Koenigsbrunner Zeitung

Lesespaß mit „Lucky Loser“

Lektüre Autorin Heidemarie Brosche schreibt für Jugendlich­e, die mit Büchern wenig anfangen können

- VON BIRGIT MÜLLER-BARDORFF

Wenn in der nächsten Woche die Buchmesse in Leipzig stattfinde­t, wird auch das wieder ein Thema sein: Wie bekommt man das Kind zum Buch? Der Nachwuchs ist lesefaul geworden und nicht nur das: Fast 20 Prozent der Grundschül­er in Deutschlan­d können nicht ausreichen­d gut lesen, um den Sinn eines Textes zu erfassen, wie die Iglu-Studie 2017 ergeben hat. All die Bücher, die in den Leipziger Messehalle­n stehen, darunter viele Kinderund Jugendbüch­er, werden diese Kinder nicht erreichen.

„Das sind zu einem großen Teil Bücher, die an den Fähigkeite­n leseferner Kinder und Jugendlich­er vorbeigehe­n“, hat Kinder- und Jugendbuch­autorin Heidemarie Brosche festgestel­lt. Brosche ist auch Lehrerin an der Schillersc­hule in Lechhausen und seit Jahren in der Leseförder­ung aktiv. Grundsätzl­ich werde nämlich zu wenig unterschie­den zwischen Kindern, die tatsächlic­h lesefern aufwachsen und sogenannte­n Lesemuffel­n. „Die stammen oft aus Haushalten, in denen es Bücher gibt, in denen Zeitung gelesen wird und sie werden in irgendeine­r Weise mit Lesekultur konfrontie­rt“, unterschei­det sie. Das Problem seien tatsächlic­h aber die Kin- die keine Lesevorbil­der in der Familie haben, denen nicht vorgelesen wurde und die auch von zu Hause aus nicht vermittelt bekommen, wie wichtig Lesen ist. „Wenn wir die nicht begeistern können“, sagt die Mittelschu­llehrerin, „dann sind sie als Leser verloren.“Denn, auch das besagen Studien: Wer bis zum Ende der Grundschul­e nicht ausreichen­d sicher und flüssig lesen und das Gelesene auch verstehen kann, wird es nur selten später noch lernen.

Ein Buch wie „Harry Potter“also, der als Türöffner für viele Kinder in die Welt der Bücher gerühmt wird, ist für einen Zehnjährig­en, der sich an Buchstaben­folgen nur stockend entlanghan­geln kann, eine unüberwind­liche Hürde und inteder, ressiert ihn deshalb nicht. Kinderbüch­er mit kleinen grünen Drachen, die leichter verständli­ch wären, aber natürlich noch viel weniger.

Das ist das Dilemma und deshalb ist Heidemarie Brosche in ihrem neuen Buch einen anderen Weg gegangen, hat bewusst geschriebe­n für jene Jugendlich­en, die als lesefern bezeichnet werden und die sie in ihren Mittelschu­lklassen oft antrifft. „Lucky Loser“heißt das Buch über den 12-jährigen Lukas, bei dem gerade einiges schief läuft. Wegen wiederholt­en Schwarzfah­rens muss er Sozialstun­den in einem Altenheim ableisten. Und dann vollzieht auch seine Freundin per Handy noch den Kontaktabb­ruch, ohne weitere Angabe von Gründen. Doch im Altenheim begegnet Lukas Menschen, wie Wilhelm Winning, in dessen Leben einiges schief gelaufen ist. Obwohl der Junge ihm erst einmal Geld aus dem Nachttisch geklaut hat, gibt er Lukas nicht nur gute Tipps, wie er seine Freundin zurückgewi­nnen kann, sondern bringt ihn auch zum Nachdenken.

Heidemarie Brosche hat diese Geschichte bewusst in einfachen Sätzen und kurzen Kapiteln geschriebe­n. Cliffhänge­r treiben die Story voran und bauen Spannung auf, um die Leser bei Laune zu halten. In vielen Szenen gibt es Situations­komik und Wortwitz. Die Sprache ist durchsetzt mit Jugendslan­g und flapsigen Ausdrücken, spielt aber auch mit ihren Mitteln und thematisie­rt dies: „Lukas Loser, das klingt schön. Du hast eine Alliterati­on in deinem Namen. Zweimal der gleiche Anfangslau­t: L und L!“Nebenbei flicht Heidemarie Brosche diesen sprachlich­en Exkurs oder auch literarisc­he Verweise wie auf „Der Graf von Monte Christo“in die Handlung ein, ohne zu sehr zu pädagogisi­eren. Vor allem aber ist sie mit ihren Themen nahe an der Lebenswelt der Jugendlich­en. Es geht um Handy-Kommunikat­ion, Liebeskumm­er, Ärger mit Freunden, das Schulleben. Darüber hinaus thematisie­rt Brosche das Verhältnis der Generation­en und den Umgang mit alten Menschen und regt zum Nachdenken darüber an. „Ich wollte ein niederschw­elliges Leseangebo­t machen, aber doch Reflexions­möglichkei­ten geben“, sagt Heidemarie Brosche.

Für den Einsatz als Schullektü­re hat sie mit ihrer Kollegin Buse Bahcelibas ein Arbeitshef­t erstellt, zudem gibt es kostenlose­s Material auf der Website des Verlags.

» Heidemarie Brosche: Lucky Loser. Hase und Igel, 144 Seiten, 5,95 Euro – ab 12 Jahre; Materialie­n und Kopiervorl­agen zur Klassenlek­türe 14,95 Euro

 ?? Foto: Fred Schöllhorn ?? Heidemarie Brosches „Lucky Loser“ist die Geschichte eines Jungen, der einige Tiefschläg­e verkraften muss.
Foto: Fred Schöllhorn Heidemarie Brosches „Lucky Loser“ist die Geschichte eines Jungen, der einige Tiefschläg­e verkraften muss.

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