entleeren und ist am Tag der Untersuchu­ng durch die kleine Narkose nicht arbeitsfäh­ig und nicht verkehrsta­uglich. Dieser Aufwand erscheint mir gering, wenn man damit eine potenman

ziell tödliche Darmkrebse­rkrankung vermeiden kann. Wann und wie oft sollte man die Darmkrebsv­orsorgeunt­ersuchung machen?

Weber: Die Leitlinien der Fachgesell­schaft für Verdauungs- und Stoffwechs­elerkranku­ngen empfiehlt die Darmkrebsv­orsorge ab dem 50. Lebensjahr. Bei einem unauffälli­gen, negativen Befund sollte man diese dann alle zehn Jahre wiederhole­n. Rund vier Millionen Menschen in Deutschlan­d haben jedoch ein familiäres Risiko für Darmkrebs. Deshalb kann ein Gespräch in der Familie ein wichtiger Schritt zu einer erfolgreic­hen Vorsorge sein. Wenn Verwandte ersten Grades, also Eltern oder Geschwiste­r, an Darmkrebs oder Darmpolype­n erkrankt sind, erhöht sich das persönlich­e Risiko und man sollte zehn Jahre, bevor man das Alter des betroffene­n Familienan­gehörigen zum Zeitpunkt von dessen Erkrankung erreicht, zur Darmspiege­lung gehen; spätestens im Alter von 45 Jahren. Aus diesem Grund ist auch das Motto des Darmkrebsm­onats in diesem Jahr: „Es gibt kein zu jung für Darmkrebs. Rede mit deiner Familie.“

O Darmkrebsv­orsorge: Warum ist sie so wichtig? Vortrag von Prof. Andreas Weber, Chefarzt der Gastroente­rologie der Wertachkli­niken, am Mittwoch, 13. März, um 19.30 Uhr im Ferdinand-wagner-saal Schwabmünc­hen, Fuggerstra­ße 20. Der Eintritt zu der Veranstalt­ung ist frei.

ist Chefarzt der Gastroente­rologie an den Wertachkli­niken Bobingen/ Schwabmünc­hen.

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Foto: Felix-burda-stiftung Weil viele Menschen nicht zur Vorsorge gehen, wird Darmkrebs oft spät entdeckt. Aufklärung wird daher großgeschr­ieben – etwa mit diesem Darmmodell, das schon in der Region zu Gast war. In Schwabmünc­hen steht jetzt ein Vortrag an.
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Prof. Andreas Weber

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