Ein Meister aus Irsee
Werke von Meinrad Spieß in St. Anna
Wenn man an deutsche Barockmusik denkt, kommen einem Komponisten wie Georg Philipp Telemann oder Johann Sebastian Bach in den Sinn. Doch es gibt andere, die nicht die große Popularität erreicht haben, aber nicht weniger interessante Musik schufen. Einer ist Meinrad Spieß, dessen Werke nun in der evangelischen Kirche St. Anna aufgeführt wurden. Das Instrumentalensemble Studio XVII präsentierte dessen Werke zusammen mit den Aurelius Sängerknaben Calw unter der Leitung von Bernhard Kugler.
Meinrad Spieß wurde 1683 in Honsolgen – heute ein Stadtteil von Buchloe – geboren. Der Orgel- und Glockenexperte war 37 Jahre lang Musikdirektor der freien Reichsabtei Irsee. Er war Mitglied der „Correspondierenden Societät der musikalischen Wissenschaften in Deutschland“, sozusagen der ersten musikwissenschaftlichen Gesellschaft Deutschlands. Spieß starb 1761 in Irsee.
Das erste Stück war mit „Regina Coeli“ein Werk in reduzierter Besetzung: Sopran, Alt und Basso continuo. Darauf folgte „Missa pro Defunctis“, ein etwa 20-minütiges Requiem für Soli, Chor, Streicher und Orgel. Das letzte rund dreiviertelstündige Werk war „Stabat Mater“in gleicher Besetzung. Roland Götz, Organist und Leiter des Studio XVII, kündigte dieses Stück von Spieß als „intensives, anrührendes“Spätwerk an. Es wurde nicht zu viel versprochen.
Der 28 Mann starke Chor und das achtköpfige Kammerorchester boten eine erstklassige Leistung, besonders die kontrapunktischen und melismatischen Sequenzen meisterten die jungen Sänger mit Bravour. Gespielt wurde auf historischen Instrumenten, dabei wurde ein sogenanntes Violoncello da spalla, also eine vergrößerte Viola, zum Blickfang.