Am Freitag eröffnet die neue Kantine am Kö
Anfang Februar verließ der Kult-Klub das Reese-Gelände in Kriegshaber, um mitten in der Stadt wieder zu starten. Im Interview sprechen die Betreiber über das Konzept, die Ängste der Besucher und ein neues Bier
Am Freitag geht es los: Die neue Kantine startet am Königsplatz. Was wird am ersten Wochenende geboten sein? Sebastian Karner: Wir starten am Freitag gleich mit unserem neuen Clubabend, den wir fest am Freitag etablieren wollen.
Jürgen Lupart: Er wird Stadtaffen heißen – so wie das Debütalbum von Peter Fox.
Karner: Da wird moderne, urbane, alternative Indie- und Hip-HopMusik gespielt. Es wird ein Abend, wie wir ihn in der ganz alten Kantine schon hatten. Am Samstag gibt es den ersten Rave. Wir begrüßen die neue Kantine genau so, wie wir die letzte Kantine verabschiedet haben.
Ein Teil des Stammpublikums fürchtet diesen Umzug vom Reese-Areal in die Stadt. Es gibt Ängste, dass nun alles anders werden könnte in der Kantine. Karner: Ehrlich gesagt erinnert mich ziemlich viel in dem neuen Club an die erste Kantine. Es gibt zwei Bereiche – einen großen und einen kleinen Floor. Der Raum erscheint eher rund als rechteckig. Wir haben nicht versucht, die letzte Kantine neu aufzubauen, denn daran würden wir nur scheitern. Wir bleiben uns treu, erfinden uns aber neu. Wie wird das aussehen?
Karner: Zum einem wird es natürlich all unsere Clubabende, wie die Depeche-Mode-Party, Titti Twister oder Lovepop auch dort geben und mit Stadtaffen und der 80s-Party jetzt zwei neue. Zum anderen sind wir ein Live-Club und es gibt natürlich Konzerte. Die Farbe der Wände ist neutral gehalten. Wir setzen auf Licht und Ton und haben kräftig in die Anlagen investiert.
Dafür können die Besucher jetzt nicht mehr vor der Tür parken und es gibt keinen Außenbereich mehr – beides wird teilweise kritisiert.
Lupart: Dafür sind wir jetzt mitten in der Stadt. Besser kann man gar nicht erreichbar sein. Gerade mit öffentlichen Verkehrsmitteln – der Kö liegt ja genau gegenüber. Der Hauptbahnhof ist in Laufweite.
Karner: Früher hat man uns vorgeworfen: „Ihr macht ja ein tolles Programm, aber ihr seid so weit draußen.“Jetzt sind wir drinnen und wer mit dem Auto kommen will, der kann im nebenanliegenden Parkhaus Halderstraße parken.
Lupart: Der Außenbereich in der alten Kantine hätte aufgrund der veränderten Wohnsituation ohnehin nicht mehr so genutzt werden können.
Karner: Wir haben das Stimmungsbild schon auch wahrgenommen und sagen unseren Besuchern: Kommt einmal vorbei, seht euch den Laden an und gebt ihm eine faire Chance.
Sie haben das Reese-Gelände nicht freiwillig verlassen.
Karner: Nein. Das war von jeher eine Zwischennutzung. Wir mussten aus dem alten Gebäude raus, weil es abgerissen wird.
Lupart: In den vergangenen vier Jahren saßen wir wie auf dem Schleudersitz und mussten uns nach einer neuen Location umsehen. Nachdem wir uns für den ehemaligen YumClub entschieden hatten, stellte sich heraus, dass es Probleme mit dem Brandschutz gibt.
Der Yum-Club hat im Juli 2017 geschlossen. Nach sechs Monaten Umbauarbeiten sollte die Kantine einziehen. Hat sich das wegen den Brandschutzmaßnahmen so lange verzögert? Karner: Ja. Eigentlich wollten wir das bestehende Mobiliar übernehmen und einfach alles ein wenig aufhübschen. Der Bestand war ja erst sieben Jahre alt. Aber als die Nachricht mit den Brandschutzmaßnahmen kam, haben wir alles rausreißen lassen und bei null angefangen. Außer Außenwände und Säulen war nichts mehr da vom Yum-Club. Wir haben zum Sprint angesetzt und es ist ein Marathon daraus geworden.
Was wurde noch verändert?
Karner: Wir haben – wo möglich – den Sichtbeton im Eingangsbereich freigelegt. Der Grundriss hat sich komplett verändert. Die Lüftung wurde erneuert.
Lupart: Darüber freue ich mich am meisten. Im Winter muss ich nicht mehr frieren, im Sommer wird es nicht so heiß wie im ersten Stock der alten Kantine.
Karner: Die Bars sind neu. Die Krake aus dem Treppenhaus der alten Kantine wurde über einer Bar drapiert. Aus dem DJ-Bereich des Flammensaals wurde in der neuen Kantine die Garderobe gefertigt. Einige Bilder und Gegenstände ziehen ebenfalls mit um. Die Besucher werden also auch die alten Kantine dort wieder entdecken.
Die neue Kantine ist kleiner als die bisherige.
Karner: Das stimmt und ist auch so in Ordnung. Das Weggehverhalten hat sich verändert: Gerade die Studenten gehen weniger weg. In der alten Kantine hatten wir je nach Nutzung eine Einlassgenehmigung für rund 800 Besucher. Jetzt sind 500 Besucher zugelassen.
„Wir bleiben uns treu, erfinden uns aber neu.“
Was steckt hinter dem Bier „Kante“? Karner: In der neuen Kantine gibt es keine Bierbindung. In meinem Lokal „Lamm“habe ich auch ein eigens für den Laden gebrautes Bier im Angebot, die Lamm-Halbe. Das kommt so gut an, dass wir das auch für die Kantine in Auftrag gegeben haben. Es heißt „Kante“.
Interview: Miriam Zissler
● Betreiber Für Sebastian Karner und Jürgen Lupart, den alle Lupo nennen, ist es der dritte Neuanfang. 2002 eröffneten sie die erste Kantine im Reese-Areal. Dort zogen sie 2008 in die zweite Kantine um. 2019 eröffnet nun die dritte Kantine.