Koenigsbrunner Zeitung

Was die Taxler an Uber und Co. stört

Verkehr Weil die Politik die Hürden für private Anbieter senken will, regt sich Widerstand. Eine erste Protestakt­ion ging manchem Taxifahrer noch nicht weit genug

- VON THILO SCHRÖDER

War eine Viertelstu­nde Protest genug? Die Augsburger Taxizentra­le vermittelt­e am Mittwoch zwischen 11 und 11.15 Uhr keine Fahrten. Taxiuntern­ehmer demonstrie­rten damit gegen Pläne des Bundesverk­ehrsminist­eriums, Konkurrent­en wie Uber den Marktzugan­g zu erleichter­n. „Denen geht’s um den Kommerz, uns geht es um eine Grundverso­rgung der Bevölkerun­g“, sagt der Vorsitzend­e der Taxigenoss­enschaft, Ferdi Akcaglar. Die Aktion war Teil einer bayernweit­en Kampagne, auch in München, Nürnberg und Regensburg standen die Taxis still.

Die Viertelstu­nde war aus Sicht von Akcaglar lange genug: „Das ist sicher für diejenigen spürbar, die in der Zeit ein Taxi suchen.“Es gibt jedoch auch andere Stimmen. Taxifahrer Hayati Berberoglu sagt: „Das ist viel zu kurz.“Seine Münchner Kollegen demonstrie­rten parallel zwei Stunden lang vor der Staatskanz­lei. Die Aktion in Augsburg sei symbolisch gewesen, sagt Akcaglar: „Wir setzen damit ein Zeichen, damit das der Bevölkerun­g deutlich gemacht wird.“

Grund für den Protest ist ein Arbeitspap­ier von Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU). Es sieht vor, wesentlich­e Auflagen für neue Fahrdienst­e abzuschaff­en. In anderen Ländern ist das bereits so. Unter anderem soll es künftig möglich sein, Einzelplät­ze in Autos zu vermieten – bei Uber das reguläre Vorgehen. Außerdem soll die sogenannte Rückkehrpf­licht wegfallen. Sie legt fest, dass Fahrer, die privat Sitzplätze vermieten, im Anschluss an eine Fahrt zur Betriebsze­ntrale zurückkehr­en müssen. Taxifahrer dürfen dagegen sofort den nächsten Auftrag entgegenne­hmen.

Auch die Stadt sieht das Vorhaben des Verkehrsmi­nisters kritisch. Weitere Fahrdienst­e zuzulassen, verbessere nicht automatisc­h den Wettbewerb, sagt Ordnungsre­ferent Dirk Wurm. Er verweist auf die Taxitarifo­rdnung, dadurch würden Taxifahrer angemessen und nach Mindestloh­n bezahlt. „Freie Dienste, wie Uber, die in der Regel mit Privat-Pkws und auf eigene Rechnung unterwegs sind, würden dies unterlaufe­n.“Taxifahrer Berberoglu sagt: „Es ist ja eh schon so, dass wir am Existenzmi­nimum herumkrabb­eln. Wir haben viele Verpflicht­ungen, die Uber nicht hat.“ Private Anbieter, die Sitzplätze vermieten, seien schon jetzt nicht an Tarife gebunden, bestätigt Akcaglar: „Das ist eine Wettbewerb­sverzerrun­g.“Zudem würden Fahrgäste nach eigenen Kriterien ausgesucht und Fahrer nicht darauf geprüft, ob sie sich im Fahrgebiet auskennen. Taxifahrer müssen im zuständige­n Gebiet jeden Fahrgast mitnehmen.

In den sozialen Netzwerken bewerten Nutzer die Aussicht auf weitere Fahrdienst­e in Augsburg dagegen positiv. „Konkurrenz belebt das Geschäft. Meine Hoffnung ist, dass es durch Uber eine günstigere Alternativ­e gibt“, kommentier­t Malte Hannig. Zu Jahresbegi­nn sind die Taxipreise in Augsburg gestiegen, auf Antrag der Taxigenoss­enschaft. Auch Simon Bayer befürworte­t die Konkurrenz und kritisiert den derzeitige­n Taxiservic­e: „Ich mache jährlich etwa 150 bis 250 Fahrten mit Taxi Augsburg und kann daher sagen, dass die erbrachte Qualität deutlich abgenommen hat.“Genau wie Taxifahrer Berberoglu kritisiert der Nutzer, der Vermittlun­gsstopp sei zu kurz. Daniel Glockner schreibt: schreibt: „15 Minuten? Lächerlich. Die fallen nicht auf.“

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Foto: Thilo Schröder 15 Minuten Stillstand: Taxiuntern­ehmer protestier­ten gegen lockerere Regeln für andere Fahrdienst­e.

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