Die Kröte in uns
Warum sich Mensch und Tier manchmal verblüffend ähnlich sind
Zugegeben – besonders schmeichelhaft ist das nicht. Aber man kommt nicht umhin festzustellen: Ein bisschen sind wir Menschen wie Kröten. Richtig. Kröten.
Es ist doch so: Jedes Jahr im Frühling erwachen Kröten, Frösche und Molche aus ihrer Winterstarre, recken ihre glitschigen Glieder in die ersten sanften Sonnenstrahlen – und wandern los. Die Naturschutzverbände haben Autofahrer gerade wieder dazu aufgerufen, an den vielbehüpften Krötenwanderstrecken besonders langsam zu fahren. Sonst ... Na ja, Sie wissen schon. Die Tiere wandern zu genau den Seen und Tümpeln, in denen sie selbst geboren wurden, und legen dort ihre Eier ab.
Gut, in diesem Punkt hinkt er ein bisschen, der Kröten-Vergleich. Aber abgesehen davon: Nach all den mürrischen, matschigen Monaten, haben wir da nicht auch – wo es nun endlich, endlich, endlich Frühling wird – das Gefühl, aus einer Winterstarre aufzuwachen? Und jede Wette: Wer demnächst an einem wohlig warmen Märztag zum Kloster Andechs hinauf wandert, der wird etliche Gleichgesinnte treffen – und im Bräustüberl wahrscheinlich ziemlich lange auf seine Halbe warten müssen.
Wobei das im Vergleich zu vielen anderen Touristenzielen im Freistaat wahrscheinlich noch harmlos ist. Man denke nur an das Münchner Hofbräuhaus, in dem Gäste aus aller Welt einmal im Leben bierselig schunkeln wollen. Oder an Schloss Neuschwanstein, wo sich tausende Touristen, staunend ob dieser Märchenhaftigkeit, auf die Füße treten. Alles ein bisschen wie bei der Krötenwanderung, oder?
Das Ganze hat einen Namen: „Overtourism“. Diesen Übertourismus spürt beileibe nicht nur Bayern, sondern auch Österreich, wie auf der zu lesen ist.