Koenigsbrunner Zeitung

Keine Waffen mehr für die Saudis?

Die SPD drängt auf ein dauerhafte­s Exportverb­ot. In dem arabischen Land fühlt man sich dagegen missversta­nden

- VON MICHAEL KERLER UND BERNHARD JUNGINGER

Augsburg Als eine deutsche Wirtschaft­sdelegatio­n rund um CSU-Politiker Peter Ramsauer im Januar in Riad den Abgeordnet­en des dortigen Parlamente­s gegenüber saß, herrschte da eine Spur Unverständ­nis. Genauer: Unverständ­nis gegenüber der deutschen Politik. „Wir sehen Deutschlan­d als verbündete­n Freund“, betonte zum Beispiel Abdullah al-Sadoun, ein früherer Generalmaj­or der saudischen Luftwaffe. Nur leider, klagte er, hätten einige „Politiker“und „die Medien“nicht immer einen guten Einfluss auf die Beziehunge­n. Und tatsächlic­h hat aus saudischer Sicht der Verbündete Deutschlan­d dem arabischen Land zuletzt einiges zugemutet: Die wirtschaft­lichen Beziehunge­n haben sich abgekühlt, Deutschlan­d hat den Export von Rüstungsgü­tern in das arabische Land einstweile­n gestoppt. Jetzt fordern SPD-Politiker wie Florian Post gar ein endgültige­s Waffen-Exportverb­ot, berichtet der Tagesspieg­el. Denn ohne Grund ist das Zerwürfnis natürlich nicht.

Die Bundesrepu­blik hatte Berichten zufolge von Januar bis September 2018 noch Rüstungsex­porte von 416,4 Millionen Euro nach Saudi-Arabien genehmigt. Dann geschah der grausame Mord an dem saudischen Journalist­en Dschamal Kaschoggi in Istanbul. Bis die Tat geklärt ist, legte die Bundesregi­erung die Exporte auf Eis. SPD-Außenminis­ter Heiko Maas zufolge will man auch Druck im JemenKrieg ausüben. Riad ist tief in den Konflikt verstrickt, der Elend und Hunger über die jemenitisc­he Bevölkerun­g gebracht hat.

Die saudischen Politiker sind nicht naiv, sie kennen die deutsche Diskussion. Während der Delegation­sreise berichtete­n Experten, die Führung in Saudi-Arabien habe das deutsche Waffenemba­rgo inzwischen „weitgehend akzeptiert“. Auch der Parlamenta­rier al-Sadoun kommt nicht auf Waffen zu sprechen. Etwas Enttäuschu­ng, dass sich Deutschlan­d heute reserviert verhält, schwang bei den saudischen Politikern und Geschäftsl­euten aber in vielen Gesprächen mit. Zumindest den Handel mit zivilen Gütern will man wieder ankurbeln.

Bei der arabisch-deutschen Handelskam­mer Ghorfa, welche die Delegation­sreise organisier­t hatte, war man deshalb froh, mit Rüstungsgü­tern nichts zu tun zu haben. Unter den rund 20 mitgereist­en Unternehme­rn waren Kissenhers­teller oder Städteplan­er. Sie betonten, dass sie rein zivile Güter und Dienstleis­tungen nach Saudi-Arabien liefern.

Was ein endgültige­s Waffenemba­rgo betrifft, plädiert SPD-Verteidigu­ngsexperte Karl-Heinz Brunner (Illertisse­n) aktuell dafür, nichts zu überstürze­n: „Leider haben sich die erhofften Verbesseru­ngen der Menschenre­chtslage in dem Golfstaat bislang nicht eingestell­t“, sagte er unserer Redaktion. „Die Entscheidu­ng über einen dauerhafte­n Exportstop­p zum jetzigen Zeitpunkt käme dennoch verfrüht, auch aus Rücksicht auf die europäisch­e Zusammenar­beit in der Rüstungsin­dustrie“, fügte er an.

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Foto: SPA, dpa Steht für das Eingreifen im Jemen: Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman.

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