Grandios gescheitert
Fitness Unser Reporter versuchte sich mit Mitte 50 beim Sport-Test der Polizei
Königsbrunn
Es begann damit, dass sich mein Sohn bei der Polizei bewerben wollte. Und man weiß ja: Polizisten müssen körperlich fit sein und das auch während ihrer Ausbildung in diversen Prüfungen unter Beweis stellen. Und bei der Gelegenheit fragte ich mich, ob ich mit 55 Jahren das noch schaffen würde.
Ich habe, so lange ich zurückdenken kann, Sport gemacht. Schon als Sechsjähriger bin ich mit meinem Vater laufen gegangen, dann Fußball gespielt, als Jugendlicher Leichtathletik gemacht, später Basketball gespielt, und jetzt zwei bis dreimal die Woche Joggen, ins Fitnessstudio oder Rad fahren. Aber reicht das, um Fitness-Tests zu bestehen, bei denen sich 16- bis 20Jährige schwer tun? Bei der Bereitschaftspolizei in Königsbrunn hatte ich jetzt die Möglichkeit, einige Prüfungen mal auszuprobieren. Und um es vorweg zu nehmen: Ich bin grandios gescheitert.
Beim Bankdrücken lief es noch am besten. Ich musste eine 60-KiloHantel so oft wie möglich nach oben stemmen. Die Hantel war verdammt schwer – kein Vergleich mit dem Gewicht, das ich bei meinem Gerätezirkel im Fitnessstudio auflege. Neun mal habe ich das geschafft – das hätte wenigstens für eine knappe vier gereicht.
Die nächste Übung nannte sich Pendellauf. Vier mal hin und zurück sprinten zwischen zwei Bänken, die zehn Meter auseinander standen. Doch damit nicht genug: Wahrend des Laufs musste ich ein Seil in der Hand halten. Nach Überqueren der Bank musste es auf dem Boden abgelegt und ein anderes Seil aufgehoben werden. Das hätte man unter 28 Sekunden schaffen müssen. Ich hab über 30 gebraucht – durchgefallen.
Ganz bitter wurde es dann beim Springen über eine rund 30 Zenti- meter hohe Bank. 42 Sprünge sollte man in 30 Sekunden schaffen – es reichte gerade mal für 24. Aber wenigstens hatte ich nach diversen Bandscheibenvorfällen und Rücken-OP eine gute Ausrede. „Man hat gemerkt, dass Sie sehr vorsichtig ran gehen und nach jedem Sprung eine kleine Pause gemacht haben. Dann ist das natürlich kaum zu schaffen“, sagte Markus Gebele. Der Triathlet, der schon mehrfach beim Ironman in Hawaii das Ziel erreicht hat, gehört zu den Sportausbildern in Königsbrunn.
Und weil das Schönste zum Schluss kommt, haben sich meine Betreuer Markus Gebele und Johannes Daxbacker vom Sachgebiet Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei noch ein Schmankerl aufgehoben: den Einsatzparcours.
Vier Runden musste ich bewältigen, wobei ich jedes Mal einen 1,10 Meter hohen Kasten überwinden, einen kleinen Slalom-Parcours durchlaufen und mich immer wieder hinlegen und aufstehen musste. Markus Gebele gab mir noch mit auf den Weg: „Nicht zu schnell angehen, sonst gibt es am Ende Probleme mit dem Kasten.“Den habe ich zwar jedes mal überwinden können, war aber wieder zu langsam: 1:20 Minuten waren erlaubt, bei mir waren es 2:10.
Das war also nichts, obwohl ich mich für einigermaßen fit halte. Man ist halt keine 18 mehr, doch Markus Gebele macht mir Mut: „Mit einem halben Jahr gezielten Training würden Sie das hinbringen.“Und Johannes Daxbacher ergänzt: „Auch unsere Auszubildenden müssen sich auf die Prüfung vorbereiten, sonst wird es schwer. Aber der Großteil schafft sie am Ende doch.“
Nach der Ausbildung gibt es aber keine Fitnesstests bei der Polizei mehr. „Jeder Polizist hat die Pflicht, am Dienstsport teilzunehmen. Denn die körperlichen Anforderungen an den Polizeiberuf sind hoch“, sagt Johannes Daxbacher. Übrigens: Mein Sohn hat es sich damals dann doch anders überlegt und sich nicht bei der Polizei beworben. Ihm ist diese Erfahrung also erspart geblieben.