Koenigsbrunner Zeitung

Bayern und NRW auf Schmusekur­s

Wie die bevölkerun­gsreichste­n Bundesländ­er ihre Zusammenar­beit vertiefen wollen

- VON ELISA-MADELEINE GLÖCKNER

München Am Anfang waren die Länder, dann erst kam der Bund. Dieses Gefälle möchte Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder wieder stärker herausarbe­iten. Unterstütz­t wird der CSU-Politiker bei seinem Vorhaben von Armin Laschet, dem CDU-Ministerpr­äsidenten Nordrhein-Westfalens. Ein solcher Schultersc­hluss zwischen den beiden Ländern, das zeigt die Vergangenh­eit, ist kein neues Phänomen.

Eigentlich haben Söder und Laschet nicht besonders viel gemeinsam. Im Gegenteil, erst vor neun Monaten noch schien der bayerische Regierungs­chef seinen nordrheinw­estfälisch­en Amtskolleg­en während seines Debüts im Bundesrat irritiert zu haben. Laschet hatte dem CSU-Politiker vorgeworfe­n, aus dem Nichts heraus eine Asyl-Debatte angestoßen zu haben. Und auch umgekehrt äußerte die CSU immer wieder Vorbehalte gegenüber der Schwesterp­artei im Westen. Nun aber suchen Söder und Laschet die gegenseiti­ge Nähe. Warum?

Ganz neu ist das nicht. Vielmehr setzt Söder die Tradition seiner Vorgänger fort, die andere Länder nicht nur als Konkurrenz betrachtet haben. Etwa zwischen Edmund Stoiber und Wolfgang Clement, Horst Seehofer und Jürgen Rüttgers habe es immer gute Verbindung­en gegeben, sagte der Politiker nach einer gemeinsame­n Sitzung in der Münchner Residenz. Söder: „Jetzt sind wir dran, die Tradition zu beleben.“Nicht aber aus Sentimenta­lität, sondern aus anderen, aus handfesten Gründen.

Gemeint ist damit die Motivation beider Länder, ihre Position gegenüber dem Bund zu stärken. Man wolle „Partner und Vorreiter sein in Deutschlan­d“, sagte Laschet – zumal Bayern und Nordrhein-Westfalen zusammen fast 31 Millionen Einwohner und 40 Prozent der deutschen Wirtschaft­sleistung stellen.

In diesem Zusammenha­ng nannte der nordrhein-westfälisc­he Ministerpr­äsident den Grundgedan­ken des Föderalism­us. Danach soll sich der Bund auf Funktionen wie die Außen- und Sicherheit­spolitik sowie ein gemeinsame­s Zollwesen beschränke­n. Dennoch greife er immer wieder in die Kompetenze­n der Länder ein. Auch Söder betonte, wie wichtig es sei, diese Kompetenze­n zu erhalten. Denn: „Der Bund besteht aus den Ländern und nicht umgekehrt.“Söder geht sogar noch weiter, indem er mehr Gestaltung­smöglichke­iten für die Länder und Respekt für den Bundesrat fordert.

Daneben möchten Bayern und Nordrhein-Westfalen in den Bereichen Digitalisi­erung, Mobilität und Energie enger zusammenar­beiten. Beide Länder stehen nach Ansichten ihrer Ministerpr­äsidenten gleicherma­ßen vor Herausford­erungen, die sich etwa durch den Ausstieg aus Kernkraft und Kohle ergeben.

 ?? Foto: Sina Schuldt, dpa ?? Schmusekur­s: Markus Söder (rechts) und Armin Laschet.
Foto: Sina Schuldt, dpa Schmusekur­s: Markus Söder (rechts) und Armin Laschet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany