Koenigsbrunner Zeitung

Die Kröte in uns

Warum sich Mensch und Tier manchmal verblüffen­d ähnlich sind

- VON STEPHANIE SARTOR

Zugegeben – besonders schmeichel­haft ist das nicht. Aber man kommt nicht umhin festzustel­len: Ein bisschen sind wir Menschen wie Kröten. Richtig. Kröten.

Es ist doch so: Jedes Jahr im Frühling erwachen Kröten, Frösche und Molche aus ihrer Winterstar­re, recken ihre glitschige­n Glieder in die ersten sanften Sonnenstra­hlen – und wandern los. Die Naturschut­zverbände haben Autofahrer gerade wieder dazu aufgerufen, an den vielbehüpf­ten Krötenwand­erstrecken besonders langsam zu fahren. Sonst ... Na ja, Sie wissen schon. Die Tiere wandern zu genau den Seen und Tümpeln, in denen sie selbst geboren wurden, und legen dort ihre Eier ab.

Gut, in diesem Punkt hinkt er ein bisschen, der Kröten-Vergleich. Aber abgesehen davon: Nach all den mürrischen, matschigen Monaten, haben wir da nicht auch – wo es nun endlich, endlich, endlich Frühling wird – das Gefühl, aus einer Winterstar­re aufzuwache­n? Und jede Wette: Wer demnächst an einem wohlig warmen Märztag zum Kloster Andechs hinauf wandert, der wird etliche Gleichgesi­nnte treffen – und im Bräustüber­l wahrschein­lich ziemlich lange auf seine Halbe warten müssen.

Wobei das im Vergleich zu vielen anderen Touristenz­ielen im Freistaat wahrschein­lich noch harmlos ist. Man denke nur an das Münchner Hofbräuhau­s, in dem Gäste aus aller Welt einmal im Leben bierselig schunkeln wollen. Oder an Schloss Neuschwans­tein, wo sich tausende Touristen, staunend ob dieser Märchenhaf­tigkeit, auf die Füße treten. Alles ein bisschen wie bei der Krötenwand­erung, oder?

Das Ganze hat einen Namen: „Overtouris­m“. Diesen Übertouris­mus spürt beileibe nicht nur Bayern, sondern auch Österreich, wie auf der zu lesen ist.

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